Washington. An der Grenze zwischen den USA und Mexiko sind zwei Migrantenkinder gestorben. Nun ist eine Diskussion um die Todesursachen entbrannt.

Um politische Punkte für seine umstrittene Grenzmauer zu Mexiko zu sammeln, geht Donald Trump nach Ansicht von Kritikern inzwischen sogar über Leichen. Nach dem Tod von zwei Flüchtlingskinder aus Guatemala, die im Dezember in der Obhut der Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP starben, fand der amerikanische Präsident weder Worte des Bedauerns oder der Selbstkritik.

Stattdessen gab er den oppositionellen Demokraten die Schuld. „Deren erbärmliche Einwanderungspolitik erlaubt es Menschen, die lange Reise im Glauben zu machen, dass sie unser Land illegal betreten können“, twitterte Trump am Wochenende. „Das können sie nicht. Wenn wir eine Mauer hätten, würden sie es noch nicht einmal versuchen.“

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Während Experten erklärten, dass Not und Elend im südlichen Hinterhof der USA so groß seien, dass kein Grenzwall die Motivation zur Flucht gen Norden eindämmen werde, zeigten sich Demokraten und viele Medien erschrocken darüber, wie Trump die Tragödie um Jakelin Caal (7) und Felipe Gomez Alonzo (8) politisierte.

„Mit Präsident Trump gibt es keinen Tiefpunkt“, schrieb Karen Tumulty von der Washington Post, „jedes Mal, wenn Du denkst, das war’s jetzt, schafft er es noch tiefer zu sinken.“ Ihre Kritik war darauf gemünzt, dass Trump so tat, als seien die Todesfälle kaum vermeidbar gewesen.

Beide Kinder, die jeweils mit einem Elternteil beim illegalen Grenzübertritt aufgegriffen wurden, seien bereits „schwer krank“ gewesen, bevor sie in die Zuständigkeit der US-Einwanderungsbehörden fielen, behauptete Trump. Dagegen erklärte die CBP, dass sowohl das Mädchen als auch der Junge bei standardmäßigen Gesundheitstests keine Auffälligkeiten gezeigt hätten.

Experten sehen System an der US-Grenze überfordert

Heimatschutzministerin Nielsen sagte nach einem Besuch im Grenzgebiet, wo über 15.000 minderjährige Flüchtlinge in überfüllten Übergangslagern bis zur Bearbeitung ihres Asylgesuchs festgehalten werden, das „System“ sei überfordert und weitere staatliche Behörden müssten bei der Betreuung der Klientel helfen. Für die Zoll- und Grenzschutzbehörde CBP sind die Todesfälle der Super-Gau.

Chef Kevin McAleenan musste eingestehen, dass es so etwas in den vergangenen zehn Jahre nicht gegeben hat. Indirekt ließ der Kommissar anklingen, dass die Null-Toleranz-Politik Trumps, der die Fluchtbewegung aus dem Süden notfalls mit einer kompletten Schließung der Grenze stoppen will, die CBP an die Kapazitätsgrenze gebracht hat. In beiden Fällen ist die Todesursache der Kinder offiziell noch nicht festgestellt worden. Allerdings werfen die Umstände, wie sie übereinstimmend in US-Medien berichtet werden, ein schlechtes Licht auf die Behörden.

So zeigte Jakelin Caal Symptome von Schock und Wassermangel. Trotzdem wurde sie stundenlang im Bus transportiert. Kurz nach der Ankunft in einem Flüchtlingslager war sie tot. Bei Felipe Gomez Alonzo gab es kurz vor dem Tod Anzeichen für hohes Fieber, auch hier ist eine zeitnahe Hilfe nach Medien-Recherchen ausgeblieben.

USA: Burger gegen Regierungskrise

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    Dass Trump die Verantwortung der Behörden wegschiebt „und ohne jede Empathie über tote Kinder spricht“, ist aus Sicht der Demokraten ein „Armutszeugnis“ für Amerika. Sie wollen mit ihrer neuen Mehrheit im Repräsentantenhaus die Todesfälle ab nächster Woche detailliert prüfen.

    Unterdessen hat die Mutter der im August im Bundestaat Iowa von einem jungen illegalen Einwanderer getöteten Mollie Tibbetts (20), die von Trump ebenfalls für politische Zwecke instrumentalisiert wurde, ein Zeichen gesetzt. Nach der Tat flohen die (illegal eingewanderten) Eltern eines Kollegen des mutmaßlichen Täters, der auf einer Rinderfarm arbeitete, und ließen ihren Sohn allein zurück. Tibetts Mutter Laura Calderwood nahm den 17-jährigen Ulises Felix jetzt bei sich auf. Ihre Begründung: „Meine Tochter hätte es so gewollt.“