London . Die Bewerberzahl um die Nachfolge von May steigt. Nun warnen Experten vor einem Wettkampf der Kompromisslosigkeit der Kandidaten.

Nach dem Rücktritt von Theresa May steigt die Zahl der Bewerber um ihre Nachfolge weiter. Mit bis zu 20 Torie-Kandidaten wird nach dem Rücktritt der britischen Premierministerin gerechnet. Am Wochenende erklärten Umweltminister Michael Gove, die kürzlich zurückgetretene Ministerin für Parlamentsfragen, Andrea Leadsom, und Ex-Brexit-Minister Dominic Raab offiziell ihre Kandidatur.

„Ich glaube, ich biete die entscheidende und mitfühlende Führung, die unser Land braucht“, schrieb Leadsom auf Twitter. Sie hatte sich bereits 2016 um die Nachfolge des damals nach dem Brexit-Votum zurückgetretenen Premiers David Cameron beworben.

Angst vor einem Brexit-Wettrüsten der Hardliner

Konkurrent Gove sagte Reportern vor seinem Londoner Haus, „ich denke, ich bin bereit, die Partei zu einen, den Brexit zu stemmen und dieses großartige Land zu führen“. Auch er hatte bereits 2016 zu den Kandidaten für die Cameron-Nachfolge gehört.

Theresa May kündigt Rücktritt als Parteichefin für 7. Juni an

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    Raab warb in der Zeitung „Daily Mail“ am Sonntag für seinen Plan eines Wechsels und eines gerechteren Großbritanniens. Als Favorit gilt der frühere Außenminister Boris Johnson. Der 54-Jährige hatte sich bereits am Freitag umgehend nach Mays Rücktrittsankündigung in Stellung gebracht. Er drohte mit einem EU-Austritt ohne Abkommen.

    Moderate Konservative starteten eine „Stop Boris“-Kampagne

    Eine weitere Verlängerung der Brexit-Frist schloss er aus. Berichten zufolge löste er damit Befürchtungen aus, es könnte zu einem Brexit-Wettrüsten kommen, bei dem sich die Kandidaten gegenseitig an Kompromisslosigkeit überbieten, um die Brexit-Hardliner an der konservativen Parteibasis auf ihre Seite zu ziehen.

    Moderate Konservative starteten eine „Stop Boris“-Kampagne, wie britische Medien berichteten. Außenminister Jeremy Hunt, Ex-Arbeitsministerin Esther McVey, Entwicklungshilfeminister Rory Stewart und Gesundheitsminister Matt Hancock erklärten sich ebenfalls bereits, für die Nachfolge Mays antreten zu wollen.

    Der als Außenseiter geltende Stewart distanzierte sich eindeutig von einem No-Deal-Brexit. McVey sprach sich indes auf Twitter für einen klaren Bruch mit der EU zum 31. Oktober aus. „So können wir alle weiter kommen & ein Großbritannien aufbauen, das für alle funktioniert.“

    Hunt seinerseits twitterte, als früherer Unternehmer wolle er „Wachstum entfesseln und unsere Wirtschaft nach dem Brexit konkurrenzfähig machen“. Auch versprach er, die Konservativen zu einen: „Denn nur geeint gewinnen wir.“

    Brexit ohne Abkommen: Katastrophe für die britische Wirtschaft

    Großbritannien soll bis zum 31. Oktober aus der Staatengemeinschaft ausscheiden. Das von May mit Brüssel ausgehandelte Austrittsabkommen wurde aber vom Parlament bisher drei Mal abgelehnt. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Bleibt es dabei, droht ein abruptes Ende der Mitgliedschaft mit dramatischen Folgen.

    Der Brexit-Beauftragte der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Elmar Brok, warnte vor einem Premierminister Johnson. „Sollte Boris Johnson der Nachfolger und künftiger britischer Regierungschefwerden, wird er die Übergangszeit auslaufen lassen“, sagte der CDU-Politiker der „Passauer Neuen Presse“.

    Dann werde es am 31. Oktober einen Brexit ohne Abkommen geben. Brok prophezeit für diesen Fall eine Katastrophe für die britische Wirtschaft. „Die Briten werden bis zu zehn Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts verlieren. In Deutschland werden wir nur ein Prozent einbüßen.“

    Rücktritt mit emotionaler Rede

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    Ihr Amt als konservative Parteichefin will sie am 7. Juni abgeben. Bis Ende Juli soll ein Nachfolger bestimmt werden, dann will sie auch die Regierungsgeschäfte abgeben.

    Das mehrstufige Auswahlverfahren dürfte in der Woche vom 10. Juni an beginnen. Erwartet wird, dass bis zu 20 Kandidaten daran teilnehmen werden. Zunächst wird das Bewerberfeld von den Abgeordneten der Tory-Fraktion in mehreren Wahlgängen auf zwei Kandidaten reduziert. In jedem Wahlgang scheidet der Letztplatzierte aus. Die beiden verbliebenen Bewerber müssen sich dann der Parteibasis bei einer Urwahl stellen.

    Großbritannien soll bis zum 31. Oktober aus der Staatengemeinschaft ausscheiden. Das von May mit Brüssel ausgehandelte Austrittsabkommen wurde aber vom Parlament bisher drei Mal abgelehnt. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Bleibt es dabei, droht ein abruptes Ende der Mitgliedschaft mit dramatischen Folgen.

    Angela Merkel hofft auf gute Zusammenarbeit

    Bundeskanzlerin Angela Merkel hofft nach dem angekündigten Rücktritt von Theresa May auch auf eine gute Zusammenarbeit mit dem dann nachfolgenden Premierminister in Großbritannien.

    Merkel- Ich respektiere Mays Entscheidung

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      „Ich respektiere natürlich diese Entscheidung, habe immer sehr gut mit der britischen Premierministerin Theresa May zusammengearbeitet“, sagte die CDU-Politikerin am Freitag am Rande eines Besuchs der Technischen Universität in München.

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      (msb/dpa)