Berlin. Das Coronavirus schränkt uns ein. Doch es macht uns auch bewusst, wie wertvoll menschliches Miteinander ist. Darin liegen Chancen.

Der bange Blick auf die Live-Ticker. Die Suche nach den wenigen positiven Nachrichten. Das ängstliche Nachfragen nach dem Gesundheitszustand der Eltern. Die eigene Frage, ob man genug Lebensmittel im Haus hat, falls man in häusliche Quarantäne muss. Ob und wann die Schulen dichtmachen. Wie es mit der Wirtschaft weiter geht. Die Liste der Unsicherheiten lässt sich beliebig fortsetzen.

Binnen weniger Tagen hat das neuartige Coronavirus eine Gesellschaft zwar nicht in Panik, aber in einen Alarmzustand versetzt. Die (gefühlte) Ohnmacht gegenüber einem Virus, das unbekannt und offenbar gefährlich ist. Zumindest für die, die ihm kein gesundes Immunsystem entgegensetzen können.

Wer Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und den Medizinern in den vergangenen Tagen zugehört hat, der weiß: In den nächsten Wochen, vielleicht Monaten, wird jeder menschliche Kontakt auf den Prüfstand gestellt werden, beruflich und privat.

Gesellschaft sollte Politik, Behörden und Forschung helfen, Zeit zu gewinnen

Auch der Teil der Gesellschaft, dem das Virus nicht lebensgefährlich etwas anhaben kann, muss sich darüber im Klaren sein, dass das eigene Handeln Konsequenzen für alle hat. Auch wenn man selbst nicht gefährdet ist, kann man das Coronavirus weitergeben. An die, die im schlimmsten Fall dann mit Luftmangel auf Intensivstationen um ihr Leben kämpfen.

Die Absage von Großveranstaltungen aller Art dient bislang vor allem dem Schutz der Älteren. Der Preis ist nicht zu hoch. Hoffentlich bleibt es dabei. Infektionsketten zu unterbrechen, großflächig zu testen, schnell Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln – die Gesellschaft sollte Politik, Behörden und Forschung dabei helfen, Zeit zu gewinnen. Zeit, die Leben retten kann.

Das normale Alltagsleben wird hoffentlich wieder zurückkehren – bis dahin gilt allerdings, dass es jeder einzelne im wahrsten Sinne mit in der Hand hat, die Schwächsten zu schützen. Die Großeltern, die chronisch Kranken. Nachbarn zu unterstützen, die sich in häusliche Quarantäne begeben. Mitzuhelfen, dass keine staatlichen Stellen Häuser bewachen müssen. Bei Einkäufen darauf zu achten, dass auch andere Bedürfnisse haben.

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Coronavirus-Epidemie zeigt den Wert des Miteinanders

Diese Tage, die sich so merkwürdig anfühlen, sind eine gute Zeit, sich klar zu machen, welchen Schatz das menschliche Miteinander in sich birgt. Welch Geschenk eine freiheitliche Gesellschaft bislang war.

Corona nimmt ein ausschließlich digitales Leben gewissermaßen vorweg. Bundesliga nur noch im TV. Die Reisefreiheit eingeschränkt. Netflix und Co ersetzen Theater, Kino, Konzerte, Clubabende, Restaurants. Dialog findet nur noch per Videoschalte statt. Der Handschlag – Geste der Begrüßung und Hochachtung – geächtet. Berührungen untersagt. Altenheime, die keiner mehr besucht. Krankenhäuser als Hochsicherheitszonen. Papst Franziskus, der in einer Kapelle im Vatikan vor leeren Stühlen die Messe liest. Segen nur noch per Video-Stream. Es sind Szenen, die bis vor kurzem undenkbar schienen.

Corona ist ein soziologisches Experiment, eine Prüfung für Gesellschaften auf der ganzen Welt. Aber es ist auch eine Chance. Zu erkennen, was für ein unersetzlicher Wert ein entspanntes, friedliches, gesellschaftliches Leben ist. Welch Glück ein überwiegend funktionierendes und nicht kaputt gespartes Gesundheitssystem ist. Welche Chancen die Forschung bietet. Dass globale Katastrophen keine Grenzen kennen und man gemeinsam stärker ist als allein.

Es ist auch die Chance, herbeigeredete Krisen von wirklichen zu unterscheiden. Die Erregungskurve, auch die mediale, herunterzufahren. Zu sehen, welchen Wert das Miteinander hat. Und den Tag herbeizusehnen, an dem es wieder stattfinden kann.

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