Berlin. Ein Foto mit Recep Tayyip Erdogan hat zum Rücktritt von Mesut Özil geführt. Nun äußert sich der türkische Präsident zur Entscheidung.

Rückendeckung aus Ankara: Der türkische Staatspräsident Erdogan sagte am Dienstag vor Journalisten im türkischen Parlament, dass er Montagnacht mit Mesut Özil telefoniert habe und die Entscheidung Özils begrüße. Wie CNN Türk berichtet, habe Erdogan gesagt: „Özils Entscheidung ist national. Ich küsse seine Augen“.

Recep Tayyip Erdogan betonte, dass er Mesut Özils Statements und seinen Rücktritt aus der deutschen Fußballnationalmannschaft als Anerkennung der Türkei verstehe.

Mesut Özil hatte kurz vor der WM 2018 mit einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eine Diskussion um seine Person provoziert. Bei seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft verteidigte Özil seine Entscheidung.

Der türkische Präsident sagte bei seinem Statement: „Einen jungen Mann, der alles für die deutsche Nationalmannschaft gegeben hat, wegen seines religiösen Glaubens so rassistisch zu behandeln, ist inakzeptabel.“ Das Vorgehen des Spielers verdiene jede Art von Bewunderung. Die Kritiker des Fußballers könnten das gemeinsame Foto Özils mit ihm nicht verdauen.

Neues Plakat in Mesut-Özil-Straße

In Devrek, dem Heimatbezirk von Özils Familie am Schwarzen Meer, ließ der Bürgermeister am Dienstag das

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. Ursprünglich war der Fußballer dort im deutschen Nationaltrikot zu sehen. Stattdessen ziert nun das umstrittene Erdogan-Foto die Mesut-Özil-Straße, die 2012 nach dem Sportler aus Gelsenkirchen benannt wurde.

Bürgermeister Mustafa Semerci sagte der Nachrichtenagentur DHA, „Mesut Özil ist unser Stolz.“ Er habe „mit Bedauern“ verfolgt, was mit Özil passiert sei. „Er hat der deutschen Nationalmannschaft einen wichtigen Dienst erwiesen.“

Am Dienstag äußerte sich auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der als Minister auch für Sport zuständig ist. „Ich glaube, in diesem Fall gibt es nur Verlierer“, sagte Seehofer in Berlin. Darüber hinaus wolle er sich nicht äußern. Wo die Bundeskanzlerin gesprochen habe, bestehe für den Sportminister kein Raum mehr.

Horst Seehofer: Sport kann zur Integration beitragen

Zum Thema Integration insgesamt präzisierte Seehofer auf Nachfrage: „Ganz allgemein ist meine tiefe Überzeugung, dass der Sport eine ganze Menge zur Integration beitragen kann und auch beiträgt.“ Aus dem Einzelfall Özil dürfe nicht der Schluss gezogen werden, dass die Integrationsfunktion des Sports oder die Integration insgesamt gescheitert sei.

Das sagen die Deutschen zum Rücktritt von Mesut Özil

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    hatte am Sonntag seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündet und dies mit einem Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit begründet. Özil und sein Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan hatten sich kurz vor der Präsidentschaftswahl in der Türkei mit

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    getroffen und ihm Trikots ihrer jeweiligen Vereinsmannschaft überreicht.

    Beobachter hatten dies als Wahlkampfunterstützung für

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    gewertet, der zu diesem Zeitpunkt für seine spätere Wiederwahl zum Präsidenten warb. Özil wies den Vorwurf der Wahlkampfhilfe in seinen Stellungnahmen zum Nationalmannschafts-Aus zurück. Das Treffen sei nicht politisch gewesen. (ac/rtr/dpa)