Berlin/München. Für die SPD läuft es nicht. Erst geht die Bayern-Wahl verloren. Und dann legt Parteichefin Nahles einen unglücklichen TV-Auftritt hin.

Andrea Nahles kennt das Gefühl noch nicht. Als sie am Sonntagabend nach der Bayern-Wahl im Willy-Brandt-Haus vor die Kamera trat, musste sie die Schlappe der SPD erklären. Es war ihre erste Wahl, seitdem sie zur SPD-Chefin gewählt wurde. Und sie machte eine ziemlich unglückliche Figur.

Die Partei hatte dieses Mal keine Wahlparty in Berlin organisiert. Aus Kostengründen, wie es offiziell heißt. Zumindest genauso wahrscheinlich ist, dass die Genossen keine Lust auf eine Wahlparty mit langen Gesichtern gehabt haben könnten. Denn die Niederlage der SPD kam mit Ansage.

Andrea Nahles will „Kraft freimachen“

9,7 Prozent, nur noch fünftstärkste Kraft (hinter den Grünen, den Freien Wählern und der

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) – die SPD versinkt in der Bedeutungslosigkeit. Doch was sind die Gründe für den Absturz?

„Sicher hat der Bund keinen Rückenwind gegeben“, sagt Nahles am Sonntagabend schmallippig im ARD-Interview. Man habe sich nicht freimachen können vom Richtungsstreit in der CDU/CSU. Die Partei wolle die Schlappe auf allen Ebenen analysieren, das Ergebnis solle dafür genutzt werden, „Kraft freizumachen“.

Wie das konkret genau geschehen soll, verrät die Parteichefin, der die Niederlage merklich anzusehen ist, nicht. Aufbruchstimmung sieht zwei Wochen vor der Wahl in Hessen anders aus.

Für viele Genossen steht bereits fest: Der schlechte

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der

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und der

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hatten einen erheblichen Anteil an der Niederlage. Längst steht die Frage im Raum:

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„Da muss sich etwas gravierend ändern, wenn diese Regierung Bestand haben soll“, sagte etwa der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner. Die Wähler in Bayern hätten „zur Arbeit der Berliner GroKo ein sehr negatives Urteil gesprochen“.

SPD-Vize Ralf Stegner.
SPD-Vize Ralf Stegner. © dpa | Frank Molter

Persönliche Konsequenzen schließt Nahles zunächst aus. Dann wird sie von ARD-Reporterin Ellis Fröder gefragt, ob sie denn selbst Fehler gemacht habe. Nahles lächelt, dreht sich um – und geht.

So kam es zu dem Vorfall

Es entsteht der Eindruck, Nahles wolle sich der Frage nach Selbstkritik im Fernsehen entziehen. Doch so einfach ist es nicht, wie Reporterin Fröder wenig später auf Twitter erklärte. „Ich musste das Interview wegen technischer Probleme noch einmal führen. Nahles war in Zeitdruck und bekam während der letzten Frage das Zeichen: Wir müssen los.“

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Auch ein Phoenix-Kollege von Fröder, der die Situation beobachtete, bestätigte den Vorfall. Doch da war es schon zu spät. Längst berichteten einige Medien über den unglücklichen Vorfall. Im Netz machte ein Ausschnitt von der Szene die Runde.

„Liebe SPD: Falls ihr euch fragt, was euer Problem ist. Da. Da ist es“, heißt es in einem tausendfach geteilten Beitrag. Die Partei gibt abermals kein gutes Bild nach außen ab. (bekö)

Das gesamte Interview können Sie ab 1:25 in der ARD-Mediathek anschauen.

Andrea Nahles: Ihre Karriere in Bildern

Andrea Nahles war lange die starke Frau der SPD: Seit April 2018 war sie Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands – als erste Frau. Seit September 2017 war sie bereits Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag. Von beiden Ämtern wird sie zurücktreten, wie sie am Sonntag ankündigte. Wir zeigen Bilder aus ihrem politischen und privaten Leben.
Andrea Nahles war lange die starke Frau der SPD: Seit April 2018 war sie Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands – als erste Frau. Seit September 2017 war sie bereits Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag. Von beiden Ämtern wird sie zurücktreten, wie sie am Sonntag ankündigte. Wir zeigen Bilder aus ihrem politischen und privaten Leben. © dpa | Martin Gerten
Andrea Nahles wurde am 20. Juni 1970 in Mendig (Rheinland-Pfalz) geboren. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaften und ist seit 1988 Mitglied der SPD. Von 1993 bis 1995 war sie Landesvorsitzende der Jungsozialisten in Rheinland Pfalz. Von 1995 bis 1999 dann Bundesvorsitzende der Jusos.
Andrea Nahles wurde am 20. Juni 1970 in Mendig (Rheinland-Pfalz) geboren. Sie studierte Literatur- und Politikwissenschaften und ist seit 1988 Mitglied der SPD. Von 1993 bis 1995 war sie Landesvorsitzende der Jungsozialisten in Rheinland Pfalz. Von 1995 bis 1999 dann Bundesvorsitzende der Jusos. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Andreas Altwein
Andrea Nahles und der damalige SPD-Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine im November 1996.
Andrea Nahles und der damalige SPD-Bundesvorsitzende Oskar Lafontaine im November 1996. © REUTERS /
Nahles war erstmals von 1998 bis 2002 und ist erneut seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1997 bis 2013 war sie Mitglied im SPD-Parteivorstand.
Nahles war erstmals von 1998 bis 2002 und ist erneut seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Von 1997 bis 2013 war sie Mitglied im SPD-Parteivorstand. © REUTERS /
Im Mai 2007 wurde Nahles gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier (M.) und Peer Steinbrück vom SPD-Parteivorstand für das Amt der stellvertretenden Parteivorsitzenden nominiert. Am 26. Oktober 2007 wurde sie von 74,8 Prozent der Parteitagsdelegierten in dieses Amt gewählt. Dafür gab es rote Rosen. Das Amt hatte sie von 2007 bis 2009 inne.
Im Mai 2007 wurde Nahles gemeinsam mit Frank-Walter Steinmeier (M.) und Peer Steinbrück vom SPD-Parteivorstand für das Amt der stellvertretenden Parteivorsitzenden nominiert. Am 26. Oktober 2007 wurde sie von 74,8 Prozent der Parteitagsdelegierten in dieses Amt gewählt. Dafür gab es rote Rosen. Das Amt hatte sie von 2007 bis 2009 inne. © Getty Images | Sean Gallup
Die praktizierende Katholikin ist Mutter einer Tochter.
Die praktizierende Katholikin ist Mutter einer Tochter. © Meike Boeschemeyer
Von ihrem Ehemann – dem Kunsthistoriker Marcus Frings – lebt sie seit Anfang 2016 getrennt.
Von ihrem Ehemann – dem Kunsthistoriker Marcus Frings – lebt sie seit Anfang 2016 getrennt. © Getty Images | Sean Gallup
Am 17. Dezember 2013 wurde Nahles von dem ehemaligen Parlamentspräsidenten Norbert Lammert zur Bundesministerin für Arbeit und Soziales vereidigt.
Am 17. Dezember 2013 wurde Nahles von dem ehemaligen Parlamentspräsidenten Norbert Lammert zur Bundesministerin für Arbeit und Soziales vereidigt. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
Im Bundestagswahlkampf 2017 machte Nahles sich für den damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz stark.
Im Bundestagswahlkampf 2017 machte Nahles sich für den damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz stark. © Getty Images | Carsten Koall
Seit dem 27. September 2017, drei Tage nach der Bundestagswahl, ist Andrea Nahles Vorsitzende der SPD-Bundesfraktion.
Seit dem 27. September 2017, drei Tage nach der Bundestagswahl, ist Andrea Nahles Vorsitzende der SPD-Bundesfraktion. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen am 7. Februar gab Schulz seinen Rücktritt vom Parteivorsitz bekannt – und machte den Weg für Andrea Nahles als seine Nachfolgerin frei.
Nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen am 7. Februar gab Schulz seinen Rücktritt vom Parteivorsitz bekannt – und machte den Weg für Andrea Nahles als seine Nachfolgerin frei. © dpa | Kay Nietfeld
Es war kein starkes Ergebnis – nur gut 66 Prozent stimmten beim Parteitag am 22. April 2018 für Andrea Nahles als Parteivorsitzende.
Es war kein starkes Ergebnis – nur gut 66 Prozent stimmten beim Parteitag am 22. April 2018 für Andrea Nahles als Parteivorsitzende. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Damit war Andrea Nahles die erste Frau an der Spitze der SPD. Am Sonntag kündigte sie ihren Rücktritt als SPD-Vorsitzende für den 3. Juni 2019 und als SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende am 4. Juni 2019 an. Außerdem wurde bekannt, dass Nahles in naher Zukunft auch ihr Bundestagsmandat niederlegen und sich komplett aus der Politik zurückziehen will.
Damit war Andrea Nahles die erste Frau an der Spitze der SPD. Am Sonntag kündigte sie ihren Rücktritt als SPD-Vorsitzende für den 3. Juni 2019 und als SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende am 4. Juni 2019 an. Außerdem wurde bekannt, dass Nahles in naher Zukunft auch ihr Bundestagsmandat niederlegen und sich komplett aus der Politik zurückziehen will. © Reto Klar | Reto Klar
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