Stockholm. Nach mehr als 34 Jahren soll der Mörder von Olof Palme identifiziert sein. Dennoch wird etwas von Schwedens nationalem Trauma bleiben.

Mehr als 34 Jahre gab der Mord an Olof Palme Ermittlern, Hobby-Detektiven und Historikern Rätsel auf. Nun soll ein mutmaßliche Täter ausgemacht worden sein – und doch wird etwas bleiben von Schwedens nationalem Trauma.

Denn der Mann, der den damaligen schwedischen Ministerpräsidenten in Stockholm nach einem Kinobesuch mutmaßlich von hinten erschoss, ist selbst schon seit vielen Jahren tot: Stig Engström. Von ihm war bekannt, dass er sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten hatte. Nach der Tat diente er sich der der Polizei als Zeuge an. Mehrfach erzählte er in den darauffolgenden Jahren im Fernsehen die Geschichte seines erfundenen Rettungsversuchs. Er starb bereits im Jahr 2000.

Eine Anklage wird es daher nicht geben. Dafür bleiben wohl auch für die weiteren Jahrzehnte zahlreiche ungeklärte Fragen. Das Verfahren, so gab es der mit den Palme-Ermittlungen betraute Staatsanwalt Krister Petersson am Mittwoch bekannt, wird nun eingestellt.

Dass der Fall immer noch wie ein düsterer Schatten über Schweden liegt, ist nicht nur der Prominenz des Mordopfers geschuldet. Auch das Hin und Her bei den Ermittlungen, Pannen, Verdächtigungen, sogar ein Falschurteil machten den Fall Olof Palme unvergleichbar aufwändig, teuer, zermürbend.

Stig Engström, der in Schwedens Medien als „Skandia-Mann
Stig Engström, der in Schwedens Medien als „Skandia-Mann" bekannt wurde, war nach Ansicht der Ermittler mutmaßlich der Mörder von Olof Palme. © dpa | Goran Arnback

Mord an Olof Palme: Drogensüchtiger wurde 1988 zu Unrecht verurteilt

Olof Palme war am Abend des 28. Februar 1986 um kurz vor Mitternacht gemeinsam mit seiner Frau auf dem Rückweg von einem Stockholmer Kino gewesen, als ihn der tödliche Schuss traf. Der Sozialdemokrat, der international als Stimme für Abrüstung und Verständigung geschätzt wurde, war zu diesem Zeitpunkt seit knapp dreieinhalb Jahren wieder Ministerpräsident gewesen, nachdem er dieses Amt bereits von 1969 bis 1976 innegehabt hatte. Ehefrau Lisbet erlitt einen Streifschuss und überlebte leicht verletzt.

Die Ermittlungen zur Tat waren zunächst nur schleppend in Gang gekommen, und sie litten schon an einem Geburtsfehler: Der Tatort war nicht sauber gesichert und untersucht worden. Im Laufe der Jahre wurden unzählige Spuren und Hinweise verfolgt. Auf der Liste der Verdächtigen fanden sich unter anderem die kurdische PKK, der südafrikanische Geheimdienst und vermeintliche rechtsextreme Verschwörer in Reihen der Polizei.

Ein drogensüchtiger und vorbestrafter Mann wurde Ende 1988 festgenommen und von Lisbet Palme als Täter identifiziert. Er wurde später von einem Gericht für den Mord verurteilt, in einem Berufungsverfahren mangels einwandfreier Beweise aber wieder freigesprochen. 2004 starb er.

Stockholm im Oktober 1998: Christer Pettersson, der nur zufällig so ähnlich heißt wie der Palme-Staatsanwalt und 1988 zu Unrecht zum Palme-Mörder gemacht wurde, kommt an seiner Wohnung an.
Stockholm im Oktober 1998: Christer Pettersson, der nur zufällig so ähnlich heißt wie der Palme-Staatsanwalt und 1988 zu Unrecht zum Palme-Mörder gemacht wurde, kommt an seiner Wohnung an. © AFP | ANDERS HOLMSTROM

Stig Engström: Mutmaßlicher Palme-Mörder soll Zugang zu Waffen gehabt haben

Und nun soll es also doch der „Skandia-Mann“ gewesen sein, so wurde Stig Folke Wilhelm Engström von den schwedischen Medien genannt, weil der Grafikdesigner zur Zeit des Mordes für die Skandia-Versicherung arbeitete. Engström soll Zugang zu Waffen und einen großen Hass auf Palmes Politik gehabt haben. Bereits vor zwei Jahren hatte der schwedische Journalist Thomas Pettersson die Theorie vom Täter Engström präsentiert. Mehr oder weniger wurde aus seiner Story nun offenbar die offizielle Version der Ermittler.

„Ich bin der Ansicht, dass wir so weit gekommen sind, wie man es von der Untersuchung verlangen kann“, sagte Staatsanwalt Krister Petersson am Mittwoch. Ein Sieger klingt anders.

(dpa/afp/ba)