Berlin. Ob harmlos oder nicht: Das Coronavirus dringt in unser Leben ein. Wie sollten wir reagieren? Das lässt sich nicht leicht beantworten.

Es gibt ein paar schöne Corona-Nebeneffekte: Die S-Bahnen sind leerer. Die Aufzüge in den Bürogebäuden werden häufiger geputzt. Teenager waschen sofort ihre Hände, wenn sie nach Hause kommen. Die Leute lesen Zeitung, geben für Online-Artikel Geld aus und vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Überhaupt die Leute: Sie haben immer und überall ein prima Gesprächsthema. Tatsache ist: Noch nie seit Jahrzehnten hat ein Thema so von uns allen Besitz ergriffen wie dieses neue Virus. Niemand kann sich dem wirklich entziehen; überall werden wir damit konfrontiert. Und vor allem: Es greift in unser aller Alltag ein. Plötzlich wissen wir nicht mehr, was wir noch unternehmen dürfen.

Etwa: Kann ich noch an den Gardasee reisen? Soll ich lieber Uckermark und Sauerland als Urlaubsort wählen – oder gleich zu Hause bleiben? Was ist mit der Hochzeitsfeier demnächst in München, zu der Menschen aus aller Welt eingeladen sind? Und die teuren Opernkarten – kann ich die umtauschen? Letztens haben Freunde den regelmäßigen Sonntagnachmittags-Treff abgesagt. Sie kamen gerade aus Südtirol zurück.

Coronavirus – Appelle aus NRW, nicht in Altenheime zu gehen

Wir stellen uns Fragen über Fragen. Was ist angemessen, was grenzt an Hysterie? Sollen wir lieber Oma und Opa – die Hochrisikogruppe – sich selbst überlassen, statt sie mit all unseren Viren und Bakterien zu konfrontieren? Tatsächlich gibt es schon Appelle aus NRW, lieber nicht mehr in die Altenheime zu gehen. Werden wir künftig – wie die Asiaten – nur noch mit Mundschutz herumlaufen?

Redakteurin Birgitta Stauber.
Redakteurin Birgitta Stauber. © Reto Klar | Reto Klar

Wird unsere ohnehin schon auf Effizienz gebürstete Gesellschaft noch all der lieb gewonnenen zwischenmenschlichen Kontakte beraubt, weil wir uns nicht mehr umarmen und küssen sollen? Horst Seehofer hat sogar der Bundeskanzlerin den Handschlag verweigert. Spaß macht das nicht, womöglich macht uns das langfristig auch einsam, verbissen und letztlich erst recht krank.

Ob Demokratie, Gottesstaat, Militärdiktatur oder kommunistischer Kapitalismus – das Virus trifft alle überall. In Thüringen drohte gar ein mutmaßlich infizierter CDU-Abgeordneter die Wahl des Ministerpräsidenten zu torpedieren, im Iran sollen mehrere Abgeordnete coronakrank sein. Nirgendwo können wir uns sicher sein: Das passiert mir schon nicht. Corona ist Globalisierung pur.

Coronavirus- So schützen Sie sich

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    Irgendwann wird auch unser Gesundheitssystem ächzen

    In Italien und Japan gehen Kinder im ganzen Land nicht mehr in die Schule, die deutschen Kinder bangen noch (oder hoffen). Firmen arbeiten Homeoffice-Systeme aus. Dienstreisen werden verschoben, Studenten bangen um ihre Prüfungstermine, Börsenspekulanten haben Hochkonjunktur, denn wir wissen nicht, wie die Wirtschaft langfristig betroffen sein wird.

    Und wenn schon, mögen viele sagen. Corona kratzt bei den meisten ein wenig im Hals, wie bei einer simplen Erkältung. Dazu kommen Symptome wie Kopfweh, Husten, vielleicht Durchfall. Nur die wenigsten müssen einen schweren Krankheitsverlauf fürchten.

    Doch dies ist kein Argument, um die Krankheit abzutun mit: Das trifft mich schon nicht. Denn die sorglose Verbreitung gefährdet eben doch eine Menge Menschen: die Älteren, die Vorerkrankten. Und manchmal weiß man auch gar nicht, warum die Krankheit einen tödlichen Verlauf nimmt. Wenn gar Fälle in Kliniken auftreten, Ärzte und Pfleger unter Quarantäne gestellt und Stationen geschlossen werden, wird auch unser Gesundheitssystem ächzen.

    Bislang müssen alle die Krankheit schlicht durchmachen, insofern stehen wir nicht unbedingt besser da als die Entwicklungs- und Schwellenländer. Im besten Fall erdet uns das hier in den vermeintlich sicheren westlichen Industrienationen. Wir sind eben nicht unverwundbar.

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