Berlin. Ein Detektor soll sekundenschnell menschliche Geräusche erkennen, sogar den Herzschlag. In Berlin testen Gefängnisse die Technik.

Nach einem spektakulären Ausbruch aus dem Berliner Gefängnis Tegel vor knapp einem Jahr wird dort ein neues Gerät mit hochsensibler Technik eingeführt. „Der erste Herzschlagdetektor ist im Einsatz“, sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne).

Das Gerät kostet 150.000 Euro und soll in Sekundenschnelle menschliche Geräusche erkennen, etwa Herzschläge, Atemzüge oder Magenrumpeln. Damit soll es fortan schwer bis unmöglich sein, sich etwa in einem Wagen aus der Haftanstalt zu schmuggeln. Das Kontrollsystem gibt es bundesweit nur in einigen Haftanstalten.

Ausbruch unbemerkt im Lieferwagen

Anfang Februar 2018 war es einem Gefangenen in Tegel gelungen, in einen Lieferwagen zu klettern und unbemerkt nach draußen zu kommen. Bei der Ausfahrt-Kontrolle des Fahrzeugs war der Ausbrecher nicht erfasst worden.

Zuvor hatte er mit einer selbstgebastelten Attrappe aus Stoffresten und Toilettenpapier samt Mütze in seiner Zelle Anwesenheit vorgetäuscht. Erst Stunden später war bemerkt worden, dass der Mann fehlte. Er wurde später

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Die Flucht hatte Justizsenator Behrendt in Erklärungsnot gebracht – es war das zehnte Mal innerhalb von sechs Wochen,

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Alle kehrten wieder zurück oder wurden gefasst.

Zuletzt war in der Silvesternacht die Flucht eines Gefangenen gestoppt worden. Er hatte ein Fenstergitter herausgedrückt und war auf einem Dach des Gefängnisses Moabit entdeckt worden.

Herzschlag absichtlich aussetzen schwer möglich

Auch andere Haftanstalten in Berlin sollen mit Detektoren ausgestattet werden, sagte Behrendt. Insgesamt ist der Einsatz von zwölf Geräten geplant. Die Kosten seien mit 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Bis zum Jahresende sollen alle Detektoren da sein.

Die Erkennung mit einem Herzschlagdetektor ließe sich nur mit einem Training umgehen, bei dem das Herz kurzzeitig aussetze, erklärte Behrendt. Er denke, dass das nicht gelingen werde. Derzeit gibt es in allen Haftanstalten der Hauptstadt knapp 4000 Insassen. (dpa/aba)