Berlin. Das Interesse der Deutschen, sich zu bewaffnen, steigt weiter. Ein Grund könnte wachsende Verunsicherung durch Terrorangriffe sein.

Mit einem kleinen Waffenschein dürfen Menschen verdeckt Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen tragen – aber nur im Notfall schießen. Und es werden immer mehr. Von Ende Januar 2018 bis Ende Januar 2019 stieg die Zahl von 565.000 auf knapp 620.000. Das ist ein Zuwachs um fast zehn Prozent.

Das berichtet der „Tagesspiegel“ aus Berlin und beruft sich auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen.

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Der Anstieg ist mit Blick auf frühere Jahre erheblich. Zum Vergleich: Ende 2014 waren erst knapp 262.500 solcher Erlaubnisse registriert worden.

Kleiner Waffenschein – Was man wissen muss

• ein solcher Schein berechtigt in Deutschland dazu, sogenannte Schreckschusswaffen zu tragen

• Bewerber für einen kleinen Waffenschein müssen volljährig sein

• diese Waffen brauchen das Siegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB)

• ein kleiner Waffenschein kostet – je nach Bundesland – zwischen 50 und 100 Euro

• wer einen kleinen Waffenschein will, braucht zudem ein Führungszeugnis – auch das kostet

• auch eine Sachkundeprüfung muss abgelegt werden

Verunsicherung als Grund für Interesse an Waffenscheinen

Über die Gründe für den Anstieg kleiner Waffenscheine in Deutschland war immer mal wieder spekuliert worden. Als ein möglicher Grund gilt Verunsicherung etwa durch Terroranschläge.

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Irene Mihalic, forderte im „Tagesspiegel“, dass die Bundesregierung für die Besitzer eine verpflichtende jährliche Meldung des aktuellen privaten Waffenbesitzes einführen sollte.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte sich immer wieder mit Sorge über die Entwicklung geäußert. Der Vorsitzende der Gewerkschaft hatte im Januar gesagt, solche Waffen würden „eine trügerische Sicherheit oder auch höhere Verteidigungsbereitschaft“ suggerieren. „Genau das kann eine Lage eskalieren lassen und den Nutzer möglicherweise selbst zum Straftäter machen“, hatte Oliver Malchow der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gesagt. (dpa/sdo)