Saarbrücken. Sahra Wagenknecht stellt ihre linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ in Berlin vor. Was die Linken-Fraktionschefin damit erreichen will.

Die linke Sammlungsbewegung „Aufstehen“ soll nach den Worten ihres Mitgründers, des früheren Linken-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, politisch heimatlose Wähler ansprechen und auch die AfD schwächen.

Ziel sei es, linken Wählern, die sich in den bisherigen Parteien nicht wiederfinden, eine Plattform zu bieten, sagte Lafontaine der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Sie wolle auch „die Wanderung zur AfD stoppen und vielleicht umkehren“.

Aufstehen von Wagenknecht und Lafontaine gegründet

Dies bedeute nicht, AfD-Parolen nachzulaufen: „Wir wollen das über die soziale Frage lösen.“ Lafontaine sagte zu den

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„Der Unmut hat sich nicht in erster Linie durch die Flüchtlingsfrage aufgestaut, sondern durch das Auseinanderfallen der Gesellschaft, durch den Sozialabbau und die dadurch ständig steigende Unzufriedenheit.“

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht hatte die Bewegung zusammen mit ihrem Ehemann Lafontaine gegründet. Am Dienstag will sie in Berlin die Ziele und die Protagonisten vorstellen, darunter neben Politikern von Linkspartei, SPD und Grünen auch prominente Künstler und Wissenschaftler.

Laut einer aktuellen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion könnte sich jeder vierte Deutsche vorstellen, „Aufstehen“ zu wählen, wenn die Bewegung bei einer Wahl als Partei anträte.

Demnach erklärten gut 10 Prozent der Befragten, sie könnten sich „auf jeden Fall“ vorstellen, „Aufstehen“ ihre Stimme zu geben. Weitere rund 14 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit „eher ja“. Eine große Mehrheit sieht dies jedoch anders. Fast 47 Prozent der Befragten antworteten, sie würden „auf keinen Fall“ der Bewegung ihre Stimme geben, weitere knapp 20 Prozent meinten „eher nein“.

Angeblich bereits fast 100.000 Unterstützer

Vier Wochen nach ihrer Gründung nähert sich die Zahl der Unterstützer nach Lafontaines Angaben der Marke von 100.000. Vor gut einer Woche waren es demnach bereits mehr als 85.000. Genaue Zahlen will Wagenknecht bei der Präsentation an diesem Dienstag bekanntgeben.

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Die Strukturen müssten erst wachsen, erklärte Lafontaine weiter. „Die Bewegung ist ja im Entstehen.“ Ohne Steuerungsgremium werde man nicht auskommen. Aber: „Wir wollen wirklich auch eine breitere Basis in der Spitze.“ Er selbst werde nicht in der ersten Reihe stehen, sagte er.

Bei anderen Parteien sieht man die Idee einer

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eher kritisch. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zweifelt etwa an ihrem Sinn.

„Ich weiß nicht genau, was ihre Bewegung gegen die gesellschaftliche Erosion bewegen will“, sagte Ramelow dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). „Ich bezweifle aber, dass sie als Online-Bewegung viel in Gang bringen kann.“

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht

Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht.
Sie gilt als stramme Sozialistin, ist die Fraktionschefin der Linken im Bundestag und Gründerin der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“. Das ist Sahra Wagenknecht. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an.
Gemeinsam mit Dietmar Bartsch hat Wagenknecht den Fraktionsvorsitz der Linken inne. Für eine Aktion pro Bootsflüchtlingshilfe legten die beiden Politiker im Oktober 2015 in Berlin Rettungswesten an. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende.
Schon seit den Zeiten, als die Partei noch PDS hieß, arbeiten sie zusammen. Hier ein Foto aus dem Oktober 2002 mit Petra Pau (M.), damals stellvertretende PDS-Bundesvorsitzende. © picture alliance/AP | Jens Meyer
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch.
Wagenknecht beim Bundesparteitag in Leipzig im Juni 2018 mit der restlichen aktuellen Linken-Spitze (v.l.): die Parteichefs Bernd Riexinger (r.) und Katja Kipping sowie Dietmar Bartsch. © imago | Sammy Minkoff
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena.
Geboren wurde Wagenknecht als Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter am 16. Juli 1969 in Jena. © REUTERS | REUTERS / ALEX DOMANSKI
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne.
Ab den frühen 1990er Jahren hatte Wagenknecht maßgebliche Funktionen in verschiedenen Vorstandsgremien der PDS inne. © imago/Detlev Konnerth | imago stock&people
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998.
Die 29-jährige Reformkommunistin beim Verteilen von Flugblättern in Dortmund im September 1998. © REUTERS | REUTERS / Str Old
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.
Wagenknecht im Januar 2000 in Berlin beim traditionellen Gedenkmarsch für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. © picture-alliance / Berliner_Zeit | dpa Picture-Alliance / Herschelmann Kay
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera.
Diese Aufnahme zeigt die damalige Chefin der „Kommunistischen Plattform“ der PDS beim Bundesparteitag im Oktober 2002 in Gera. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind.
In der Flüchtlingsdebatte bezieht Sahra Wagenknecht klar Stellung. Mit ihrem Vorschlag, Arbeitsmigration einzuschränken, stieß sie in ihrer Partei auf heftigen Gegenwind. © imago/Eibner | imago stock&people
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“.
Auch bei Demonstrationen gegen einen militärischen Einsatz westlicher Truppen in Syrien ist Sahra Wagenknecht häufig zu sehen, hier bei einer Demo 2015 in Berlin. Seit 2013 trägt Wagenknecht einen Doktortitel. Sie promovierte im Fach Volkswirtschaftslehre. Titel der in englischer Sprache verfassten Dissertation: „Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern“. © imago/IPON | imago stock&people
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein.
Sie hat viel von ihrer Schärfe früherer Jahre abgelegt, tritt aber immer noch für eine Überwindung des Kapitalismus in Deutschland ein. © REUTERS /
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor.
Im Bundestag ruft sie regelmäßig gereizte Reaktionen der anderen Parteien hervor. © dpa | Britta Pedersen
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin.
Unvergessen: Beim Linke-Bundesparteitag im Mai 2016 in Magdeburg gab es einen Tortenangriff auf die Politikerin. © imago/Christian Schroedter | imago stock&people
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen.
Als kontrollierte und ehrgeizige Rednerin kann die Frau von Oskar Lafontaine Zuhörer für sich einnehmen. © REUTERS | REUTERS / HANNIBAL HANSCHKE
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet.
Seit Ende 2014 ist sie mit dem früheren Ministerpräsidenten des Saarlandes, Ex-SPD-Kanzlerkandidaten und späteren Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Linken in zweiter Ehe verheiratet. © imago/Becker&Bredel | imago stock&people
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben.
Am 4. September stellte die Linksfraktionschefin die neue politische Sammlungsbewegung „Aufstehen“ vor. Mit der von ihr gegründeten parteiübergreifenden Initiative wollen Wagenknecht und Lafontaine linke Wähler erreichen, die sich von den klassischen Parteien abgewendet haben. © dpa | Bernd von Jutrczenka
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Gemeinam mit dem Online-Meinungsforschungsinstitut Civey wollen wir herausfinden:

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„Was Wagenknecht und Lafontaine da machen, ist keine Bewegung, sondern ein Machtkampf innerhalb der Linkspartei“, sagte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil unserer Redaktion.

„Wir brauchen ernsthafte Gespräche über ein progressives rot-rot-grünes Bündnis statt Internetseiten ohne politische Konsequenz.“ Auch andere

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geäußert.

Kritik, die Bewegung habe kein politisches Programm, wies Lafontaine zurück. Man wolle höhere Renten, höhere Löhne, bessere soziale Leistungen, keine Kriegseinsätze der Bundeswehr, keine Waffenlieferungen und eine Europapolitik der guten Nachbarschaft: „Wenn die Hälfte davon im Bundestag realisiert würde, dann hätten wir eine andere Gesellschaft.“

Bei der Vorstellung von „Aufstehen“ wird auch die Flensburger SPD-Oberbürgermeisterin

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(bekö/W.B./dpa)