Landau/Berlin. Im Rennen um den CDU-Vorsitz bringen sich die Kandidatinnen in Position. Die Generalsekretärin setzt auf das Thema Gerechtigkeit.

Zu ihrer Kandidatur um den CDU-Vorsitz wollte sich Annegret Kramp-Karrenbauer am Freitagabend nicht äußern. Dabei ist klar: Ihre Ansprache bei einer Parteiveranstaltung in Landau lässt sich nur als Bewerbungsrede deuten – mit einem überraschenden Schwerpunkt für eine konservative Politikerin.

So bezeichnete die CDU-Generalsekretärin das Armutsproblem in Deutschland als sozialen „Sprengsatz“ und forderte mehr Chancengleichheit – zumal viele Kinder von Armut betroffen seien. Kramp-Karrenbauer äußerte sich bei einer Veranstaltung, bei der Menschen für ihren ehrenamtlichen Einsatz ausgezeichnet wurden.

Friedrich Merz laut Umfrage vorn

Aus Respekt vor den Geehrten wollte sich die 56-Jährige erst kommende Woche zu ihrer Kandidatur äußern will. Kramp-Karrenbauer gilt als Vertraute von Bundeskanzlerin und Noch-CDU-Chefin Angela Merkel, die auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember nicht mehr für den Parteivorsitz kandieren will.

Auch interessant

und

Auch interessant

, die ebenfalls antreten wollen, haben sich öffentlich bereits positioniert. Beide werden dem konservativen Lager zugerechnet. Von den drei Kandidaten erhält Merz einer Umfrage zufolge aktuell die besten Werte.

Auch interessant

Jens Spahn laut Umfrage abgeschlagen

Nach einer Erhebung des Civey-Instituts im Auftrag der „Welt“ trauen 49 Prozent der Bürger dem 62-jährigen Sauerländer zu, die Wahlergebnisse der CDU zu verbessern. Unter den Unionsanhängern bevorzugen demnach sogar 63 Prozent Merz.

19 Prozent der Bürger schreiben diese Fähigkeit am ehesten Kramp-Karrenbauer zu, nur 6 Prozent Spahn. Etwa 22 Prozent der 5045 online Befragten trauen demnach keinem der drei Kandidaten zu, mehr Wähler für die CDU zu gewinnen.

Das sind die CDU-Vorsitzenden seit 1946

Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor.
Konrad Adenauer gehörte zu den Begründern der CDU. Der aus Köln stammende Jurist war von 1950 bis 1966 CDU-Bundesvorsitzender. Seit 1946 war er bereits Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone. Von 1949 bis 1963 war Adenauer der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Seit 1946 standen sechs Männer und eine Frau an der Spitze der CDU. Hier stellen wir sie vor. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne.
Ludwig Erhard, Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ und zweiter Bundeskanzler (1963 bis 1966), hatte den CDU-Vorsitz von 1966 bis 1967 inne. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten.
Kurt Georg Kiesinger, dritter Bundeskanzler (1966 bis 1969), war von 1967 bis 1971 CDU-Chef. Schon 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, war Kiesinger in die NSDAP eingetreten. Das wurde ihm in den 1960er-Jahren vor allem von der „Außerparlamentarischen Opposition“ immer wieder vorgehalten. © imago/United Archives International | Personalities
Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender.
Rainer Candidus Barzel war von 1971 bis 1973 CDU-Parteivorsitzender. © imago | SVEN SIMON
Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender.
Helmut Kohl war von 1973 bis 1998 CDU-Parteivorsitzender. © imago/WEREK | imago stock&people
Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit.
Kohl führte von 1982 bis 1998 als sechster Bundeskanzler der BRD eine CDU/CSU/FDP-Koalition und ist damit der Kanzler mit der längsten Amtszeit. © imago/imagebroker | imago stock&people
Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender.
Wolfgang Schäuble, aktueller Bundestagspräsident, war von 1998 bis 2000 CDU-Parteivorsitzender. © imago/ZUMA Press | Emmanuele Contini
Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin.
Angela Merkel ist seit dem Jahr 2000 CDU-Vorsitzende. Seit 22. November 2005 ist die studierte Physikerin Bundeskanzlerin. © Getty Images | Carsten Koall
Annegret Kramp-Karrenbauer war vom 7. Dezember 2018 bis Januar 2021 die Bundesvorsitzende der Partei.
Annegret Kramp-Karrenbauer war vom 7. Dezember 2018 bis Januar 2021 die Bundesvorsitzende der Partei. © dpa | Sebastian Gollnow
Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich Anfang 2021 gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch. Er wurde CDU-Vorsitzender und trat als Spitzenkandidat im Bundestagwahlkampf 2021 an. Die Union verlor die Wahl. Laschet zog als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein und machte den Weg frei für eine neue CDU-Spitze.
Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet setzte sich Anfang 2021 gegen seine Konkurrenten Norbert Röttgen und Friedrich Merz durch. Er wurde CDU-Vorsitzender und trat als Spitzenkandidat im Bundestagwahlkampf 2021 an. Die Union verlor die Wahl. Laschet zog als einfacher Abgeordneter in den Bundestag ein und machte den Weg frei für eine neue CDU-Spitze. © dpa | Bernd Weißbrod
Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag.
Friedrich Merz folgt auf Armin Laschet. Der Sauerländer (*11. November 1955 in Brilon) ist seit dem 31. Januar 2022 Bundesvorsitzender der CDU. Seit 2021 sitzt Merz auch für die Partei im Bundestag. © dpa
1/11

Wechsel auch an der CSU-Spitze?

Friedrich Merz hat auch nach Ansicht des früheren SPD-Chefs Sigmar Gabriel „ganz sicher gute Chancen“, Merkel an der Spitze der CDU zu beerben. Er geht davon aus, dass Merz auf das Kanzleramt spekuliert. „Ich glaube, jeder Vorsitzende der CDU hat im Kern den Anspruch, der nächste Kanzler zu werden“, so Gabriel zu dpa. „Warum sollte jemand Vorsitzender der CDU werden wollen, wenn er nicht den Anspruch hat, Nachfolger von Angela Merkel zu werden?“

Der geplante Rückzug Merkels von der CDU-Spitze hat auch die Debatte über eine Ablösung von CSU-Chef Horst Seehofer befeuert. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach langem Zögern nun nach dem CSU-Vorsitz greifen. Seehofer selbst wollte spätestens Mitte November Vorschläge zur Zukunft der CSU vorlegen.

CDU und CSU streiten über Personal

Die Personaldebatte in den Unionsparteien hat auch zu neuen Reibereien zwischen CDU und CSU geführt. Alexander Dobrindt, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, verbat sich nun Ratschläge aus der CDU zum Rückzug Seehofers.

„Wir geben der CDU keine Ratschläge zur Besetzung ihres Spitzenpersonals und erwarten umgekehrt auch das Gleiche“, sagte Dobrindt der „Passauer Neuen Presse“. Nach den Verlusten für die Union bei den Landtagswahlen in Bayern und in Hessen hatten mehrere CDU-Politiker Seehofer den Rückzug nahegelegt.

Dobrindt will die Union nach rechts wenden

Zugleich warnte Dobrindt die Unionsparteien vor einer Fokussierung auf die politische Mitte. Dies führe links und rechts zu Wählerabwanderungen. Die Volksparteien müssten wieder stärker ihr jeweiliges politisches Spektrum ansprechen, so Dobrindt: „Für die Unionsparteien heißt das, allen Wählern von der Mitte bis zur demokratisch Rechten eine politische Heimat zu bieten.“ (dpa)