Berlin. Kanzlerin Merkel tut gut daran, ihren Draht zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu bessern. Das stärkt ihre Verhandlungsposition.

Ein russischer Präsident zu Gast in Deutschland. Vor wenigen Jahren war das fast Routine, heute ist es wieder ein heikles diplomatisches Großmanöver. Das liegt am heutigen Russland, seinem Präsidenten, aber ganz besonders an unserer aktuellen Weltordnung. Sie ändert sich derart disruptiv, dass auch das Verhältnis Deutschlands zu Russland davon nicht unberührt bleiben kann.

Die Kanzlerin ist dabei die Letzte, der man zu viel Blauäugigkeit im Umgang mit dem Russen vorwerfen kann. Angela Merkel misstraut Wladimir Putin seit seinem ersten Tag als Präsident. Sie kennt ihn – und seine vielen Gesichter – aus unzähligen persönlichen Begegnungen. Niemand kann so gut wie die im Osten aufgewachsene Wissenschaftlerin seine frühere Rolle als KGB-Mann in Dresden einordnen. Auch deshalb ist Merkel für Putin eine schwierige und wichtige Partnerin zugleich. Die Kanzlerin tut gut daran – wie am Samstag in Meseberg –, ihren Draht zu Putin zu verbessern.

Russland will wertgeschätzt werden

Deutschland braucht Russland und muss mit diesem komplizierten Partner angemessen umgehen. Und angemessen kann nur heißen: Keinen Millimeter nachgeben beim Thema Völkerrechtsverletzungen und Souveränität des westlichen Verteidigungsbündnisses. Aber es braucht wieder mehr Sensibilität und mehr Rücksicht auf Stolz und Befindlichkeit der Russen.

Das Gemäkel um den angeblich überzogenen Empfang auf Schloss Meseberg zeigt, wie kleinlich und geschichtsvergessen manche in Deutschland Außenpolitik betreiben. Der russischen Nation formal die Ehre zu erweisen, ist nicht devot, sondern klug. Man muss kein Spitzendiplomat sein, um zu wissen: Mit einem Gast, der sich wertgeschätzt fühlt, lässt sich besser verhandeln. Das gilt ganz besonders für die Russen.

Ohne Russland läuft nichts

US-Präsident Obama war es, der in einer Mischung aus Arroganz und Dummheit Russland als unberechenbare Weltmacht wieder ins Spiel gebracht hat. Sein Urteil, Russland sei klein, schwach, produziere nichts Vernünftiges und sei höchstens eine Regionalmacht, hat den russischen Bären schrill geweckt.

Mit dieser Regionalmacht hat die Welt wieder eine Menge zu tun. In der

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in Syrien, an den Nato-Grenzen und in den weltweiten Computernetzwerken. Die Kanzlerin hat dies erkannt und bemüht sich aus taktischen Gründen um eine Aufwertung der Russen.

Das Land sei „ein Akteur, ohne den die Lösung verschiedener internationaler Probleme nicht möglich ist“, ließ sie vor dem Treffen sperrig verlauten. Sie könnte auch einfacher sagen: „Ohne die Russen läuft nichts.“ Da wird Putin hinter den schweren Schlosstüren nicht widersprochen haben.

Zuwendung zu Putin kommt nicht von ungefähr

Nicht nur im Krimkonflikt muss es endlich zu Fortschritten kommen.

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Wer ein Blutbad unter Zivilisten in der eingekesselten Stadt Idlib verhindern will, muss die Russen als Schutzmacht Assads an ihre Verantwortung erinnern und rechtzeitig Konsequenzen aufzeigen.

Angela Merkels neue Zuwendung zu Putin hat sicher auch mit dem Liebesentzug in Washington zu tun. Es ist kein Geheimnis, dass Merkel sogar mit dem schwierigen Russen persönlich mehr anfangen kann als mit dem zornigen Mann aus dem Weißen Haus.

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Die nächste Volte ist nur einen Tweet entfernt.

Dieses Hin und Her ist gefährlich und daher sind beständige, ernsthafte Kontakte zu Russland der beste Weg hin zu mehr Sicherheit und Stabilität. Das Treffen im sommerlichen Meseberg war dabei ein wichtiger Schritt.

Das Treffen Trump-Putin in Bildern

Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russische Staatschef Wladimir Putin: Das Zusammentreffen war mit Spannung erwartet worden.
Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russische Staatschef Wladimir Putin: Das Zusammentreffen war mit Spannung erwartet worden. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Die Staatschefs trafen am Montag nacheinander am Amtssitz des finnischen Präsidenten Sauli Niinistö ein.
Die Staatschefs trafen am Montag nacheinander am Amtssitz des finnischen Präsidenten Sauli Niinistö ein. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Es ist nicht das erste Zusammentreffen der beiden, aber es ist das erste Mal, dass die Präsidenten bei einem bilateralen Gipfel aufeinander treffen.
Es ist nicht das erste Zusammentreffen der beiden, aber es ist das erste Mal, dass die Präsidenten bei einem bilateralen Gipfel aufeinander treffen. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Wie immer bei Trumps Auftritten – und vor allem bei diesem mit Spannung erwarteten – beobachten nicht nur die Fotografen den Handschlag ganz genau. „Kurz, aber kräftig“ wurde er von Augenzeugen beschrieben.
Wie immer bei Trumps Auftritten – und vor allem bei diesem mit Spannung erwarteten – beobachten nicht nur die Fotografen den Handschlag ganz genau. „Kurz, aber kräftig“ wurde er von Augenzeugen beschrieben. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
In den Gesprächen werde es unter anderem um Atomwaffen, Handelsfragen und die Beziehungen zu China gehen, kündigte der US-Präsident vor dem Vier-Augen-Gespräch an. Russland und die USA hielten 90 Prozent des weltweiten Nukleararsenals. „Das ist keine gute Sache, das ist eine schlechte Sache“, sagte er.
In den Gesprächen werde es unter anderem um Atomwaffen, Handelsfragen und die Beziehungen zu China gehen, kündigte der US-Präsident vor dem Vier-Augen-Gespräch an. Russland und die USA hielten 90 Prozent des weltweiten Nukleararsenals. „Das ist keine gute Sache, das ist eine schlechte Sache“, sagte er. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
„Es ist an der Zeit, detailliert über unsere bilateralen Beziehungen zu sprechen und über die schmerzhaften Punkte auf der Welt. Davon gibt es sehr viele“, sagte Putin. Nur wenige Stunden vor dem Treffen hatte Trump das Verhältnis der beiden Länder als historisch schlecht bezeichnet. Das liege aber an der vorherigen amerikanischen Regierung und den Ermittlungen in der Russland-Affäre.
„Es ist an der Zeit, detailliert über unsere bilateralen Beziehungen zu sprechen und über die schmerzhaften Punkte auf der Welt. Davon gibt es sehr viele“, sagte Putin. Nur wenige Stunden vor dem Treffen hatte Trump das Verhältnis der beiden Länder als historisch schlecht bezeichnet. Das liege aber an der vorherigen amerikanischen Regierung und den Ermittlungen in der Russland-Affäre. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
In der gemeinsamen Pressekonferenz zum Abschluss des Gipfels im finnischen Präsidentenpalast äußerten sich Trump und Putin zufrieden mit ihrem Treffen.
In der gemeinsamen Pressekonferenz zum Abschluss des Gipfels im finnischen Präsidentenpalast äußerten sich Trump und Putin zufrieden mit ihrem Treffen. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Putin schlug den USA einen neuen Dialog über Fragen der atomaren Rüstungskontrolle vor. Russland und die USA als größte Atommächte der Welt stünden in einer besonderen Verantwortung, sagte Putin.
Putin schlug den USA einen neuen Dialog über Fragen der atomaren Rüstungskontrolle vor. Russland und die USA als größte Atommächte der Welt stünden in einer besonderen Verantwortung, sagte Putin. © REUTERS | LEONHARD FOEGER
Trump wurde mehrfach von Journalisten auf die russische Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 angesprochen, die US-Geheimdienste für erwiesen halten. Trump konnte sich – während er neben Putin stand – nicht dazu durchringen, auf die Frage zu Antworten, ob er in dieser Frage den US-Geheimdiensten oder Wladimir Putin mehr vertraue.
Trump wurde mehrfach von Journalisten auf die russische Einmischung in die Präsidentschaftswahl 2016 angesprochen, die US-Geheimdienste für erwiesen halten. Trump konnte sich – während er neben Putin stand – nicht dazu durchringen, auf die Frage zu Antworten, ob er in dieser Frage den US-Geheimdiensten oder Wladimir Putin mehr vertraue. © REUTERS | GRIGORY DUKOR
Putin hatte deutlich gesagt, dass Russland sich nicht in die Wahl eingemischt habe.
Putin hatte deutlich gesagt, dass Russland sich nicht in die Wahl eingemischt habe. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Putin überreichte Trump als Gastgeber der am Sonntag beendeten Weltmeisterschaft einen Fußball. Dies sei ein symbolisches Geschenk für einen der Gastgeber der übernächsten WM, sagt Putin.
Putin überreichte Trump als Gastgeber der am Sonntag beendeten Weltmeisterschaft einen Fußball. Dies sei ein symbolisches Geschenk für einen der Gastgeber der übernächsten WM, sagt Putin. © REUTERS | GRIGORY DUKOR
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wird gemeinsam von den USA, Mexiko und Kanada ausgerichtet. Trump wollte den Ball nicht festhalten.
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 wird gemeinsam von den USA, Mexiko und Kanada ausgerichtet. Trump wollte den Ball nicht festhalten. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Er warf ihn zu seiner Frau: First Lady Melania saß neben US-Außenminister Pompeo.
Er warf ihn zu seiner Frau: First Lady Melania saß neben US-Außenminister Pompeo. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Vor der Pressekonferenz hatte es einen Zwischenfall gegeben. Ein Mann hielt einen Zettel hoch, mit dem er ein Abkommen zum Verbot von Atomwaffen forderte.
Vor der Pressekonferenz hatte es einen Zwischenfall gegeben. Ein Mann hielt einen Zettel hoch, mit dem er ein Abkommen zum Verbot von Atomwaffen forderte. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Wer der Mann war, wurde zunächst nicht bekannt. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes überwältigten ihn, dann wurde er aus dem Saal geführt.
Wer der Mann war, wurde zunächst nicht bekannt. Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes überwältigten ihn, dann wurde er aus dem Saal geführt. © dpa | Alexander Zemlianichenko
Zwischen dem Vier-Augen-Gespräch und der Pressekonferenz gab es ein Arbeitslunch.
Zwischen dem Vier-Augen-Gespräch und der Pressekonferenz gab es ein Arbeitslunch. © dpa | Heikki Saukkomaa
„Unsere Beziehung zu Russland war NIEMALS schlechter, dank vieler Jahre amerikanischer Torheit und Dummheit und nun wegen der manipulierten Hexenjagd!“, hatte Trump am Morgen auf Twitter geschrieben. US-Geheimdienste beschuldigen Russland, sich mit Hackerangriffen in den Präsidentschaftswahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler prüft, ob es dabei geheime Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab. Trump hat diese Untersuchung wiederholt als „Hexenjagd“ bezeichnet.
„Unsere Beziehung zu Russland war NIEMALS schlechter, dank vieler Jahre amerikanischer Torheit und Dummheit und nun wegen der manipulierten Hexenjagd!“, hatte Trump am Morgen auf Twitter geschrieben. US-Geheimdienste beschuldigen Russland, sich mit Hackerangriffen in den Präsidentschaftswahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner demokratischen Konkurrentin Hillary Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler prüft, ob es dabei geheime Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab. Trump hat diese Untersuchung wiederholt als „Hexenjagd“ bezeichnet. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Das erste Aufeinandertreffen der Präsidenten in Helsinki hatte sich um 50 Minuten verzögert.
Das erste Aufeinandertreffen der Präsidenten in Helsinki hatte sich um 50 Minuten verzögert. © dpa | Seppo Samuli
Putin war mit Verspätung in Finnland gelandet.
Putin war mit Verspätung in Finnland gelandet. © dpa | Roni Rekomaa
Am Morgen hatte Finnlands Präsident Sauli Niinistö (r.) mit seiner Frau Jenni Haukio (l.) Donald Trump und First Lady Melania im Amtssitz Mäntyniemi empfangen.
Am Morgen hatte Finnlands Präsident Sauli Niinistö (r.) mit seiner Frau Jenni Haukio (l.) Donald Trump und First Lady Melania im Amtssitz Mäntyniemi empfangen. © dpa | Martti Kainulainen
Demonstranten protestierten auch in Helsinki gegen Trumps Innenpolitik, die es Frauen immer schwerer machen soll, das vom Obersten Gerichtshof der USA verbriefte Recht auf Abtreibung wahrzunehmen.
Demonstranten protestierten auch in Helsinki gegen Trumps Innenpolitik, die es Frauen immer schwerer machen soll, das vom Obersten Gerichtshof der USA verbriefte Recht auf Abtreibung wahrzunehmen. © REUTERS | INTS KALNINS
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