London. Sie habe seinen Brexit-Rat nicht befolgt, klagte US-Präsident Trump über die britische Premierministerin. Nun kennen wir diesen Rat.

US-Präsident Donald Trump hat der britischen Premierministerin Theresa May geraten, die Europäische Union im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens zu verklagen. „Er sagte mir, ich solle die EU verklagen und mich nicht auf Verhandlungen einlassen“, sagte May einem BBC-Reporter am Sonntag.

Trump hatte in der vergangenen Woche in einem Interview der Boulevard-Zeitung „The Sun“ gesagt, er habe May einen

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zum Brexit gegeben, aber sie habe nicht auf ihn gehört. Es war nicht klar, welche Art von Prozess Trump der Premierministerin empfahl oder ob eine Klage überhaupt juristisch möglich wäre. Während einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag habe Trump zugleich gesagt, sie solle die Verhandlungen mit der EU nicht aufgeben, sagte May der BBC.

Drohung im Fall eines weichen Brexit

Trump hatte mit dem am Donnerstagabend veröffentlichten Interview der „Sun“ einen Eklat in Großbritannien ausgelöst. Darin kritisierte er die Brexit-Strategie der angeschlagenen Premierministerin und drohte ihr, im Falle eines „weichen“ Brexits werde es kein Handelsabkommens zwischen Großbritannien und den USA geben.

Bei einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt während Trumps Besuch in Großbritannien am Freitag mühten sich beide aber, den Anschein von Normalität zu wahren. Parteiinterne Kritiker warnte May unterdessen in einem Gastbeitrag für die „Mail on Sunday“ davor, durch einen Boykott ihrer

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den geplanten EU-Austritt des Vereinigten Königreichs komplett aufs Spiel zu setzen.

Keine „praktikable Alternative“

„Wir müssen das Ziel im Auge behalten, sonst laufen wir Gefahr, am Ende ganz ohne Brexit dazustehen“, schrieb die Vorsitzende der konservativen Tories. Sie nehme die Bedenken mancher Parteimitglieder gegen ihren Kurs wahr, allerdings hätten diese bis heute keine „praktikable Alternative“ vorgelegt. Deshalb sei ihr „praktischer und pragmatischer“ Ansatz das Mittel der Wahl.

Queen empfängt US-Präsident Donald Trump

US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania sind am Freitagabend von Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor empfangen worden. Es ist das erste Treffen zwischen dem Präsidenten und der Monarchin.
US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania sind am Freitagabend von Königin Elizabeth II. auf Schloss Windsor empfangen worden. Es ist das erste Treffen zwischen dem Präsidenten und der Monarchin. © Getty Images | Chris Jackson
Die Musiker der königlichen Coldstream-Garde spielte zur Begrüßung der Gäste die amerikanische Nationalhymne – die US-Gäste legten die rechte Hand aufs Herz.
Die Musiker der königlichen Coldstream-Garde spielte zur Begrüßung der Gäste die amerikanische Nationalhymne – die US-Gäste legten die rechte Hand aufs Herz. © REUTERS | KEVIN LAMARQUE
Die Königin nahm in Begleitung des US-Präsidenten die Ehrengarde ab.
Die Königin nahm in Begleitung des US-Präsidenten die Ehrengarde ab. © Getty Images | WPA Pool
Trump ist seit Donnerstag zu einem Besuch im Vereinigten Königreich.
Trump ist seit Donnerstag zu einem Besuch im Vereinigten Königreich. © Getty Images | Chris Jackson
Mit Premierministerin Theresa May hatte Trump sich zu einem Arbeitsessen getroffen.
Mit Premierministerin Theresa May hatte Trump sich zu einem Arbeitsessen getroffen. © Getty Images | Jack Taylor
Nachdem Trump May in einem am Donnerstag von der britischen Boulevard-Zeitung „The Sun“ veröffentlichten Interview scharf angegriffen hatte, erklärte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz den Bericht zu „Fake News“.
Nachdem Trump May in einem am Donnerstag von der britischen Boulevard-Zeitung „The Sun“ veröffentlichten Interview scharf angegriffen hatte, erklärte er bei der gemeinsamen Pressekonferenz den Bericht zu „Fake News“. © Getty Images | Jack Taylor
Die USA und das Vereinigte Königreich hätten sehr, sehr gute Beziehungen, sagte Trump.
Die USA und das Vereinigte Königreich hätten sehr, sehr gute Beziehungen, sagte Trump. © dpa | Jack Taylor
Scharfschützen der Polizei sicherten die Pressekonferenz auf dem Landgut der Premierministerin.
Scharfschützen der Polizei sicherten die Pressekonferenz auf dem Landgut der Premierministerin. © Getty Images | Dan Kitwood
In London formierte sich Protest gegen den Besuch des US-Präsidenten. Mehrere Demonstrationszüge waren am Freitag auf den Straßen unterwegs. Mit Slogans wie „Trump nicht willkommen“ oder „Weg mit Trump“ machten die Protestler ihrem Unmut über den US-Präsidenten Luft.
In London formierte sich Protest gegen den Besuch des US-Präsidenten. Mehrere Demonstrationszüge waren am Freitag auf den Straßen unterwegs. Mit Slogans wie „Trump nicht willkommen“ oder „Weg mit Trump“ machten die Protestler ihrem Unmut über den US-Präsidenten Luft. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Hunderte hatten sich bereits am Vormittag auf dem Parliament Square versammelt und beobachtet, wie ein etwa sechs Meter großer Helium-Ballon in Form eines Trump-Babys in Windeln über dem Platz schwebte.
Hunderte hatten sich bereits am Vormittag auf dem Parliament Square versammelt und beobachtet, wie ein etwa sechs Meter großer Helium-Ballon in Form eines Trump-Babys in Windeln über dem Platz schwebte. © REUTERS | YVES HERMAN
In Windeln und mit blonder Tolle – eindrucksvoller Protest.
In Windeln und mit blonder Tolle – eindrucksvoller Protest. © dpa | Matt Dunham
Insgesamt wurden nach Abgaben der Initiative „Stop Trump“ am Freitag etwa 100.000 Trump-Gegner in der britischen Hauptstadt erwartet.
Insgesamt wurden nach Abgaben der Initiative „Stop Trump“ am Freitag etwa 100.000 Trump-Gegner in der britischen Hauptstadt erwartet. © REUTERS | SIMON DAWSON
Viele Demonstranten stellten ihre Kreativität unter Beweis, wie diese bunt Kostümierten eindrucksvoll zeigen.
Viele Demonstranten stellten ihre Kreativität unter Beweis, wie diese bunt Kostümierten eindrucksvoll zeigen. © REUTERS | SIMON DAWSON
Zu den Protesten hatten unter anderem Gewerkschaften, Menschenrechtsaktivisten und religiöse Gruppen aufgerufen. Sie werfen Trump unter anderem Sexismus, Rassismus und Hass gegen Homosexuelle vor.
Zu den Protesten hatten unter anderem Gewerkschaften, Menschenrechtsaktivisten und religiöse Gruppen aufgerufen. Sie werfen Trump unter anderem Sexismus, Rassismus und Hass gegen Homosexuelle vor. © REUTERS | SIMON DAWSON
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Knapp neun Monate vor dem EU-Austritt am 29. März 2019 steckt Mays Regierung tief in der Krise. Die

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in ihrer Partei rebellieren gegen den neuen Kurs der Premierministerin, die einen weniger abrupten EU-Ausstieg anstrebt. Das nur unter großem Druck gebilligte Brexit-Weißbuch Mays sieht etwa ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union vor.

Johnson nennt Kabinett „Scheißhaufen“

Hardliner fürchten eine zu enge Bindung an die EU und weitere Konzessionen an Brüssel im Laufe der Verhandlungen. Brexit-Minister David Davis und Außenminister Boris Johnson traten im Streit über das Strategiepapier zurück, das Johnson nach Medienberichten im Kabinett als „Scheißhaufen“ tituliert hatte.

May beteuerte in ihrem Gastbeitrag für die Sonntagszeitung, sie nehme eine knallharte Verhandlungsposition in den Gesprächen mit Brüssel ein. Bei ihrem Weißbuch handele es sich auch nicht „um eine lange Wunschliste, aus der sich die Unterhändler die Rosinen rauspicken können. Es ist ein vollständiger Plan mit einer Reihe von nicht verhandelbaren Ergebnissen.“ (dpa)