Berlin. Zwischen den Geschlechtern klafft eine Lohnlücke. Die Ex-Familienministerin hatte bei „Hart aber fair“ dazu eine kontroverse These.

Kristina Schröder hat mit ihren Aussagen bei „Hart aber fair“ für Aufmerksamkeit gesorgt. Die frühere Familienministerin sagte, dass sie es nicht schlimm finde, dass Männer mehr als Frauen verdienen – schließlich leisten sie auch die meisten unbezahlten Überstunden in Deutschland, studieren die richtigen Fächer und verhandeln selbstbewusst ihr Gehalt.

Dann sei es auch vertretbar, wenn sie am Ende des Monats ein paar hundert Euro mehr im Portemonnaie haben als Frauen. In den sozialen Netzwerken wurde ihre Aussage kontrovers diskutiert. Die frühere Familienministerin wird teilweise mit Häme überzogen.

„Hart aber fair“: Kristina Schröders Aussagen sorgen für Aufregung

Am Montagabend saß die CDU-Politikerin bei „Hart aber fair“, um über einen groben Missstand auf dem Arbeitsmarkt zu diskutieren:

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Rechnet man bestimmte Faktoren wie etwa Teilzeit oder Verzerrungen durch schlechtbezahlte Berufe, in denen Frauen überrepräsentiert sind, aus der Statistik heraus, klafft immer noch eine Lücke von sechs Prozent.

„Hart aber fair“ – wer waren die Gäste?

• Henrike von Platen, Finanzexpertin

• Collien Ulmen-Fernandez, Schauspielerin

• Rainer Hank, Journalist

• Kristina Schröder, Ex-Bundesfamilienministerin

• Stephan Grünewald, Psychologe

• Astronautin Insa Thiele-Eich und Ehemann Daniel Eich

Kristina Schröders merkwürdige Argumentation

Frauen unter Druck, Männer am Drücker: Alles so wie immer?“, fragte Moderator Frank Plasberg seine Runde am „Equal Pay Day“, also jenem Tag, der auf diesen Missstand aufmerksam machen soll. Doch von struktureller Benachteiligung von Frauen wollte vor allem ein Gast nichts wissen: Ex-Ministerin Kristina Schröder (CDU).

Coliien Fernandez bei „Hart aber fair“.
Coliien Fernandez bei „Hart aber fair“. © WDR/Dirk Borm | ARD

Ihre These: Nicht jede Ungleichheit sei auch ungerecht. Wenn Frauen Germanistik statt Elektrotechnik studierten, müssten sie sich nicht wundern, wenn sie hinterher weniger verdienen. Frauen seien im Berufsleben andere Dinge wichtig. Etwa der Wunsch nach Flexibilität. Oder wie es Schröder ausdrückte: „Jeden Tag um 16 Uhr zu gehen“.

Kristina Schröder will nur nicht als Feministin auffallen

Für eine ehemalige Familienministerin waren das ungewöhnliche Worte. Schröder bemühte sich, bloß nicht als Feministin aufzufallen. Im Gegenteil: Sie verkörperte die Konservative, nach deren Logik allein Leistung den Unterschied macht. Und nicht das Geschlecht.

Equal Pay Day- Frauen fordern Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft

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    Dass Wirtschaft aber auch mit Machtstrukturen und Seilschaften zu tun hat, musste selbst der konservative „FAZ“-Wirtschaftsmann Rainer Hank zugeben. Die Entwicklung der letzten 40 Jahre – etwa bei Bildung, Karriere, Einkommen – sei zwar eine „Erfolgsgeschichte der Frauen“. Die Chancen seien gut, bei großen Konzernen wie Siemens, Daimler oder BASF aufzusteigen. Von Parität in Spitzen- und Leitungspositionen könne aber noch keine Rede sein.

    Der Psychologe Stephan Grünewald beobachte gar, dass es „Rollback -Tendenzen“ gebe. Das Berufsleben werde zu einer „Fluchtburg“ der Männer. In der Ehe, im Privaten seien die Rollen ausgeglichen. Im Job ziehe man sich dafür in Führungshierarchien zurück, wo man „unter sich“ bleibe.

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      So entstehe ein Klima, das auf Frauen abstoßend wirke, sagte auch die Finanzexpertin und Mit-Initiatorin des „Equal Pay Day“ in Deutschland, Henrike von Platen. „Die Kultur bleibt, wie sie ist. Und Frauen gehen dann wieder“, sagte sie. Besser werde es erst, wenn noch mindestens eine weitere Frau in die Männerdomäne vorstoße.

      Und dann ist da immer noch das Thema Lohn: In einem Einspieler berichtete Frank Plasbergs Redaktion davon, dass es schon beim Taschengeld Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen gebe. Letztere erhalten weniger. Genau sechs Prozent. Ein Zufall?

      Frauen sollen keine Opfer-Rolle einnehmen

      „FAZ“-Redakteur Hank sagte, dass der Lohn natürlich ein „Macht-Thema“ sei. Frauen trauten sich zu wenig zu. Sie sollten keine Opfer-Rolle einnehmen, sondern selbstbewusst einfordern, was ihnen zusteht. Männer seien da besser. Und setzten im Zweifel ihre Ellenbogen ein. „Warum zahlen Unternehmen nicht von sich aus gleich fair?“, hielt Henrike von Platen dagegen.

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      • Kommentar:

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      Eine Frage, auf die auch die Runde keine Antwort hatte. Von der radikalen Lösung, Jungen und Mädchen schon ganz früh Geschlechterunterschiede abzutrainieren, hielt der Psychologe Stephan Grünewald wenig. „Man löst die Probleme nicht, wenn man die Kinder egalisiert“, sagte er.

      Rollenbilder sind veränderbar

      Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandez.
      Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandez. © imago images / Klaus W. Schmidt | Klaus W. Schmidtvia www.imago-images.de

      Die Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes berichtete davon, dass sie für einen Film Rollenbilder bei Kindern aufgebrochen habe. Jungs bekamen Mädchenspielzeug. Und Mädchen vermeintliches Spielzeug für Jungen. „Wir haben den Kindern hinterher angeboten, wieder zu tauschen. Und sie wollten nicht“, sagte Ulmen-Fernandes.

      Was zeigt: Stereotype spielen selbst in der Spielzeugabteilung noch immer eine große Rolle. Und: Rollenbilder sind veränderbar. Dass Hersteller einen Globus für Mädchen in Pink und mit Glitzer verkaufen, findet aber selbst Ex-Ministerin Schröder „albern und absurd“. Andererseits: Es scheine dafür einen Markt zu geben. Und auch bei Kindern gebe es das Bedürfnis, sich mit seinem Geschlecht zu identifizieren.

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      Fazit des ARD-Talks

      Politische Lösungen, wie daraus resultierende Ungleichheiten später beseitigt werden können, lieferte Plasbergs Runde nicht. Und sie sind auch gar nicht nötig. Zumindest dann nicht, wenn es nach Kristina Schröder geht.

      Kommentare zur Sendung

      Auf Twitter sorgten die Kommentare von Kristina Schröder für zum Teil böse Kommentare. Hier eine kleine Auswahl:

      • „Wo ist eigentlich Kristina Schröders weiblicher Empathievorsprung geblieben? Oder gibt man den beim Eintritt in die CDU wieder ab?“

      • „Jetzt bei #hartaberfair: Christina Schröder, Ex-Frauenministerin, ist überzeugt: „Die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen haben nichts mit Diskriminierung zu tun.“ #EqualPayDay“

      • „Jetzt behauptet @schroeder_k doch tatsächlich, es gäbe einen biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau!“

      „Hart aber fair“ in der Mediathek anschauen

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