Berlin. Der Attentäter von Berlin hat vor seiner Tat offenbar jemanden in seine Pläne eingeweiht. Der Mann war den Ermittlern nicht unbekannt.

Zwölf Tote, mehr als 70 Verletzte – der Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin vor knapp zwei Jahren wirkt immer noch nach. Weiter gibt es in den Ermittlungen Ungereimtheiten, die Ermittler sehen sich Kritik ausgesetzt. Wurden wichtige Hinweise übersehen oder falsch eingeschätzt?

Nun gibt es eine neue Entwicklung. Anis Amri, der Attentäter vom Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche, hatte einen islamistischen Gefährder in seine Anschlagspläne eingeweiht.

Darüber habe der Leiter des Berliner Landeskriminalamtes (LKA), Christian Steiof, am vergangenen Freitag in nichtöffentlicher Sitzung den Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses informiert, berichten „Berliner Morgenpost“ und der RBB unter Berufung auf Teilnehmer der Sitzung.

„Einzeltäter-These ist nicht haltbar“

Anis Amri, der Attentäter vom Breitscheidplatz.
Anis Amri, der Attentäter vom Breitscheidplatz. © dpa | ---

Der LKA-Chef schilderte demnach, dass drei sogenannte Vertrauenspersonen (VP) seiner Behörde Kontakt zu Anis Amri hatten. Einer dieser Informanten habe Mitarbeitern der Anti-Terroreinheit des LKA von einem Gespräch mit einem Mann berichtet, der der Behörde bekannt sei und von dieser als Gefährder eingestuft werde. Im Gespräch mit der V-Person habe dieser gesagt, Amri habe ihn in seine Anschlagspläne eingeweiht.

Grünen-Ausschussmitglied Benedikt Lux will nun den V-Mann-Führer im Ausschuss hören. „Die Einzeltäter-These ist jetzt noch weniger haltbar als zuvor“, sagte er.

Nach Angaben von Teilnehmern der Sitzung versicherte Steiof, dass das LKA erst nach dem Anschlag von der V-Person erfahren habe, dass ihr der Terrorplan Amris bekannt gewesen sei. Nach dem Bericht handelt es bei dem Mitwisser Amris um einen wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung vorbestraften Mann. Wann er von Amris Plan erfuhr und wann er der V-Person des LKA davon erzählte, sei unklar.

Anis Amri wurde in Italien erschossen

Der LKA-Chef hatte öffentlich vor dem Untersuchungsausschuss gesagt, dass seine Behörde seit vielen Jahren Vertrauenspersonen im Bereich der Islamismusbekämpfung eingesetzt habe. Konkrete Angaben dazu machte er aber nicht offiziell.

Der islamistische Attentäter hatte am 19. Dezember 2016 mit einem gestohlenen Lastwagen einen Anschlag verübt. 12 Menschen starben, mehr als 70 wurden verletzt. Es war der bislang schwerste islamistische Anschlag in Deutschland. Amri wurde später auf der Flucht in Italien von der Polizei erschossen. (W.B./dpa)