Washington. Beim „Super Tuesday“ zeichnet sich ein Dreikampf alter Männer ab. Doch wer macht das Rennen an diesem entscheidenden Tag in den USA?

Setzt ein selbsternannter Sozialist (Bernie Sanders, 78) seinen in Umfragen prophezeiten Siegeszug fort? Hält der in South Carolina begonnene Mini-Frühling eines anderen Oldtimers (Joe Biden, 77) an? Grätscht der dritte Oldie, Multi-Milliardär Mike Bloomberg (78), dazwischen? Wann folgt die eher chancenlose Elizabeth Warren dem Beispiel von Pete Buttigieg und Amy Klobuchar und macht das Feld frei?

Am diesem Dienstag, am „Super Tuesday“, erhoffen sich Amerikas Demokraten belastbare Trendaussagen auf die Frage, wer für sie im November gegen Präsident Donald Trump antritt. Dabei kommt es auf die „Delegierten-Mathematik” an. Die wichtigsten Infos auf einen Blick:

„Super Tuesday“ in den USA: Wo wird gewählt, was steht auf dem Spiel?

Bei den Vorwahlen am 3. März in 14 Bundesstaaten sind 1357 von 3979 Kern-Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Juli zu vergeben: Alabama (52), Arkansas (31), Minnesota (75), Tennessee (64), Texas (228), Utah (29), Vermont (16), Virginia (99), Kalifornien (415), Colorado (67), Massachusetts (91), Oklahoma (37), North Carolina (110) und Maine (24).

Außerdem wird im Außenterritorium American Samoa (6) gewählt. Und bei den Auslands-Amerikanern („Democrats abroad”), die 13 Delegierte stellen. Für die Nominierung beim Parteitag in Milwaukee sind im ersten Wahlgang 1991 Stimmen nötig.

Videografik- Der lange Weg ins Weiße Haus

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    Joe Bidens Wahlkampf hat nach seinem Sieg bei der Vorwahl in South Carolina an Schwung gewonnen. Bewerber Pete Buttigieg und Amy Klobuchar stiegen aus dem Rennen aus und unterstützen Biden.
    Joe Bidens Wahlkampf hat nach seinem Sieg bei der Vorwahl in South Carolina an Schwung gewonnen. Bewerber Pete Buttigieg und Amy Klobuchar stiegen aus dem Rennen aus und unterstützen Biden. © dpa | Richard W. Rodriguez

    Schaut man auf die Umfragen, liegt der „demokratische Sozialist“ Bernie Sanders in vielen Bundesstaaten teils deutlich vorn – oder unter den ersten Drei. Der Senator aus Vermont, der im links-progressiven Teil der Wählerschaft der „King” ist und die ähnlich tickende Senatorin Warren in den Schatten gestellt hat, könnte einen kaum mehr einholbaren Vorsprung von um die 350 Wahlmänner erzielen.

    Weite Teile des Partei-Establishments bringt das in schockschwere Not. Sie halten Sanders, der viele kostspielige Sozialprogramme verspricht und eine radikale Veränderung der Wirtschaftsstruktur, in einem Duell mit Trump für den sicheren Chancentod.

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      Warum könnte Sanders sich am „Super Tuesday“ vom Feld absetzen?

      Bernie Sanders liegt in Umfragen vorn.
      Bernie Sanders liegt in Umfragen vorn. © AFP | JIM WATSON

      Entscheidende Faktoren bei dieser „Hochrechnung” sind Erfolge für Sanders in Kalifornien, Texas und North Carolina, wo zusammen rund 750 Delegierte zu vergeben sind. Sanders führt hier in Umfragen teils deutlich. Außerdem hilft ihm eine von den demokratischen Parteistrategen eingebaute Schallmauer, die seine verbliebenen ernstzunehmenden Konkurrenten – Joe Biden, Michael Bloomberg und mit deutlichem Abstand Elizabeth Warren – in Umfragen bisher kaum durchbrochen haben. Um Delegierte einzusammeln, muss jede Kandidat (bundesstaatsweit oder in einzelnen Kongress-Distrikten) mindestens 15 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen.

      Michael Bloomberg: Was ist mit dem großen Unbekannten?

      New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg schwänzte die ersten vier Wahlgänge, pumpte aber von Mitte November bis heute über 550 Millionen Dollar in seinen auf TV-Spots und Internet-Werbung fokussierten Wahlkampf. Er kann es sich mit einem Privatvermögen von knapp 65 Milliarden Dollar, gewachsen durch den gleichnamigen Finanzinformationsdienst, leisten.

      Bloomberg, ein technokratischer Macher, robbte sich bis zu seinen ersten TV-Debatten-Auftritten bis auf Platz 3 in den Umfragen heran; hinter Sanders und Biden. Miserable Vorstellungen des vor der Kamera roboterhaft uncharismatischen New Yorkers haben neben einem Rucksack voller Altlasten (Stichwort: Sexismus gegenüber Mitarbeiterinnen) Zweifel an seiner Eignung geweckt.

      Was tut Bloomberg dagegen?

      Michael Bloomberg war Bürgermeister von New York – und will jetzt US-Präsident werden.
      Michael Bloomberg war Bürgermeister von New York – und will jetzt US-Präsident werden. © AFP | JOE RAEDLE

      Er hat mit Clint Eastwood und Michael Douglas zwei Hollywood-Ikonen als Fürsprecher gewonnen. Von noch größerer Durchschlagskraft könnte Judy Sheindlin sein. Amerikas bekannteste Fernsehrichterin („Judge Judy”) verfügt über quantifizierbaren Einfluss. 14 Prozent der Amerikaner erklärten gerade, dass sie einer Wahlempfehlung Sheindlins Folge leisten würde. In einem flammenden Pro-Bloomberg-Plädoyer in der Zeitung USA Today hat die TV-Juristin genau das getan.

      Und was ist mit Alt-Vizepräsident Joe Biden?

      Bidens beeindruckende politische Wiederauferstehung in South Carolina und der Rückzug von Jung-Star Pete Buttigieg (38) und Amy Klobuchar (59) können die Lage für Bloomberg verkomplizieren. Biden und Bloomberg rangeln ums gleiche Wähler-Segment: Mainstream-Demokraten, die mehr Anstand und Unaufgeregtheit im Weißen Haus wollen – aber keine umwälzenden Veränderungen.

      Lassen sie den 78-jährigen Bloomberg, der sowohl Trump als auch Sanders unbedingt verhindern will, heute hängen und greifen (mit Hilfe der Buttigieg- und Klobuchar-Anhänger) „Comeback-Kid” Biden unter die Flügel, geriete Bloombergs Kandidatur unter Rechtfertigungszwang. Biden könnte so zur klaren Sanders-Alternative werden.

      Umkehrschluss: Schrumpft Biden auf Normalmaß, weil die Zeit nach South Carolina viel zu kurz war, um überzeugend von Küste zu Küste Wahlkampf zu machen, rutscht Bloomberg in die Rolle des Sanders-Meuchlers. Er würde eine beispiellose Dollar-Lawine lostreten, um den Altlinken mit Negativ-Werbung zu begraben.

      „Super Tuesday“: Wann liegen die Ergebnisse vor?

      Ein großer Teil wird in Europa am Mittwochmorgen eintrudeln. Beim größten und vielleicht wichtigsten Delegiertenstimmen-Bringer Kalifornien, wo bis Mittwochmorgen 5 Uhr MEZ die Wahllokale geöffnet haben, kann es nach Erfahrung einige Wochen dauern.