Berlin. Eine Rolex am Handgelenk von Sawsan Chebli sorgt für Aufregung im Netz. Die SPD-Politikerin wehrt sich – und kehrt Facebook den Rücken.
Mit mehr als vier Jahren Verspätung sorgt ein Foto der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (40) für Aufregung und entfacht eine Diskussion über Armut. Weil die SPD-Politikerin auf einem Bild eine Luxusuhr der Marke Rolex trägt, wird ihr Maßlosigkeit vorgeworfen.
Ein Facebook-User postete eine Fotomontage, der zur Folge die Uhr 7300 Euro kostet, und schrieb dazu: „Alles was man zum Zustand der deutschen Sozialdemokratie 2018 wissen muss.“
Chebli, in Berlin als zwölftes von 13 Kindern einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie geboren und in ärmlichen Verhältnissen in einer Drei-Zimmer-Wohnung im Berliner Stadtteil Moabit aufgewachsen, gilt als Paradebeispiel für gelungene Integration. Nicht selten kokettiert sie mit ihrer Geschichte – eine Geschichte des Aufstiegs.
Chebli kontert mit ihrer Geschichte
So konterte sie den Facebook-Beitrag von Freitag: „Wer von Euch Hatern (Hassern) hat mit 12 Geschwistern in 2 Zimmern gewohnt, auf dem Boden geschlafen&gegessen, am Wochenende Holz gehackt, weil Kohle zu teuer war? Wer musste Monate für Holzbuntstifte warten? Mir sagt keiner, was Armut ist. #Rolex“
Viel Zuspruch bekommt die SPD-Politikerin auch von anderen. Zahlreiche User beurteilen die Kritik als „typisch deutschen Neid“ oder schreiben, dass bei einem Mann niemand nach der Uhr fragen würde.
Unterstützung aus der FDP
Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner verteidigte die Sozialdemokratin. „Was sie (Chebli) mit ihrem verdienten Geld macht, geht niemanden etwas an“, twitterte er am Sonntag. „Man muss nicht arm sein, um gegen Armut zu sein.“
Trotzdem zog Chebli am Montag Konsequenzen aus dem Shitstorm und deaktivierte ihr Facebook-Konto. „Mein Facebook-Account hat sich zu einem Tummelplatz für Nazis und Extremisten aller Couleur entwickelt“, sagte sie zu „Bild.de“.
„Hunderte, manchmal waren es sogar tausende Hassbotschaften unter einem Post. Und zwar unabhängig vom Inhalt. Egal, was ich gepostet habe, es wurde mit Hass und Hetze reagiert.“ Solchen Hass-Kommentatoren wolle sie keine Plattform mehr bieten, so Chebli weiter.
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war von 2014 bis 2016 stellvertretende Pressesprecherin des Auswärtigen Amts und ist jetzt Berlins Bevollmächtigte beim Bund und Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales. (dpa/jkali/ba)