Luzk. Ein schwer bewaffneter Mann hatte einen Bus mit 20 Menschen in seine Gewalt gebracht. Die Polizei nahm jetzt weitere Verdächtige fest.

Die Stunden andauernde Geiselnahme in einem Bus in der ukrainischen Stadt Luzk hatte die Polizei am Dienstag unblutig beenden können: Nun haben die Ermittler neben dem 44-jährigen Hauptverdächtigen weitere Personen festgenommen.

Ein Mann aus Charkiw im Osten des Landes soll Kontakt zu dem Geiselnehmer gehabt haben, teilte Innenminister Arsen Awakow mit. Auch weitere Verdächtige seien bereits in Haft. Dem Geiselnehmer drohen wegen Terrorismus und Geiselnahme bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Ukraine: Geiselnehmer kapert Bus – und ergibt sich später

Am Dienstagabend hatten ukrainische Behörden gemeldet, dass die etwa 20 Geiseln in dem Bus alle frei seien. Der Geiselnehmer habe sich der Polizei ergeben. Der schwer bewaffnete Mann den Kleinbus im westukrainischen Luzk gekapert.

Nach Angaben der Polizei hatte der Mann Sprengsätze und Waffen bei sich getragen. Der Mann habe zehn Jahre im Gefängnis gesessen und sei wegen psychischer Erkrankungen in Behandlung, sagte ein Sprecher vor dem Ende der Geiselnahme.

Zuvor waren bereits drei Geiseln freigekommen. Sie stiegen aus dem Bus und wurden dann von einem Polizisten weggeleitet.

Ukraine: Schwer bewaffneter Bus-Entführer stellte Forderungen

Der schwer bewaffnete Mann hatte damit gedroht, Sprengsätze in der Stadt zünden zu wollen. Nach stundenlangen Verhandlungen ergab sich der 44-Jährige. In einem Video war zu sehen, wie er am späten Dienstagabend den Bus verließ und mehr als eine Minute allein auf dem Platz stand. Dann fuhren Spezialkräfte mit einem Schützenpanzer an den Bus heran und zündeten eine Blendgranate. Es gab keine Verletzten.

Die Polizei hatte das Zentrum der 200.000-Einwohner-Stadt stundenlang abgesperrt und die Bewohner aufgefordert, nicht auf die Straße zu gehen. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Geiselnehmer angegeben, einen weiteren Sprengsatz in Luzk deponiert zu haben, den er jederzeit per Fernbedienung auslösen könne.

Ukrainische Sicherheitskräfte am Dienstag.
Ukrainische Sicherheitskräfte am Dienstag. © AFP | YURIY DYACHYSHYN

Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich am Mittwoch erleichtert, dass es keine Todesopfer oder Verletzte gab. „Wir haben ein Ergebnis: Alle sind am Leben. Wir kämpfen nicht um Umfragewerte, wir kämpfen um Leben“, teilte das Präsidentenbüro mit.

Selenskyj hatte sich persönlich in den Fall eingeschaltet und mehrere Minuten lang mit dem Geiselnehmer telefoniert. Danach wurden drei Passagiere freigelassen. Selenskyj erfüllte daraufhin eine weitere Forderung und veröffentlichte eine kurze Videobotschaft. Dreißig Minuten später sollten die übrigen Geiseln freigelassen werden.

Vor wenigen Tagen war in Russland ein kleines Mädchen entführt, vergewaltigt und getötet worden. Am Montag ist im Irak eine deutsche Künstlerin verschleppt worden. (dpa/afp/fmg)