Rom. Italiens Ruf nach Unterstützung ist erhört worden. Frankreich und Malta sind bereit, einige der geretteten Migranten aufzunehmen.

Italien hat sich mit dem harten Kurs in der Migrationsfrage Gehör bei den EU-Partnern verschafft. Ministerpräsident Giuseppe Conte teilte am Samstagabend auf Facebook mit, Malta und Frankreich hätten sich bereiterklärt, jeweils 50 der insgesamt 450 geretteten Migranten aufzunehmen, die seit Stunden auf zwei Militärschiffen im Mittelmeer festsitzen. Sie waren mit einem Holzboot bis vor die Küsten italienischer Inseln gefahren.

Zuvor hatte sich Italien geweigert, das Boot an einen Hafen einlaufen zu lassen, ordnete am Samstag aber die Rettung der Migranten an. Conte schrieb, er habe seine Kollegen an die Errungenschaften des EU-Gipfels Ende Juni erinnert, bei dem Italien darauf gedrungen hatte, dass die übrigen Mitgliedsländer dem Land an der Außengrenze Europas mehr Flüchtlinge abnehmen und sich an der Aufnahme aus Seenot geretteter Menschen beteiligen.

Salvini will Migranten weiterhin abweisen

Um den Druck auf die EU-Partner in der Migrationsfrage zu erhöhen, hatte die neue Regierung aus fremdenfeindlicher Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung in den vergangenen Wochen mehrfach Schiffe mit geretteten Migranten auf dem Meer blockiert. Hilfsorganisationen wurde die Einfahrt in die Häfen des Landes verwehrt.

Italiens Innenminister Matteo Salvini lehtn die Aufnahme von Migranten ab, die auf Booten vor Italiens Küsten landen.
Italiens Innenminister Matteo Salvini lehtn die Aufnahme von Migranten ab, die auf Booten vor Italiens Küsten landen. © dpa | Andrew Medichini

Salvini bekräftigte am Samstag in einem Telefonat mit Conte, dass er

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wolle. Nach seinem Willen müssten sie nach Malta „oder noch besser (nach) Libyen“ gebracht werden, wie er nach Angaben aus Lega-Kreisen Conte in dem Telefonat sagte.

Acht Frauen und Kinder wegen schlechter Gesundheit in Behandlung

Wegen des jüngsten Seenotrettungsfalls war es erneut zum Streit zwischen Italien und Malta gekommen. Salvini hatte am Freitag gesagt, das Boot sei in maltesischen Gewässern gewesen, deshalb müsse sich Malta darum kümmern. Ein Regierungssprecher in Valletta sagte, das Boot sei 53 Seemeilen vor Lampedusa und 110 Seemeilen von Malta entfernt gewesen, als die Seenotrettungsstelle in Malta informiert worden sei. Malta habe keine Befugnis gehabt, Anweisungen zu geben.

Acht Frauen und Kinder wurden der Nachrichtenagentur Ansa zufolge bereits wegen ihres Gesundheitszustands von der italienischen Küstenwache nach Lampedusa gebracht. Angesichts der Unklarheit, was mit den übrigen Migranten geschehen soll, rückte am Samstag in den Hintergrund, dass der Fall eine neue Entwicklung darstellen könnte.

Grüne kritisieren „Zivilisationsbruch an Europäischen Außengrenzen“

Die Menschen waren auf einem Boot unterwegs, bei dem es sich Medienberichten zufolge um ein großes Fischerboot handelte, das von Libyen aus gestartet sein soll. Seit langem fahren von dem Bürgerkriegsland vor allem überladene Schlauchboote und Kähne ab, mit denen eine Überfahrt nach Italien so gut wie unmöglich ist.

Italienische Kommentatoren sprachen am Samstag bereits davon, die „Route nach Lampedusa“ sei wieder geöffnet. Die Schlepper würden damit auf die jüngsten Entwicklungen in der Seenotrettung reagieren, schrieb „La Repubblica“. Derzeit sind keine privaten Seenotretter im Mittelmeer unterwegs, die Migranten von seeuntüchtigen Booten holen.

Der „Zivilisationsbruch an den Europäischen Außengrenzen“ müsse beendet werden, sagte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen, Jamila Schäfer, laut einer Mitteilung. Solange es

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gebe, würden die Menschen dazu gezwungen, weiterhin ihr Leben auf dem Mittelmeer zu riskieren. (dpa)

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