Berlin. Die SPD präsentiert mit einer Troika eine Übergangslösung an der Parteispitze. Man möchte der Partei zurufen: Seid nicht so ängstlich!

Auf den ersten Blick sah das nicht sonderlich dynamisch aus. Wie reagiert die SPD auf den Schock nach dem Nahles-Rücktritt? Mit einer Interims-Troika. Beim letzten Mal, mit Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück, lief das ja suboptimal. Doch die Botschaft, die das neue Übergangs-Dreigestirn Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel überbrachte, ist eine andere.

Die sterbende Volkspartei, die nach den brutalen Rückschlägen bei den Wahlen in Europa und in Bremen auf der Palliativstation des Parteiensystems liegt, scheint bereit zu sein, auf das Morphium aus Selbsttäuschung und Weiter-so zu verzichten, die Kanüle herauszureißen, um mit vollem Risiko zurück ins politische Leben zu rennen.

Als Demokrat möchte man der SPD zurufen: Seid nicht mehr so verdammt ängstlich. Ihr habt nichts mehr zu verlieren! Wenn der Vorstand in drei Wochen den Mut aufbringt, sich für eine Frau-Mann-Doppelspitze per Mitgliederentscheid zu entscheiden, könnte das die SPD vitalisieren.

SPD-Trio- Alle für einen – aber keiner will Parteichef werden

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    Die Regionalkonferenzen der CDU, als Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn im Ringen um den Parteivorsitz nach 18 Jahren Merkel über die Dörfer tingelten, waren Festspiele der Demokratie. Dabei durften die CDU-Mitglieder noch nicht mal abstimmen. Das erledigte ein Parteitag in Hamburg, wo Merz mit der schlechtesten Rede seiner Karriere den Sprung nach ganz oben vergeigte. In der CDU bereuen das viele schon.

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    Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen werden die Sozialdemokraten kämpfen müssen, um über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. „Liebe wird aus Mut“ gemacht. Den Nena-Songtext nahmen die Grünen in die Hand, um von Erfolg zu Erfolg zu rocken. So einfach wird es für die SPD nicht. Sie kann nicht über Nacht 155 Jahre Parteigeschichte über Bord werfen.

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    Das Esta­blishment scheint verstanden zu haben. Dreyer bleibt in Mainz, Weil in Hannover, Schwesig in Schwerin.

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