Berlin. Behörden ermitteln immer häufiger wegen illegaler Einfuhren von Wasserpfeifentabak. Öfter wird der Tabak auch hierzulande produziert.

Der Zoll warnt vor dem wachsenden Geschäft mit illegalem und unversteuertem Shisha-Tabak in Deutschland. 2013 führte der Zollfahndungsdienst noch 87 Verfahren zu mutmaßlichen Straftaten beim Handel mit Wasserpfeifentabak. 2017 waren es bereits 143 Ermittlungen.

„Der Handel mit illegalem Wasserpfeifentabak ist seit dem Jahr 2013 tendenziell steigend“, erklärte ein Sprecher der Generalzolldirektion auf Nachfrage unserer Redaktion.

Während vor einigen Jahren der Tabak noch aus arabischen oder afrikanische Länder über Häfen in Rotterdam oder Hamburg geschmuggelt wurde, würden Kriminelle heute vermehrt Shisha-Tabak in versteckten „Fabriken“ oder „Küchen“ in Deutschland produzieren.

„In unserem Einsatzgebiet erleben wir, wie Kriminelle in angemieteten Lagerhallen, teilweise sogar in Wohnhäusern, eigene Fertigungsstrecken bauen und dort selbst Shisha-Tabak illegal herstellen“, sagte René Matschke, Leiter der Zollfahndung in Hamburg unserer Redaktion. Im Jahr 2018 wurden bisher laut Generalzolldirektion mindestens acht illegale Herstellungsbetriebe beschlagnahmt.

Mehrere Landesregierungen mit härterem Kurs

Außerdem haben die Strafverfolgungsbehörden Erkenntnisse, dass zunehmend auch Flüchtlinge im illegalen Geschäft mit Shisha-Tabak mitmischen. In mehreren Verfahren in Norddeutschland, Berlin und Nordrhein-Westfalen sind auch Syrer, Libanesen, Afghanen und Palästinenser unter den Beschuldigten.

Derzeit ermittelt etwa die Staatsanwaltschaft Schwerin in einem Verfahren gegen 18 Beschuldigte, die illegal in Norddeutschland Wasserpfeifentabak produziert haben sollen. Unter den Tatverdächtigen sind auch Geflüchtete aus Syrien und Afghanistan. In einem weiteren Verfahren in Norddeutschland geht es um Steuerschaden in Höhe rund einer Million Euro durch illegale Tabak-Produktion. Im Fokus der Ermittler: eine Gruppe Syrer und Palästinenser.

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    Offiziell gibt die Generalzolldirektion an, dass „generelle Aussagen zu Tätergruppen“ nicht getroffen werden könnten. „Es handelt sich um unterschiedliche internationale – meist ethnisch abgeschottete – Gruppierungen“, heißt es nur.

    Mehrere Landesregierungen hatten in den vergangenen Monaten einen härteren Kurs gegen den illegalen Handel von Shisha-Tabak angekündigt. Nach Informationen unserer Redaktion will sich das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg und das Berliner Landeskriminalamt jetzt in der gemeinsam geführten „Ermittlungsgruppe Zigaretten“ (GE Zig) zunehmend auf Verfahren im Deliktsfeld Shisha-Tabak konzentrieren.

    Verschlüsselte Kommunikation über Messenger-Dienste

    Auch im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Polen erkennen Fahnder des Zolls eine wachsende Anzahl an illegalen Betrieben, in denen Rohtabak gelagert wird, um damit unversteuert zu Wasserpfeifentabak zu produzieren. „Allein die Menge und Bewegungen an Waren lassen den Verdacht zu, dass es sich um Organisierte Kriminalität handelt“, sagte ein Berliner Ermittler.

    Zollfahnder warnen insgesamt davor, dass die Täter konspirativer vorgehen. „Wir erkennen, dass die Täter schnell lernen“, sagte der Hamburger Zollfahnder Matschke. „Sie verschlüsseln ihre Kommunikation zum Beispiel über Messenger-Dienste. Dies gestaltet unsere Ermittlungen recht aufwändig.“ Der Zoll beschlagnahmte deutschlandweit rund 236 Tonnen zwischen 2013 und 2017. Die Fahnder ermittelten zudem, dass in diesem Zeitraum mehr als 1100 Tonnen Wasserpfeifentabak illegal gehandelt wurde. (cu)