Berlin. Sie gehen, sie gehen nicht. Der Brexit ist wie „Warten auf Godot“. Briten und EU führen ein absurdes Theater auf. Ein Kommentar.

Die Briten haben vor mehr als zwei Jahren per Referendum beschlossen, die Europäische Union zu verlassen. Seitdem streiten sie um den besten Weg, möglichst ungeschoren der EU Good bye zu sagen.

Reihenweise traten Politiker wegen des Streits zurück, darunter ein Regierungschef und mehrere Minister. Das brachte aber ebenso wenig Klarheit wie überhastet angesetzte vorgezogene Neuwahlen; stattdessen wurde alles immer komplizierter.

Inzwischen könnte „Brexit“ der Titel eines absurden Theaterstücks sein. Das fast tägliche Hin und her der Wasserstandsmeldungen in den Verhandlungen zwischen London und Brüssel („Einigung steht kurz bevor“, „Gespräche festgefahren“, „Alles ist offen“) erinnert an „Warten auf Godot“.

Beim Brexit geht es um Macht und Eitelkeiten

Ein Gipfel folgt auf den nächsten. Die immer kürzere Taktfolge der Einigungsvorschläge für Fristen, Übergangsphasen und Notfalloptionen, die von der einen oder anderen Seite kommen, wirkt hektisch und panisch statt durchdacht und überlegt.

Nehmen wir nur die britische Seite: Die einen wollen raus aus der EU, egal wie; andere möchten zwar, aber gleichzeitig drin bleiben, irgendwie; wieder anderen rufen nach einem neuen Referendum, in der Hoffnung, dass sich die Mehrheit dann anders entscheidet als 2016. Mittendrin eine offensichtlich überforderte Premierministerin Theresa May, die sich verzweifelt an ihr Amt klammert.

Und auf Seiten der EU? Die Junckers und Tusks lehnen sich gelassen zurück und lassen die Briten zappeln. Motto: Sollen sie doch kommen, war schließlich ihr Referendum. Dass man dabei die ohnehin bedenklich wachsende Europaskepsis vieler EU-Bürger fahrlässig fördert, scheint so recht keinen zu stören.

Viele Beobachter haben sich inzwischen angewidert abgewendet von diesem Polit-Theater, bei dem es längst mehr um Machtspiele, Eitelkeiten und um das Begleichen alter Rechnungen geht als um verantwortungsvolle Politik für den Bürger. „Brexit“ steht schon lange nicht mehr für eine politische Idee, sondern vor allem für Politikverdrossenheit.