Washington. Nach den mutmaßlichen Angriffen auf Öltanker droht der Iran-Konflikt zu eskalieren. Trauen kann man weder Washington noch Teheran.

Video-Beweis hin oder her: Manches wäre im auf Eskalation zusteuernden Groß-Konflikt zwischen Amerika und dem Iran rationaler kalkulierbar, wenn man Vertrauen in die Fähigkeit Donald Trumps haben könnte, eine von ihm selbst losgetretene Eskalation umsichtig zu managen. Bevor es zum Knall kommt. DD

Das notorisch sprunghafte Verhalten des US-Präsidenten im Umgang mit geopolitischen Schauplätzen gibt aber dazu nach den erneuten Angriffen auf die Seeschifffahrt in politisch und ökonomisch verminten Gewässern, hinter denen der Iran vermutet wird, wenig Anlass.

Trump will nicht Weltpolizist sein

Sicher, es ist Trump abzunehmen, wenn er abseits aller Säbelrasselei sagt, dass er den Iran auf dem Verhandlungsweg zu einer grundlegenden Verhaltensänderung bringen will. Sprich: Schluss mit der von Teheran aus verwalteten Alimentierung von Milizen und Terror-Organisationen, die von Irak bis Syrien, von Libanon bis Jemen eine ganze Region destabilisieren.

Hintergrund:

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Es ist Trump auch abzunehmen, wenn er sagt, dass er anders als etwa sein Sicherheitsberater John Bolton weder einen von außen gelenkten Regime-Wechsel noch eine militärische Lösung anstrebt. Sie widerspräche seinem Wähler-Versprechen, den Weltpolizisten USA nach den Erfahrungen in Afghanistan und Irak weitgehend aufs Altenteil zu schicken.

Kann Trump die Fliehkräfte bändigen?

Und sie würde eine unheilvolle Dynamik auslösen, die mehr als einen regionalen Flächenbrand entfachen kann. Mit Konsequenzen für den Ölpreis und damit die Weltwirtschaft. Für einen Mann, der in 17 Monaten unbedingt wiedergewählt werden will, wäre beides tödliches Gift.

Die Frage ist, ob Donald Trump, der sich törichterweise besonnener Mitstreiter wie Verteidigungsminister James Mattis entledigt hat, die Fliehkräfte in der Causa Iran bändigen kann. Er selbst war es schließlich, der durch die einseitige Aufkündigung des Atom-Abkommens und die damit verbundene schleichende wirtschaftliche Erdrosselung des Iran, dem sämtliche Öl-Exporte verwehrt werden sollen, eine heikle Druck-Kulisse aufgebaut hat.

Am Ende bliebe nur der militärische Denkzettel

Was, wenn sich das Regime in Teheran trotz offenkundiger Verwerfungen im Land und inner-iranischer Opposition nicht auf die Knie zwingen lässt, weil es Trump für einen Großsprecher hält, der am Ende doch den Schwanz einzieht? Was, wenn die Mullah-Führung und ihre Apparate mit gezielten Nadelstichen die Krise am Persischen Golf weiter anheizen?

Genau danach sieht es im Moment aus. In der Logik der Dinge, wie Trump sie sich hemdsärmelig auf den Verhandlungstisch gelegt hat, bliebe dann nur noch der militärische Denkzettel, vor dem sich alle Welt zurecht fürchtet.

Bereits heute ist die Gemengelage brisant.

Spirale der gefühlten Gewalt

Amerika hat seine militärische Präsenz in der Region zu Wasser, zu Lande und in der Luft massiv ausgebaut. Die Präventionsmaßnahme soll angeblich bereits vorbereitete Angriffe des Iran auf US-Truppen verhindern. Teheran antwortet mit verdeckten Aktionen auf die Provokation. Wobei eine unabhängige Prüfung die iranische Urheberschaft der jüngsten Angriffe auf die Tankschiffe erst noch zweifelsfrei ergeben muss.

Beide Seiten kommen immer weiter in eine Spirale der gefühlten Gewalt. Bereit das kleinste Versehen, eine fehl gedeutete Begegnung zweier Kriegsschiffe oder ein weiterer Sabotage-Akt gegen Öl-Schiffe würde die gelegte Zündschnur aktivieren. Die Domino-Steine, die dann fallen, würden Trumps politische Armdrückerei mit Teheran als Harakiri entlarven.

Am Ende stünde ein Krieg, von dem auch Israel und Saudi-Arabien, die Erzfeinde Teherans, betroffen wären. Das kann, das darf niemand wollen. Die Frage bleibt: Ist Trump besonnen genug, die Welt aus der Krise zu navigieren?