Washington. Mehr als 3000 Menschen haben am Trauergottesdienst für McCain teilgenommen. Wolfgang Schäuble vertrat die deutsche Bundesregierung.

Eine Woche nach dem Tod des republikanischen US-Senators John McCain hat in Washington die zentrale Trauerfeier für den international geachteten Politiker begonnen. In der Nationalen Kathedrale wurde am Samstag sein Sarg aufgebahrt.

Bei dem Gottesdienst sollten zwei ehemalige Präsidenten sprechen: Der Demokrat Barack Obama, dem McCain bei der Präsidentenwahl 2008 unterlegen war, und der Republikaner George W. Bush. US-Präsident Donald Trump nimmt an der Feier für seinen innerparteilichen Widersacher nicht Teil.

McCain war schärfster Kritiker Trumps

Unter hochrangigen Republikanern war McCain der schärfste Kritiker Trumps. Mehrere prominente Vertreter des Weißen Hauses gehörten am Samstag zwar zu den Gästen, aber nicht zu den Trauerrednern. Medienberichten zufolge hatte McCain sich gewünscht, dass Trump nicht an seiner Beerdigung teilnimmt. Er besuchte stattdessen seinen Golfclub im benachbarten Bundesstaat Virginia.

Trauerfeier für John McCain in Washington

Eine Woche nach dem Tod des US-Senators John McCain hat in Washington die zentrale Trauerfeier für den Politiker begonnen. Auch Barack Obama und George W. Bush nehmen teil - Trump nicht. In der Nationalen Kathedrale wurde am Samstag sein Sarg aufgebahrt.
Eine Woche nach dem Tod des US-Senators John McCain hat in Washington die zentrale Trauerfeier für den Politiker begonnen. Auch Barack Obama und George W. Bush nehmen teil - Trump nicht. In der Nationalen Kathedrale wurde am Samstag sein Sarg aufgebahrt. © REUTERS | CHRIS WATTIE
Cindy McCain, die Ehefrau des Senators, bei ihrer Ankunft zur Gedenkfeier.
Cindy McCain, die Ehefrau des Senators, bei ihrer Ankunft zur Gedenkfeier. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle sind ebenfalls gekommen, um Abschied zu nehmen. Barack Obama hielt eine Rede zu Ehren des Senators McCain.
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle sind ebenfalls gekommen, um Abschied zu nehmen. Barack Obama hielt eine Rede zu Ehren des Senators McCain. © REUTERS | CHRIS WATTIE
John Kelly, Stabschef im Weißen Haus (r.) und Verteidigungsminister James Mattis (l.) begleiten Cindy McCain zum Vietnam Veterans Memorial in Washington. Sie vertreten das Weiße Haus. Präsident Trump war nicht zur Trauerfeier erschienen.
John Kelly, Stabschef im Weißen Haus (r.) und Verteidigungsminister James Mattis (l.) begleiten Cindy McCain zum Vietnam Veterans Memorial in Washington. Sie vertreten das Weiße Haus. Präsident Trump war nicht zur Trauerfeier erschienen. © REUTERS | POOL
Auch der ehemalige US-Außenminister John Kerry (Mitte) erwies John McCain die letzte Ehre.
Auch der ehemalige US-Außenminister John Kerry (Mitte) erwies John McCain die letzte Ehre. © dpa | Susan Walsh
McCains 106-jährige Mutter, Roberta McCain, bei ihrer Ankunft zur Trauerfeier ihres Sohnes.
McCains 106-jährige Mutter, Roberta McCain, bei ihrer Ankunft zur Trauerfeier ihres Sohnes. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Rhonda Zuck (l.) und ihr Ehemann Tim Zuck (m.) sind für das Begräbnis aus Racine im US-Bundesstaat Wisconsin angereist.
Rhonda Zuck (l.) und ihr Ehemann Tim Zuck (m.) sind für das Begräbnis aus Racine im US-Bundesstaat Wisconsin angereist. © REUTERS | POOL
Cindy McCain legt für ihren Mann einen Kranz am Vietnam Veterans Memorial nieder.
Cindy McCain legt für ihren Mann einen Kranz am Vietnam Veterans Memorial nieder. © dpa | Andrew Harnik
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Nach dem Tod McCains hatte Trump die Verdienste des Senators und Kriegsveteranen erst nach massivem öffentlichem Druck gewürdigt. Bei einer Trauerfeier im US-Kapitol am Freitag hatte Vizepräsident Mike Pence den Verstorbenen geehrt.

Wolfgang Schäuble vertrat die deutsche Regierung

An dem Gottesdienst am Samstag nahmen mehr als 3000 Menschen teil, darunter zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Deutschland wurde auf Bitten von Bundeskanzlerin Angela Merkel von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble vertreten.

Am Sonntag soll McCain auf dem Gelände der Marineakademie in Annapolis im US-Bundesstaat Maryland mit militärischen Ehren beigesetzt werden. Im Alter von 81 Jahren war McCain am Samstag in Arizona an einem Gehirntumor gestorben.

McCain wurde im US-Kapitol aufgebahrt

McCains Leiche war am Freitag im Kapitol aufgebahrt worden – eine Ehre, die bislang nur 30 Amerikanern vor ihm zuteil wurde. In den Tagen zuvor hatten bereits die Bürger in McCains Heimatstaat Arizona Abschied von dem Senator nehmen können.

1982 war John McCain als Abgeordneter in den Kongress eingezogen. Von 1986 an bis zu seinem Tod gehörte er dem US-Parlament als Senator an. 2008 war McCain Präsidentschaftskandidat der Republikaner, er unterlag aber dem Demokraten Obama.

John McCain war im Alter von 81 Jahren gestorben.
John McCain war im Alter von 81 Jahren gestorben. © dpa | Michael Reynolds

US-Vizepräsident Joe Biden: „Ein Gigant unter uns.“

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Darunter war auch Kevin Wisniewski (51), der sagte: „Für mich hat er vorgelebt, wie der Senat funktionieren sollte. Er hat mehr über das Land nachgedacht als über Parteien und Politik.“

Die 18-jährige Rebecca Radillo meinte: „John McCain war ein amerikanischer Held.“ Dan Golden (65) fügte hinzu: „Ich bin ein Demokrat, aber John McCain hat uns gezeigt, dass es ihm nicht nur um die Milliardäre in unserem Land geht, sondern um jeden.“

Das Leben von US-Senator John McCain

Aufrechter Parteirebell, Kriegsheld, hochgeschätzter Experte: An US-Senator John McCain hafteten viele Etiketten. Am 25. August verlor Amerika mit ihm einen der wichtigsten Politiker der Gegenwart. Bilder des Republikaners im Rückblick.
Aufrechter Parteirebell, Kriegsheld, hochgeschätzter Experte: An US-Senator John McCain hafteten viele Etiketten. Am 25. August verlor Amerika mit ihm einen der wichtigsten Politiker der Gegenwart. Bilder des Republikaners im Rückblick. © REUTERS | REUTERS / BRIAN SNYDER
John Sidney McCain III (l.) kam am 29. August 1936 auf einer Marinebasis in Panama zur Welt. Sowohl sein Vater Sidney McCain Jr. (r.) als auch sein Großvater waren Admiräle – keine Frage für John, dass er versuchen würde, in ihre Fußstapfen zu treten. Dieses Foto zeigt ihn gemeinsam mit seinen Eltern Roberta, Sidney und seinem Bruder Joe.
John Sidney McCain III (l.) kam am 29. August 1936 auf einer Marinebasis in Panama zur Welt. Sowohl sein Vater Sidney McCain Jr. (r.) als auch sein Großvater waren Admiräle – keine Frage für John, dass er versuchen würde, in ihre Fußstapfen zu treten. Dieses Foto zeigt ihn gemeinsam mit seinen Eltern Roberta, Sidney und seinem Bruder Joe. © picture alliance / Courtesy Sen. | dpa Picture-Alliance / Courtesy Sen.Mccain
Nach der High School besuchte er die Marineakademie in Annapolis.
Nach der High School besuchte er die Marineakademie in Annapolis. © REUTERS | Jason Reed
Er diente vor seiner politischen Karriere von 1958 bis 1981 in der US-Navy. Dieses Foto zeigt ihn im Jahr 1964.
Er diente vor seiner politischen Karriere von 1958 bis 1981 in der US-Navy. Dieses Foto zeigt ihn im Jahr 1964. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | dpa Picture-Alliance / U.S. Navy
McCain (r.) nahm als Jagdbomberpilot am Vietnamkrieg teil.
McCain (r.) nahm als Jagdbomberpilot am Vietnamkrieg teil. © REUTERS | HANDOUT
Am 26. Oktober 1967 geschah, was ihn wohl prägte wie nichts anderes. Er wurde über Nordvietnam abgeschossen, brach sich beide Arme und ein Bein.
Am 26. Oktober 1967 geschah, was ihn wohl prägte wie nichts anderes. Er wurde über Nordvietnam abgeschossen, brach sich beide Arme und ein Bein. © REUTERS | Handout Old
Fünfeinhalb Jahre verbrachte er in Kriegsgefangenschaft in Hanoi, mit Folter und Einzelhaft. Am 14. März 1973 wurde er entlassen – auf dem Foto begleitet von Lieutenant Commander Jay Coupe Jr. (l.).
Fünfeinhalb Jahre verbrachte er in Kriegsgefangenschaft in Hanoi, mit Folter und Einzelhaft. Am 14. März 1973 wurde er entlassen – auf dem Foto begleitet von Lieutenant Commander Jay Coupe Jr. (l.). © dpa | Horst Faas
Der Politiker lehnte eine vorzeitige Freilassung ab, waren doch Kameraden länger in Haft als er. Für den Rest seines Lebens konnte er seine Arme nicht über Schulterhöhe heben.
Der Politiker lehnte eine vorzeitige Freilassung ab, waren doch Kameraden länger in Haft als er. Für den Rest seines Lebens konnte er seine Arme nicht über Schulterhöhe heben. © REUTERS | HANDOUT
Viele Amerikaner verehrten ihn als Kriegshelden. Am 25. März 1973 wurde McCain vom damaligen US-Präsident Richard Nixon (l.) in Washington in Empfang genommen.
Viele Amerikaner verehrten ihn als Kriegshelden. Am 25. März 1973 wurde McCain vom damaligen US-Präsident Richard Nixon (l.) in Washington in Empfang genommen. © REUTERS | REUTERS / HANDOUT
Seine politische Karriere startete McCain 1977, zunächst als Verbindungsmann der Marine zum Kongress. 1983 wurde er selbst Abgeordneter, 1987 zog er in den Senat ein.
Seine politische Karriere startete McCain 1977, zunächst als Verbindungsmann der Marine zum Kongress. 1983 wurde er selbst Abgeordneter, 1987 zog er in den Senat ein. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Im Jahr 2000 versuchte er sich erstmals als Präsidentschaftsbewerber und unterlag seinem Gegenkandidaten. Das war George W. Bush (l.).
Im Jahr 2000 versuchte er sich erstmals als Präsidentschaftsbewerber und unterlag seinem Gegenkandidaten. Das war George W. Bush (l.). © Getty Images | Michael Smith
Bei der Präsidentschaftswahl 2004 unterstützte er Präsident Bush (l.) mit vielen Auftritten.
Bei der Präsidentschaftswahl 2004 unterstützte er Präsident Bush (l.) mit vielen Auftritten. © REUTERS | REUTERS / Jason Reed
Auch 2008 versuchte es McCain noch einmal. Doch er verlor die Präsidentenwahl gegen Barack Obama.
Auch 2008 versuchte es McCain noch einmal. Doch er verlor die Präsidentenwahl gegen Barack Obama. © REUTERS | REUTERS / JASON REED
Dazu beigetragen hat wohl auch der möglicherweise größte politische Fehler seiner Karriere: seine Entscheidung für Sarah Palin als Vize-Kandidatin.
Dazu beigetragen hat wohl auch der möglicherweise größte politische Fehler seiner Karriere: seine Entscheidung für Sarah Palin als Vize-Kandidatin. © imago stock&people | imago stock&people
Nach der Niederlage widmete sich McCain wieder voll seiner Arbeit im Kongress.
Nach der Niederlage widmete sich McCain wieder voll seiner Arbeit im Kongress. © REUTERS | REUTERS / JIM YOUNG
Zwei, die sich mochten: Die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und McCain im Januar 2013 in Washington.
Zwei, die sich mochten: Die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton und McCain im Januar 2013 in Washington. © dpa | Jim Lo Scalzo
Sein Fußabdruck ist gewaltig, auch im Ausland wurde der hochdekorierte Mann als Sicherheitsexperte geschätzt.
Sein Fußabdruck ist gewaltig, auch im Ausland wurde der hochdekorierte Mann als Sicherheitsexperte geschätzt. © REUTERS | Jonathan Ernst
Sicherheitspolitisch war McCain stets ein ausgesprochener Hardliner. Einer mit tiefem Misstrauen gegen die traditionellen Feinde der USA wie Russland und China. Trumps seltsame Hinwendung zu Russland war ihm stets ein Dorn im Auge. Dessen Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Juli 2018 bezeichnete er als den „schändlichsten Auftritt eines amerikanischen Präsidenten in der Erinnerung“.
Sicherheitspolitisch war McCain stets ein ausgesprochener Hardliner. Einer mit tiefem Misstrauen gegen die traditionellen Feinde der USA wie Russland und China. Trumps seltsame Hinwendung zu Russland war ihm stets ein Dorn im Auge. Dessen Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Juli 2018 bezeichnete er als den „schändlichsten Auftritt eines amerikanischen Präsidenten in der Erinnerung“. © Getty Images | Uriel Sinai
McCain entwickelte sich zu einem der wenigen offenen Kritiker Trumps im eigenen Lager.
McCain entwickelte sich zu einem der wenigen offenen Kritiker Trumps im eigenen Lager. © REUTERS | REUTERS / BRIAN SNYDER
Mehr als einmal warf er Trump mangelhaftes Wertebewusstsein, Unwissenheit und Impulsivität vor. Aber auch McCain selber war dafür bekannt, schnell auszurasten, oft soll er dabei sogar vulgäre Schimpfworte gebraucht haben.
Mehr als einmal warf er Trump mangelhaftes Wertebewusstsein, Unwissenheit und Impulsivität vor. Aber auch McCain selber war dafür bekannt, schnell auszurasten, oft soll er dabei sogar vulgäre Schimpfworte gebraucht haben. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
Das soll auch – neben seinem frühzeitig weißen Haar – zu seinem Spitznamen „weißer Tornado“ beigetragen haben.
Das soll auch – neben seinem frühzeitig weißen Haar – zu seinem Spitznamen „weißer Tornado“ beigetragen haben. © REUTERS | REUTERS / JIM BOURG
Er war milder in Immigrationsfragen als seine Parteifreunde, strikt gegen Folter, für Transgender im Militär. Er machte Trump einen Strich durch die Rechnung bei dessen Herzensanliegen, die verhasste Krankenversicherung seines Vorgängers abzuschaffen: „Obamacare“
Er war milder in Immigrationsfragen als seine Parteifreunde, strikt gegen Folter, für Transgender im Militär. Er machte Trump einen Strich durch die Rechnung bei dessen Herzensanliegen, die verhasste Krankenversicherung seines Vorgängers abzuschaffen: „Obamacare“ © dpa | Carolyn Kaster
John Sidney McCain III hinterlässt neben seiner Frau Cindy und sieben Kindern aus zwei Ehen eine große Lücke und ein schillerndes politisches Vermächtnis.
John Sidney McCain III hinterlässt neben seiner Frau Cindy und sieben Kindern aus zwei Ehen eine große Lücke und ein schillerndes politisches Vermächtnis. © dpa | Andrew Gombert
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In den vergangenen Tagen hatten bereits die Bürger in McCains Heimatstaat Arizona Abschied von dem Senator nehmen können. Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden – den trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit eine langjährige Freundschaft mit McCain verband –

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McCain starb an den Folgen eines Hirntumors

Biden – dem bei der Ansprache die Tränen kamen – zeigte sich überzeugt, dass McCains politisches Wirken über dessen Tod hinweg großen Einfluss haben werde. „Johns Vermächtnis wird Generationen von Anführern inspirieren und herausfordern“, sagte Biden. „John McCains Einfluss in Amerika ist nicht vorbei.“ (dpa)