Berlin. Bisher ist Verhütung sehr oft Frauensache. Das liegt am Komfort der Antibabypille. Nun soll die Variante für Mann bald marktreif sein.

Für viele Männer ist die einfachste Variante der Verhütung, dass die Frau sich darum kümmert. Denn ihm bleibt vor allem das Kondom. Sie hat verschiedene Möglichkeiten. Und der Mann damit auch eine gute Entschuldigung, sich aus dem Thema herauszuziehen. Das könnte sich bald ändern.

Denn Paare, die verhüten wollen, aber zum Beispiel keine Lust auf Kondome haben, können zukünftig offenbar leicht eine Alternative finden – denn eine Testphase für die Antibabypille für den Mann war erfolgreich. Ein weiterer Schritt für mehr Gleichberechtigung in sexuellen Beziehungen.

Laut der „Endocrine Society“, einer renommierten Medizin-Organisation, wurde in den USA eine neue Pille getestet – und die Ergebnisse in Sachen Verträglichkeit und Sicherheit machen den Forschern Hoffnung.

Antibabypille für den Mann – komplizierter Name, große Wirkung

Die Verhütungspille, mit der experimentiert wird, trägt den komplexen Namen 11-beta-Methyl-19-Nortestosteron- Dodecylcarbonat (11-beta-MNTDC). Es handelt sich dabei um ein modifiziertes Testosteron, so Studienleiterin Christina Wang (Los Angeles Biomed Research Institute). Sie wird in einer Mitteilung des Instituts zitiert.

40 Männer nahmen 28 Tage lang Pillen ein – 30 bekamen das echte Mittel, zehn als Vergleichsstudie ein Placebo, unwissentlich. Bei den Männern, die die echte Pille bekamen, sank die Menge des Hormons, das für die Sperma-Produktion zuständig ist. Allerdings, so die Forscher, seien 28 Tage nicht genug für abschließende Beurteilungen.

„Bei den Männern der Verum-Gruppe sank der mittlere Testosteron-Spiegel in gleichem Maße wie bei einem Androgenmangel. Die Probanden berichteten allerdings nicht von schweren Nebenwirkungen“, berichtet die „Ärzte-Zeitung“ aus der Mitteilung.

Einige Nebenwirkungen seien vereinzelt bemerkt worden:

• Müdigkeit

• Akne

• Kopfschmerzen

• Potenzprobleme

Allerdings: Die Pille für die Damen hat auch zahlreiche Nebenwirkungen. Bei keinem der Teilnehmer der Studie für die Männerpille waren sie so ausgeprägt, dass jemand abgebrochen hat.

Stephanie Page von der University of Washington in Seattle, die die Ergebnisse vorgestellt hat, glaubt daran, dass das Medikament bald massenmarkttauglich sei. Es sei eins von zwei Mitteln, an denen gearbeitet werde – allerdings sei die Alternative vor einem Jahr eher durchgefallen, die Ergebnisse waren deutlich schlechter.

„Das Ziel ist, den Mittelweg zu finden zwischen größtem Effekt und geringsten Nebeneffekten“, sagte Page. In vielen Beziehungen gebe es eine Bereitschaft des Mannes, mehr zur Verhütung beizutragen. Generell wird immer wieder darüber gestritten, wessen Aufgabe es ist und wer dafür zahlen sollte.

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(ses)