Berlin. Die Berateraffäre um Verteidigungsministerin von der Leyen kommt in den Untersuchungsausschuss. Die FDP verlangt lückenlose Aufklärung.

Ex-Staatssekretärin Katrin Suder wollte nicht reden. Die Abgeordneten sollten ihre Fragen schriftlich stellen. Da stand ihr nächster Schachzug in der „Berateraffäre“ fest: Ab diesem Mittwoch wird ein Ausschuss sie untersuchen – und die frühere Staatssekretärin Suder vorladen.

Vieles wird sich um die Frau drehen, für die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ihre Hand ins Feuer legt: Suder, 47 Jahre alt, Physikerin, Ex-McKinsey-Managerin, eine selbstbewusste Frau in einer Männerdomäne, die trotzdem oder gerade deswegen vier Jahre lang der heimliche Star war.

Sie schien die richtige Frau zur richtigen Zeit zu sein. Sie trat an, um den Einkauf zu optimieren, als sich die Rüstungspannen in der Truppe häuften, und verabschiedete sich mit einem Satz, der wie die Quintessenz ihrer Amtszeit klingt: „Aushalten, durchhalten, verändern.“

Die größten Pannen bei der Bundeswehr

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    Es kamen immer wieder die selben Berater zum Zug

    Aushalten muss sie nun ein paar Wahrheiten: 47 von 56 Verträgen mit externen Dritten waren nicht korrekt, häufig ging es um Berater.

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    war, obgleich nur das Ergebnis einer Stichprobe, blamabel. Wenn es nur um Regelverstöße ginge, wäre ein Untersuchungsausschuss nicht nötig – die Vergabepraxis wurde korrigiert.

    Was den Ausschuss-Vorsitzenden Wolfgang Hellmich (SPD) und seine Kollegen umtreibt, ist die „politische Dimension“. Nach der Analyse von Verträgen in einem Volumen von 200 Millionen Euro drängt sich der Verdacht auf, dass es im Bendlerblock ein „Buddy-System“ gab.

    Es kamen häufig die selben Berater zum Zuge, sei es direkt, sei es als Subunternehmer, darunter Leute, die Suder von McKinsey kannte. Die Managerin hielt sich formal aus diesen Verträgen heraus, aber der Argwohn bleibt.

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    FDP-Politikerin: „Fakten müssen endlich auf den Tisch“

    Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist das „Versteckspiel“ des Ministeriums leid. „Es muss ein Ende haben“, sagte sie unserer Redaktion. „Wir erwarten, dass nach monatelanger Hängepartie nun endlich alle Fakten auf den Tisch gelegt werden“.

    Nicht nur die Opposition ist auf Konfliktkurs. Auch von der Leyens Koalitionspartner geht auf Distanz. Hellmich ahnte schon Ende 2018,

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    U-Ausschuss tagt mit öffentlichen Sitzungen

    Eine Besonderheit ist, dass die Verteidigungspolitiker ihn selber bilden. Die Arbeit erledigen neun Abgeordnete, die Zeugen befragen und Beweise überprüfen. 16 Frageblöcke hat sich der Ausschuss gegeben. Die Sitzungen werden öffentlich sein.

    Suder und andere Zeugen werden durchhalten müssen. Die frühere Staatssekretärin muss sich nicht selbst belasten, sie könnte ihre Aussage verweigern; damit würde sie sich aber nur suspekt machen.

    Steht auch von der Leyens Führungsstil auf dem Prüfstand?

    Eine Ironie ist, dass die Militärs die Berater nicht wie Fremdkörper in der Truppe behandelt haben. Es ist die unerwartete Kameradschaft, die zum Problem werden könnte. Suder ist nicht mehr im Amt, ihre Devise „aushalten, durchhalten, verändern“ gilt mehr für die Ministerin.

    Von der Leyen wollte die Bundeswehr auf Effizienz trimmen, deswegen Suders Engagement, deswegen auch die vielen Berater. Ist letztlich ihr Führungsstil auf dem Prüfstand?