Berlin . Braucht Europa riesige Konzerne, um bestehen zu können? Bei „Maybrit Illner“ überzeugte zu dieser Frage vor allem Sahra Wagenknecht.

Bei „Maybrit Illner“ ging es um den Kalten Krieg zwischen China und den USA. Der ist trotz andauernder Verhandlungen nach wie vor akut: Donald Trump wirft der Regierung in Peking unter anderem vor, nichts gegen das große Handelsdefizit zu tun. Umgekehrt verbittet China sich Einmischung – und reagiert mit Gegenzöllen.

Wie soll sich Europa zwischen den Großmächten positionieren? Könnte es am Ende gar hilfreich sein, die Industriepolitik auf dem Kontinent eng zu verzahnen? Diese Fragen wurden in der Runde von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), Sahra Wagenknecht (Linke), der Finanzexpertin Sandra Navidi, dem Journalisten Felix Lee und dem Unternehmer Karl Haeusgen diskutiert.

Wie verlief die Debatte?

Natürlich ging es dabei auch um Donald Trump. Interessant war, dass der US-Präsident nicht nur schlecht wegkam. „Man mag seine Methoden nicht schätzen, aber im Grunde hat er Recht“, befand der Unternehmer Haeusgen. Mit seinem harten Kurs gegen China könne er am Ende sogar Erfolg haben.

Das konnte Felix Lee bestätigen. Lange sei die chinesische Führung siegessicher gewesen. „In diesem Jahr ist die Stimmung sehr angespannt“, sagte der Journalist, der auch für unsere Redaktion aus China berichtet. Schließlich müsse die Kommunistische Partei viele Probleme lösen. Der Streit mit Trump sei da nur hinderlich.

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Und die Europäer? Geht es nach Peter Altmaier, wird man immer verhandeln – und sich wehren, falls beispielsweise die USA mit Strafzöllen auch auf die EU zielen sollten. Zugleich will der Wirtschaftsminister, dass sich europäische Unternehmen zu Champions à la Airbus zusammenschließen, um international gegen die Amerikaner und Chinesen bestehen zu können.

Die interessantesten Gedanken...

...zu dieser Gemengelage kamen von Sahra Wagenknecht. Staatliche Innovation begrüßte die Fraktionschefin der Linkspartei grundsätzlich. Zugleich warnte sie aber davor, große Konzerne zu schaffen. Die könnten sich auf ihrer beherrschenden Stellung ausruhen und etwa die Preise erhöhen. „Marktmacht wird immer missbraucht“, warnte Wagenknecht.

Das klang plausibel, und erstaunlich unideologisch. Zumal Wagenknecht mit guten Argumenten darauf hinwies, dass gerade die deutsche Wirtschaft mit einem anderen Ansatz zum Erfolgsmodell wurde: Indem sie auf viele starke Mittelständler und wenige Großkonzerne setzt.

Das schwächste Argument...

...wurde dagegen gleich doppelt vom Maschinenbauer Karl Haeusgen geliefert. Zunächst äußerste er Unverständnis dafür, warum Europa Schlüsseltechnologien wie den neuen Mobilfunkstandard 5G am besten selbst beherrschen sollte. Früher habe jeder Autokrat eine eigene Autoproduktion haben wollen. Ein schwacher Punkt, schließlich geht es hier um sicherheitsrelevante Schlüsseltechnologien, bei denen man lieber nicht von anderen abhängig sein sollte.

Später führte Haeusgen dann aus, dass China gar kein aufsteigender, sondern ein wieder-aufsteigender Staat sei. Schließlich sei es immer rund gelaufen – bis man sich für den Maoismus entschieden habe. Die harte Periode des Kolonialismus‘ und seiner Folgen ließ der Unternehmer da lieber weg. Wie ideologisch!

Das Fazit

In einem Punkt hatte Haeusgen schließlich aber Recht: In Talkshows wird sehr oft über Sozial- und wenig über Wirtschaftspolitik gesprochen. Dabei kann das durchaus funktionieren, wie diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ zeigte.

Inhaltlich war die Diskussion vielleicht etwas trocken. Doch man lernte verdammt viel. Zum Beispiel, dass die E-Auto-Strategie der deutschen Hersteller maßgeblich in China aktiviert wurde, weil man dort plötzlich auf sauberere Luft wert legt.

Wahrlich global, diese Zeiten. Zur aktuellen Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek geht es hier.