London/Quito. Nach seiner Verhaftung wartet Julian Assange in London auf weitere Gerichtsentscheidungen. Linke-Abgeordnete wollen ihn besuchen.

Julian Assange soll versucht haben, die ecuadorianische Botschaft in London als „Spionage-Zentrum“ zu missbrauchen: Das wirft Ecuadors Präsident Lenín Moreno dem Wikileaks-Gründer laut einem Medienbericht vor. Ecuador hatte dem Australier am vergangenen Donnerstag das politische Asyl entzogen, daraufhin war Assange festgenommen worden.

„Mit der Erlaubnis der Behörden der Vorgängerregierung (in Ecuador) wurden Einrichtungen in der Botschaft zur Verfügung gestellt, um in Prozesse anderer Staaten einzugreifen“, sagte Moreno der britischen Zeitung „The Guardian“. Der Präsident bestritt, dass er Assange mit dem Asyl-Entzug habe bestrafen wollen. Wikileaks war mit einer anonymen Webseite in Verbindung gebracht worden, die Dokumente und Fotos von Moreno und seiner Familie veröffentlicht hatte.

Linke-Abgeordnete versuchen, Assange zu besuchen

Deutsche und spanische Abgeordnete haben unterdessen am Montag vergeblich versucht, Assange im Gefängnis zu besuchen. Der 47-Jährige war noch am Donnerstag einem

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, gegen Kautionsauflagen verstoßen zu haben. Gegen Assange hatte ein Europäischer Haftbefehl vorgelegen, weil in Schweden wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung gegen ihn ermittelt worden war.

Julian Assange, Mitbegründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, nach seiner Verhaftung.
Julian Assange, Mitbegründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, nach seiner Verhaftung. © dpa | Victoria Jones

Die Linke-Bundestagsabgeordneten Heike Hänsel und Sevim Dagdelen sind in London, hatten aber nur eine Besuchsgenehmigung für die Botschaft, wie eine Sprecherin der Partei in Berlin sagte. „Vom Gefängnis gab es keine Antwort.“

Deutsche Abgeordnete in Sorge um Julian Assange

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    Auch die spanische Grünen-Europa-Abgeordnete Ana Miranda war nach London gereist. Das Verhalten der Regierung Ecuadors gegenüber Assange sei ein „eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der drei Politiker. Sie sprachen von einer „Schmutz- und Verleumdungskampagne“ gegen den 47-Jährigen.

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      vor, um ein Passwort eines Computernetzwerks der Regierung zu knacken. Manning hatte Wikileaks 2010 – damals noch als Bradley Manning – hunderttausende geheime Militärdokumente zukommen lassen. Es ging dabei unter anderem um Menschenrechtsverletzungen während der US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan. (dpa/moi)