Berlin. Verfügt Putin über den Instrumentkasten der Diplomatie, um Assad zum politischen Dialog zu bewegen? Daran entscheidet sich viel.

Russlands militärische Strategie in Syrien ist bislang voll aufgegangen. Seit der Intervention der Luftwaffe von Präsident

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Ende September 2015 hat sich der schwächelnde syrische Machthaber Baschar al-Assad stabilisiert. Die Bomber, Raketen und Marschflugkörper haben viele Stellungen der Opposition zerstört. Auch um den Preis, dass Wohngebiete – wie etwa in Aleppo oder Homs – in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Zahl ziviler Opfer ist hoch.

Am Boden bekam die syrische Armee Unterstützung von iranischen Revolutionsgardisten, schiitischen Milizen und Hisbollah-Kämpfern, die von Teheran bewaffnet und geführt wurden. Das Bündnis aus Russland, Syrien und dem Iran hat die Aufständischen fast komplett zurückgeschlagen – ein bunter Haufen aus Terrorzellen des „Islamischen Staats“, Al-Kaida-nahen Verbänden und säkularen Gruppen. Einzig die Region Idlib im Norden ist derzeit noch eine Hochburg der Widerständler, aber wohl nicht mehr lange.

Iran verfolgt eigene Agenda

Nun stellt sich die Frage: Verfügt der Kriegsherr

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auch über den Instrumentenkasten der Diplomatie? Ist er in der Lage, Assad zu einem politischen Dialog über die Zukunft des Landes zu bewegen, der auch seine Kritiker einbindet? Und kann er die iranischen Kräfte stoppen, die in den vergangenen Wochen zusammen mit syrischen Truppen immer weiter Richtung israelischer Grenze marschiert sind?

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    so lange nützlich, wie sie dem zeitweise schwer bedrängten Assad unter die Arme gegriffen haben. Das Problem ist, dass der Iran seine eigene Agenda verfolgt. Das Mullah-Regime baut seine „Achse des Widerstandes“ aus. Es will seinen schiitischen Einflussbereich sichern, der vom Iran über den Irak, Syrien bis in den Libanon reicht. Diese Expansion hat eine anti-israelische Stoßrichtung. Es gilt die Devise von Irans oberstem politischen und religiösen Führer, Ajatollah Ali Chamenei: Der hat Israel immer wieder als ein „Krebsgeschwür“ bezeichnet, „das beseitigt werden muss – und beseitigt werden wird“.

    Putin ist am Zug

    Teheran weiß, dass es der Atommacht Israel auch bei konventionellen Waffen unterlegen ist. Deshalb stationiert es Vorposten, die immer näher an die Grenze Israels heranrücken. Mittlerweile befinden sich nach Angaben westlicher Geheimdienste 2000 iranische Revolutionsgardisten, mehr als 10.000 Mitglieder schiitischer Milizen sowie 8000 schiitische Hisbollah-Kämpfer in Syrien. Demnach verfügt die Hisbollah im Libanon über rund 100.000 Raketen. Teheran rüstet für den Tag X.

    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ist alarmiert. Zum einen schlägt er sich voll auf die Seite von US-Präsident Donald Trump, der die Mullahs durch harsche Sanktionen in die Knie zwingen will. Zum anderen baut er bei der Eindämmung der iranischen Kräfte in Syrien auf Putin. Die Russen hätten eine Pufferzone von 100 Kilometern bis zu den von Israel besetzten Golanhöhen vorgeschlagen, heißt es in Jerusalem. Doch das reicht Israel nicht: Die Regierung befürchtet einen Mehrfrontenkrieg Teherans. Daher fordert Netanjahu einen Total-Abzug aller iranischen Militärs einschließlich der schiitischen Milizen.

    Jetzt ist Putin am Zug. Er muss die Balance hinbekommen zwischen der Beendigung des Krieges in Syrien, einer politischen Neuordnung des Landes und der Befriedigung von Israels Sicherheitsinteressen. Ob diese Quadratur des Kreises gelingt, hängt auch davon ab, wie stark das Gewicht der Russen tatsächlich ist. Möglicherweise wird Moskaus Einfluss überschätzt.