Berlin. Der Attentäter von Christchurch war getrieben von der Wahnvorstellung einer „Umvolkung“. Auch die AfD bedient sich dieser Sprache.

Mit einer Schnellfeuerwaffe hat der mutmaßliche Attentäter Brenton T. am vergangenen Freitag mindestens 50 Menschen in zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch getötet. Zuvor hatte er ein „Manifest“ mit dem Titel „The Great Replacement“, zu Deutsch „Der große Austausch“ veröffentlicht.

Extrem rechte und „neurechte“ Gruppen meinen damit den angeblich durch die Politik gesteuerten „Austausch“ einer „angestammten Bevölkerung“ durch eine „fremde“ meist muslimische Zuwanderung. AfD-Politiker bedienten sich in der Vergangenheit einer ähnlichen Rhetorik: Beatrix von Storch twitterte im Mai 2016: „Die Pläne für einen Massenaustausch der Bevölkerung sind längst geschrieben.“

AfD bedient sich rechtsextremer Rhetorik

Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland veröffentlichte im Zuge der Debatte um den Familiennachzug im April 2017 eine Presseerklärung in der es heißt: „Der Bevölkerungsaustausch in Deutschland läuft auf Hochtouren“ und der AfD-Bundestagsabgeordnete Petr Bystron nennt den UN-Migrationspakt im Oktober 2018 ein „Abkommen zur systematischen Umvolkung“.

Hintergrund:

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Anschläge auf Moscheen in Christchurch

Christchurch am Freitag. Erschütterte Mitglieder einer islamischen Gemeinde ringen nach einem Anschlag auf ihre Moschee um Fassung. Bei Angriffen auf zwei Moscheen wurden in der neuseeländischen Stadt Dutzende Menschen getötet.
Christchurch am Freitag. Erschütterte Mitglieder einer islamischen Gemeinde ringen nach einem Anschlag auf ihre Moschee um Fassung. Bei Angriffen auf zwei Moscheen wurden in der neuseeländischen Stadt Dutzende Menschen getötet. © Reuters | Stringer
Polizisten außerhalb einer der angegriffenen Moscheen. Der genaue Ablauf der Anschläge war zunächst unklar.
Polizisten außerhalb einer der angegriffenen Moscheen. Der genaue Ablauf der Anschläge war zunächst unklar. © dpa | Mark Baker
Ersten Meldungen zufolge wurden mindestens 49 Menschen bei den Angriffen getötet und Dutzende weitere verletzt.
Ersten Meldungen zufolge wurden mindestens 49 Menschen bei den Angriffen getötet und Dutzende weitere verletzt. © dpa | Mark Baker
In Neuseeland ist nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung muslimischen Glaubens. Insgesamt gibt es dort etwa 50.000 Muslime, viele davon Einwanderer aus Staaten wie Pakistan oder Bangladesch.
In Neuseeland ist nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung muslimischen Glaubens. Insgesamt gibt es dort etwa 50.000 Muslime, viele davon Einwanderer aus Staaten wie Pakistan oder Bangladesch. © dpa | Mark Baker
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem „terroristischen Angriff“ und von einer von Neuseelands „dunkelsten Stunden“.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einem „terroristischen Angriff“ und von einer von Neuseelands „dunkelsten Stunden“. © Getty Images | Hagen Hopkins
Laut Chef-Ermittler Mike Bush wurden nach den Angriffen an mehreren Autos Sprengsätze entdeckt.
Laut Chef-Ermittler Mike Bush wurden nach den Angriffen an mehreren Autos Sprengsätze entdeckt. © Getty Images | Hagen Hopkins
Ein Mitglied einer angegriffenen Gemeinde telefoniert nach dem Anschlag sichtlich  erschüttert.
Ein Mitglied einer angegriffenen Gemeinde telefoniert nach dem Anschlag sichtlich erschüttert. © dpa | Mark Baker
Dieses Standbild eines Social-Media-Videos zeigt ein Polizeiauto, wie es angeblich den Wagen eines Verdächtigen rammt. Die Einsatzkräfte nahmen mehrere Verdächtige fest. Australiens Premierminister Scott Morrison bestätigte, dass einer der Verdächtigen Australier ist. Er sprach von einem „rechtsextremistischen gewalttätigen Terroristen“.
Dieses Standbild eines Social-Media-Videos zeigt ein Polizeiauto, wie es angeblich den Wagen eines Verdächtigen rammt. Die Einsatzkräfte nahmen mehrere Verdächtige fest. Australiens Premierminister Scott Morrison bestätigte, dass einer der Verdächtigen Australier ist. Er sprach von einem „rechtsextremistischen gewalttätigen Terroristen“. © Reuters | SOCIAL MEDIA
Aus Sorge vor weiteren Angriffen riegelte die Polizei Schulen und andere öffentliche Gebäude stundenlang ab. An die Bevölkerung – insbesondere an Muslime – appellierte sie, zu Hause zu bleiben.
Aus Sorge vor weiteren Angriffen riegelte die Polizei Schulen und andere öffentliche Gebäude stundenlang ab. An die Bevölkerung – insbesondere an Muslime – appellierte sie, zu Hause zu bleiben. © dpa | Mark Baker
Polizisten stehen vor einer Moschee im Ortsteil Linwood. Sie wurde genauso Ziel eines Angriffs wie eine Moschee in der Innenstadt.
Polizisten stehen vor einer Moschee im Ortsteil Linwood. Sie wurde genauso Ziel eines Angriffs wie eine Moschee in der Innenstadt. © dpa | Mark Baker
Krankenwagen und Polizeiautos in der Nähe einer der angegriffenen Moscheen.
Krankenwagen und Polizeiautos in der Nähe einer der angegriffenen Moscheen. © dpa | Mark Baker
Frauen vor der Al-Noor-Moschee im Gespräch mit Polizisten.
Frauen vor der Al-Noor-Moschee im Gespräch mit Polizisten. © Getty Images | Kai Schwoerer
Eine verletzte Person wird in einen Krankenwagen geladen.
Eine verletzte Person wird in einen Krankenwagen geladen. © Reuters | Stringer
Die Polizei riegelte nicht nur die angegriffenen Moscheen weiträumig ab.
Die Polizei riegelte nicht nur die angegriffenen Moscheen weiträumig ab. © Reuters | Stringer
Auch Spezialkräfte rückten nach den Angriffen aus, um die Stadt zu sichern.
Auch Spezialkräfte rückten nach den Angriffen aus, um die Stadt zu sichern. © Reuters | Stringer
Mitglieder der Einheit AOS (Armed Offenders Squad) fordern einen  jungen Mann auf, einen der Anschlagsorte zu verlassen.
Mitglieder der Einheit AOS (Armed Offenders Squad) fordern einen jungen Mann auf, einen der Anschlagsorte zu verlassen. © Reuters | Stringer
Ein Auto mit einer zersplitterten Scheibe in der Nähe der Al-Noor-Moschee im Zentrum von Christchurch.
Ein Auto mit einer zersplitterten Scheibe in der Nähe der Al-Noor-Moschee im Zentrum von Christchurch. © Reuters | Stringer
Bürgermeisterin Lianne Dalziel sagte: „Alle sind geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann.“
Bürgermeisterin Lianne Dalziel sagte: „Alle sind geschockt. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann.“ © CHRISTCHURCH CITY MAYOR/REUTERS | SOCIAL MEDIA
Die Anschläge lösten international Entsetzen und Anteilnahme aus.
Die Anschläge lösten international Entsetzen und Anteilnahme aus. © dpa | Mark Baker
Ein Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei vor der Al-Noor-Moschee. Chef-Ermittler Mike Bush sagte, einem Verdächtigen, der Ende 20 sei, werde Mord vorgeworfen, er werde bereits an diesem Samstag einem Richter vorgeführt. Er betonte, die Polizei habe im Vorfeld der Tat keine Fehler gemacht.
Ein Mitglied einer Spezialeinheit der Polizei vor der Al-Noor-Moschee. Chef-Ermittler Mike Bush sagte, einem Verdächtigen, der Ende 20 sei, werde Mord vorgeworfen, er werde bereits an diesem Samstag einem Richter vorgeführt. Er betonte, die Polizei habe im Vorfeld der Tat keine Fehler gemacht. © dpa | Martin Hunter
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Jetzt warnt das Bundesinnenministerium vor rechtsextremer Rhetorik. Politische Äußerungen wie „Umvolkung” und „Austausch des Volkes”, seien „grundsätzlich geeignet, bei gewaltbereiten Rechtsextremisten tatinitiiernde Impulse auszulösen oder zu verstärken”, sagt ein Sprecher des Innenministeriums unserer Redaktion. Im Klartext: Rechtsextreme Rhetorik kann radikalisierte Menschen zu Gewalttaten anstacheln.

Hohe Gewaltbereitschaft in der rechten Szene

Gleichwohl liegen dem Bundeskriminalamt keine Erkenntnisse darüber vor, dass solche Äußerungen tatsächlich ursächlich für die Begehung konkreter Straftaten waren. Direkte Konsequenzen aus dem Attentat zog das Bundesinnenministerium für die deutschen Sicherheitsbehörden den Angaben zufolge nicht.

Dennoch hob der Sprecher hervor, dass trotz des

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die „die Gewaltorientierung in der rechtsextremistischen Szene nach wie vor unverändert hoch” sei und „sinkende Gewalttatenzahlen nicht über das anhaltend hohe Gefährdungspotenzial im Rechtsextremismus hinwegtäuschen” dürften.

Schlagfertig gegen die AfD- Darum gingen diese vier Bundestagsreden viral

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    Fließender Übergang in den Rechtsterrorismus

    Der Übergang von gewaltorientiertem Rechtsextremismus in den Rechtsterrorismus ist laut Innenministerium „fließend“ und formiere sich vermehrt am äußeren Rand der organisierten rechtsextremistischen Szene. „Auch schwerste Straftaten von radikalisierten Einzeltätern, die keiner festen Organisationsstruktur zugehörig sind („Lone Wolf“-Prinzip), bleiben ein schwer zu kalkulierendes Risiko und bilden ein hohes Gefährdungsmoment im Rechtsextremismus“, so der Sprecher.

    Bei Bekanntwerden rechtsterroristischer Strukturen und Straftätern würden die Sicherheitsbehörden frühzeitig und konsequent gegen diese vorgehen. Neben zahlreichen präventiven Maßnahmen stehe eine nachhaltige Strafverfolgung im Zentrum der Bekämpfung.