Frankfurt/Main. 61 Frauen arbeiten in den Vorständen der 160 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Das sind elf mehr als vor einem Jahr.

Es geht voran, aber sehr langsam. Der Anteil von Frauen in Vorständen der börsennotierten Unternehmen in Deutschland ist im vergangenen Jahr von 7,3 auf 8,6 Prozent gestiegen. Zum Stichtag 1. Januar 2019 arbeiteten 61 Frauen in den Führungsgremien der 160 Firmen, die im Aktien-Leitindex Dax sowie in den Indizes der kleinen und mittelgroßen Unternehmen SDax und MDax notiert sind. Das sind elf mehr als vor einem Jahr. Das hat eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma EY (Ernst & Young) ergeben.

Allerdings kletterte die Zahl der Männer in den Vorständen im gleichen Zeitraum sogar um zwölf auf 650. „Frauen in deutschen Vorständen sind immer noch eine Seltenheit“, sagt EY-Expertin Ulrike Hasbargen, „wir sehen zwar Fortschritte, aber der Wandel vollzieht sich sehr langsam.“ Bei diesem Tempo werde es bis zum Jahr 2034 dauern, bis ein Drittel der Vorstandsposten mit Frauen besetzt sei.

Mehrheit der Vorstandsgremien arbeitet ohne Frauen

In zwei Dritteln der Vorstandsgremien sind Frauen gar nicht vertreten, vor einem Jahr waren es 73 Prozent. Mehr als ein weibliches Vorstandsmitglied findet man nur in acht (im Vorjahr: sieben) Unternehmen, so etwa beim Versicherungskonzern Allianz oder dem Autobauer Daimler, SAP oder der Deutschen Telekom.

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Chefinnen gibt es nur in den vier SDax-Unternehmen DIC Asset, Hamburger Hafen und Logistik, MediGene und GrenkeLeasing. In 23 der 30 großen Dax-Unternehmen sitzt mindestens eine Frau im Vorstand, 28 weibliche Vorstandsmitglieder sind es insgesamt. 21 waren es 2017.

Bei den 60 mittelgroßen Unternehmen im MDax gibt es ein weibliches Vorstandsmitglied nur bei 27 Prozent (Vorjahr 23). Die Zahl der Frauen im Vorstand stieg von 13 auf 19. Bei den 70 SDax-Unternehmen kam eine Frau in Vorständen hinzu – insgesamt sind es nun 14. Bei einem Fünftel der Firmen sitzt nun mindestens eine Frau im Führungsgremium.

Wenige weibliche Vorstände im Handel

Die meisten Frauen schafften es in der Telekommunikationsbranche mit einem Anteil von 16 Prozent ins oberste Management, danach folgten die Finanzbranche mit 13 Prozent und Logistikunternehmen mit zwölf Prozent. Im Handel sind nur drei Prozent der Vorstände weiblich.

Meistens sind sie für operative Bereiche zuständig wie Produktion oder Logistik. So verantwortet Saori Dubourg beim weltgrößten Chemiekonzern BASF die Sparte Agrochemie. Knapp ein Viertel der Frauen sind verantwortlich fürs Personal, 22 Prozent für Finanzen wie Helene von Roeder beim Wohnungskonzern Vonovia.

Auffällig: Trotz Frauenquote bleiben auch die Aufsichtsräte eine Männerdomäne. Mit Simone Bagel-Trah, der Chefin des Henkel-Kontrollgremiums, hat

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Der insgesamt geringe Frauenanteil könnte zum Problem für den Standort Deutschland werden, warnt EY-Expertin Hasbargen. Sie sieht die Innovationsfähigkeit der Unternehmen gefährdet: Die Arbeit in gemischten Teams könne anstrengend sein: „Aber die Reibung, die hier entsteht, die Diskussionen und das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sichtweisen führen eben auch oft zu neuen Lösungen und zu mehr Innovationskraft.“

Viele Unternehmen hielten zu lange am Gewohnten fest. Dabei zwinge der demografische Wandel die Firmen geradezu, verstärkt auf Frauen in Führungspositionen zu setzen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse verbessert werden, dazu müsse die Politik die Rahmenbedingungen setzen. Aber auch im meist männlichen Management selbst müsse man umdenken.

Sie hoffe, dass die Unternehmen das aus sich heraus schafften, sagte Elke Holst kürzlich im Deutschlandfunk. Sie leitet beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) den Bereich „Gender Studies“. In den Aufsichtsräten, die die Arbeit der Vorstände kontrollieren, hatte die Bundesregierung vor vier Jahren eine Quote von 30 Prozent festgesetzt.