Ankara. Recep Tayyip Erdogan hat einen Boykott für US-Geräte angekündigt. In der Türkei sollen Kunden Vestel und Samsung statt Apple kaufen.

Die Türkei hat angekündigt, amerikanische Elektronikprodukte – also auch iPhones von Apple – zu boykottieren. Stattdessen will Präsident Recep Tayyip Erdogan auf die Konkurrenz von Samsung oder Vestel setzen. Der türkische Hersteller Vestel hat mit dem Venus ein eigenes Smartphone auf dem Markt.

Es sei wichtig, an „unserer entschiedenen politischen Haltung“ festzuhalten, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag. Als Reaktion auf US-Handelseinschränkungen kündigte er den Boykott an. Erdogan erwähnte in seiner Rede auch direkt die Smartphones der Firmen Apple und Samsung sowie eines türkischen Herstellers. „Wenn die ihre iPhones haben, gibt es auf der anderen Seite Samsung, und wir haben unser eigenes Vestel“, sagte der türkische Staatspräsident.

Das ist das Venus von Vestel.
Das ist das Venus von Vestel. © Getty Images | Chris McGrath

Vestel bietet mehrere Smartphones unter der Modellbezeichnung Venus an. In Deutschland gibt es zwar einen Vertrieb von Vestel, allerdings eher für Haushaltsgeräte. In Deutschland ist das Venus deshalb weitestgehend unbekannt. Der Neupreis des Vestel Venus 5.5 lag laut dem Portal inside-handy.de bei 350 Euro. Gebrauchte Geräte werden vereinzelt auf Online-Plattformen wie Ebay gehandelt. Dabei handelt es sich allerdings meist um ältere Versionen, die für unter 100 Euro verkauft werden.

iPhone-Boykott als Antwort auf US-Maßnahmen

Während die Vestel-Geräte eher im mittelpreisigen Segment liegen, war das iPhone in der Türkei bisher immer etwas teurer als in anderen Ländern. Das iPhone 7 kostete im Jahr 2017 laut einer Studie der Deutschen Bank 1200 US-Dollar, während der Preis in Deutschland bei 951 Euro lag. Beim iPhone 8 hat sich die Preisdifferenz zwischen beiden Ländern verringert. In Deutschland kostete das Gerät im Durchschnitt 1181 Dollar, in der Türkei 1219 Dollar. Allerdings wurden die Daten vor dem Handelsstreit und dem Verfall der Lira erhoben.

US-Präsident Donald Trump hatte wegen der Inhaftierung eines amerikanischen Pastors Einfuhrzölle gegen bestimmte Produkte aus der Türkei erhöht. Der nun angekündigte Boykott von US-Elektronik versteht sich als Antwort auf die Politik von Donald Trump. Die Türkei hat am Mittwoch weitere Sanktionen gegen die Vereinigten Staaten verhängt – und zwar in Form von Zöllen.

Strafzölle auf Alkohol und Autos

Die am frühen Mittwochmorgen veröffentlichte Liste beinhaltete 22 Punkte, unter anderem neue Zölle auf die Einfuhr von Autos, alkoholische Getränke, kosmetische Produkte, Tabak oder Papier. Für Pkw werde nach einem von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterzeichneten Dekret der Zoll auf 120 Prozent verdoppelt, bei alkoholischen Getränken auf 140 und bei Tabak auf 60 Prozent. Auch für andere Waren gelten demnach künftig höhere Zölle, darunter für Kosmetika, Reis und Kohle.

Erdogan erklärte vor dem Hintergrund der Talfahrt der türkischen Lira und der Kursverluste am türkischen Aktienmarkt, die notwendigen Maßnahmen in Bezug auf die Wirtschaft seien ergriffen worden. Die Lira legte am Dienstag zu, ein Dollar kostete mit 6,55 Lira etwa 4,5 Prozent weniger als am Montag. Insgesamt war die Rede des Staatspräsidenten vor Anhängern seiner Partei AKP in Ankara aber gemäßigter als die Ansprachen in den vergangenen Tagen.

Ein Boykott für US-amerikanische Elektronik dürfte türkische Verbraucher aktuell doppelt treffen. Durch den niedrigen Kurs der

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dürften die Preise auch ohne Boykott deutlich steigen. Bei einem Boykott könnten Kunden die Produkte nur über Umwege aus dem Ausland beziehen – und dann wieder zu einem sehr ungünstigen Wechselkurs der Lira.

Doch nicht nur auf Einheimische, sondern auch auf

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hat die türkische Wirtschafts- und Finanzkrise Auswirkungen. Allerdings dürften beispielsweise deutsche Urlauber aktuell profitieren. „Der Restaurantbesuch, das Eis oder die Souvenirs werden preisgünstiger“, sagt Tourismusforscher Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. Wer also nicht im Vorhinein einen All-Inclusive-Urlaub gebucht hat, kann vor Ort nun sparen. (rtr/ac/dpa)