Washington. Erstmals wurden Videos veröffentlicht, die den Angriff auf IS-Chef al-Bagdadi zeigen sollen. Zudem sind neue Details bekannt geworden.

Das US-Militär hat Fotos und Videos des Einsatzes gegen den getöteten IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi veröffentlicht. Auch weitere Einzelheiten zu dem Angriff im Nordwesten Syriens vom vergangenen Wochenende gaben die Streitkräfte am Mittwoch bekannt.

Der Einsatz der US-Spezialkräfte begann demnach in der Nacht zum Sonntag auf einem Stützpunkt in Syrien, von wo aus die Soldaten etwa eine Stunde lang mit Helikoptern über feindliches Gebiet zu Al-Bagdadis Versteck flogen.

Die Aufnahmen zeigen einen schmucklosen Hof und ein scheinbar einfaches Gebäude in karger Landschaft, direkte Nachbarn gibt es keine. Ein Video zeigt, wie sich die Soldaten nach der Landung auf die Mauer zubewegen. Auf weiteren Aufnahmen ist zu sehen, wie Kämpfer außerhalb des Hofs aus der Luft angegriffen werden. Nach Darstellung des US-Militärs hatten sie das Feuer auf die Helikopter eröffnet. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor verkündet, dass der IS-Chef Al-Bagdadi bei dem US-Einsatz getötet wurde.

Angriff auf IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi – Neue Details bekannt

Was sich im Innern des Hauses nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze abgespielt hat, ist auf den Bildern nicht zu sehen. Trump hatte den Hergang des Einsatzes am Sonntag bereits ausführlich beschrieben – und auch geschildert, wie die letzten Minuten des Terroristen ausgesehen haben sollen.

„Er ist wie ein Hund gestorben. Er ist wie ein Feigling gestorben“, hatte Trump gesagt. „Winselnd und weinend und schreiend.“ Dem Präsidenten zufolge war er beim Herannahen der US-Soldaten in einen Tunnel unter dem Anwesen geflohen, wo er eine Sprengstoffweste zündete.

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Als der Kommandeur der US-Streitkräfte im Nahen Osten (Centcom), General Kenneth McKenzie, den Hergang des Angriff am Mittwoch (Ortszeit) vor Journalisten schilderte, bestätigte er die spektakuläre Schilderung nicht.

Er sagte auf Nachfrage lediglich: „Ich kann Ihnen Folgendes sagen: Er kroch mit zwei kleinen Kindern in ein Loch und jagte sich in die Luft.“ Daraus lasse sich schließen, „was für eine Person“ Al-Bagdadi gewesen sei, sagte er.

Al-Bagdadi soll drei Kinder mit in den Tod gerissen haben

Nach bisherigen Angaben hatte Al-Bagdadi drei Kinder mit in den Tod gerissen. Das sei nach jüngsten Erkenntnissen nicht zutreffend gewesen, sagte McKenzie. Die Kinder seien jünger als 12 Jahre gewesen. Neben dem IS-Anführer und den Kindern seien fünf weitere IS-Kämpfer getötet und zwei Personen in Gewahrsam genommen worden, sagte McKenzie.

Der Diensthund des amerikanischen Militärs, der den Chef der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Bagdadi, bei einem Militäreinsatz in Syrien bis zu dessen Tod verfolgte.
Der Diensthund des amerikanischen Militärs, der den Chef der Terrormiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Bagdadi, bei einem Militäreinsatz in Syrien bis zu dessen Tod verfolgte. © dpa | The White House

Elf Kinder wurden demnach von den Soldaten in Sicherheit gebracht. Es sei ein „schwieriger, komplexer und präziser“ Angriff gewesen. Aus der Luft überwachten Drohnen und Kampfflugzeuge den Einsatz. Al-Bagdadis Hof wurde zum Abschluss bombardiert, um keine Pilgerstätte zu schaffen, wie der General sagte. Das Gelände gleiche nun einem „Parkplatz mit großen Schlaglöchern“.

Die Soldaten stellten in dem Haus eine „bedeutende“ Mege Dokumente und elektronische Geräte sicher, die nun ausgewertet würden, sagte McKenzie. Ein Militärhund, der Al-Bagdadi in den Tunnel gefolgt war, wurde verletzt. Die Spezialkräfte flogen in den acht Hubschraubern wieder quer über Syrien zurück zu ihrem US-Stützpunkt. Wie viele Soldaten an dem Einsatz, bei dem der IS-Chef getötet wurde, dabei waren, ist geheim.

Name von eingesetztem Hund ist Staatsgeheimnis

Bislang wurde einzig ein Foto des mancherorts als Helden verehrten Hundes veröffentlicht - dessen Name ist aber weiter Staatsgeheimnis. Der Hund diene seit vier Jahren und habe bereits an rund 50 Einsätzen teilgenommen, sagte der General. Er sei inzwischen wieder im Dienst. „Diese Tiere schützen US-Truppen, retten die Leben von Zivilisten, trennen Kämpfer und Nicht-Kämpfer und immobilisieren Individuen, die sich feindlich verhalten“, sagte McKenzie.

Al-Bagdadi verbrachte letzte Momente in Angst und Panik

weitere Videos

    Die sterblichen Überreste Al-Bagdadis seien im Einklang mit dem Kriegsrecht innerhalb von 24 Stunden nach seinem Tod auf See bestattet worden, erklärte General McKenzie. Die Identität Al-Bagdadis sei zweifelsfrei nachgewiesen worden. Das US-Militär habe seine DNA mit einer Probe aus dem Jahr 2004 verglichen, als dieser in einem US-Gefängnis im Irak inhaftiert gewesen war.

    Al-Bagdadi hatte sich in der Vergangenheit immer wieder in Botschaften per Video zu Wort gemeldet. Er war der meistgesuchte und gefürchtetste Terrorist weltweit, auf den die USA ein Kopfgeld von 25 Millionen US-Dollar (22,6 Millionen Euro) ausgesetzt hatten. Wer dieses Kopfgeld nun bekomme, wollte McKenzie nicht sagen. Nach einem Bericht der „Washington Post“ soll ein Abtrünniger des IS den entscheidenden Hinweis auf das Versteck gegeben haben. Bestätigt ist das aber nicht. Bereits in den vergangenen Jahren hieß es immer wieder, dass der al-Bagdadi möglicherweise getötet wurde. (dpa/les)