Frank Bsirske hat bei Paketdiensten von „mafiösen Strukturen“ gesprochen. Die Firmen Hermes, DHL und DPD antworten auf die Vorwürfe.

Hamburg Verdi-Chef Frank Bsirske hat im Interview mit unserer Redaktion deutliche Kritik an Paketdiensten geäußert. Firmen wie Hermes und Co. würden „mafiöse Strukturen“ erschaffen, falsche Pässe und niedrige Löhne zulassen. Bei den Paketdiensten riefen die Aussagen Reaktionen hervor, sie wehren sich gegen die Vorwürfe.

Wörtlich sagte Bsirske: „Unternehmen wie Hermes engagieren Firmen, die wiederum andere Firmen beauftragen, die dann Menschen aus der Ukraine, aus Moldawien oder aus Weißrussland in die Lieferfahrzeuge setzen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). Viele hätten gefälschte Pässe, sagte der Verdi-Chef. „Da werden Stundenlöhne von 4,50 Euro oder sechs Euro gezahlt und das bei Arbeitszeiten von zwölf oder sogar 16 Stunden pro Tag.“

Die SPD-Partei- und -Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles unterstützte die Kritik von Verdi-Chef Bsirske. „Wer den Mindestlohn untergräbt, begeht kein Kavaliersdelikt. Das ist Betrug an den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“, erklärte Nahles am Samstag. Sie fügte hinzu: „Wir werden das nicht dulden und wollen die sogenannte Nachunternehmerhaftung auch auf die Paketbranche ausweiten.“

Hermes schreibt Unternehmern Mindestlohn vor

Hermes erwiderte am Samstag, als Auftraggeber lege man großen Wert auf unternehmerische Verantwortung. Hermes lasse sich von all seinen Servicepartnern vertraglich zusichern, „dass sie sich vollumfänglich an gesetzliche Vorgaben - insbesondere die Verpflichtung zur Zahlung des gesetzlichen Mindestlohns – halten“, sagte eine Sprecherin.

Darüber hinaus investiere Hermes in den kommenden fünf Jahren über 100 Millionen Euro, die überwiegend in die Lohn- und Personalkosten in der Paketzustellung fließen.

„Für Hermes tätige Servicepartner werden dadurch in die Lage versetzt, ihren Zustellern perspektivisch einen Stundenlohn von mindestens 12 Euro zu zahlen“, sagte die Sprecherin. Im Geschäftsjahr 2019 werde zunächst eine Erhöhung der durchschnittlichen Stundenlöhne von derzeit 9,50 Euro auf über 10 Euro umgesetzt, die in vielen Metropolregionen bereits heute deutlich höher liege.

Hintergrund:

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Auch der Bundesverband Paket & Expresslogistik (Biek) betonte, dass die Unternehmen ihre Vertragspartner zur Zahlung des Mindestlohns und zur Arbeitszeitaufzeichnung verpflichten. „Wer gegen Regeln verstößt, muss mit der Kündigung des Vertragsverhältnisses rechnen“, sagte die Sprecherin des Biek.

DHL, Marktführer vor Hermes, unterstrich, mehr als 98 Prozent der Pakete durch eigene Zusteller auszuliefern. Bei den anderen 2 Prozent müssten sich die beauftragten Firmen „bezüglich Arbeitsbedingungen und Löhnen an die gesetzlichen Bestimmungen halten“, sagte eine Sprecherin am Samstag. Sie müssten sich vertraglich verpflichten, das Mindestlohngesetz einzuhalten. „Ein direkter Eingriff in die Lohnstruktur der Servicepartner ist jedoch nicht möglich, da es sich um selbstständige Unternehmen handelt, die in eigener Verantwortung ihren Betrieb leiten“, ergänzte die Sprecherin.

Auch DPD hält Kritik für unberechtigt

Der DHL-Konkurrent DPD nannte die Äußerungen von Bsirske „eine nicht nachvollziehbare Vorverurteilung“ und „geradezu beleidigend für Tausende von redlichen Transportunternehmen“. Ein Sprecher sagte: „Die beauftragten Transportunternehmen haben klare gesetzliche und vertragliche Verpflichtungen, die von DPD fortlaufend geprüft werden.“

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