Berlin/Hannover. Bundesweit protestierten Tausende Menschen für die Seenotrettung im Mittelmeer. Sie forderten zudem sichere Fluchtwege nach Europa.

Tausende Menschen haben in mehreren deutschen Städten für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer demonstriert. In Berlin gingen am Samstag nach Veranstalter-Angaben etwa 12.000 Bürger auf die Straßen. Sie forderten sichere Fluchtwege nach Europa und eine Entkriminalisierung der zivilgesellschaftlichen Seenotretter.

Unter dem Banner „Stoppt das Sterben im Mittelmeer“ zogen sie Alexanderplatz zum Regierungsviertel in Berlin-Mitte. Die Polizei sprach mehreren tausend Teilnehmern. Auch unter anderem in Bremen, Hannover, Heidelberg und München fanden Aktionen und Proteste gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik statt.

13 Initiativen und Gruppen bilden das Bündnis

Zu den bundesweiten Protesten hatte das Bündnis „Seebrücke“ aus 13 Flüchtlingsinitiativen und zivilgesellschaftlichen Gruppen aufgerufen, darunter „Sea-Watch“, „Mission Lifeline“, „Sea-Eye“, „Gesicht zeigen!“ und das „Peng Collective“.

Überall hielten Teilnehmer Plakate hoch.
Überall hielten Teilnehmer Plakate hoch. © dpa | Jörg Carstensen

Es entstehe der Eindruck, die EU wolle „mit allen Mitteln“ die Seenotrettung abschaffen, sagte Timo Fischer von der Organisation. „Wir zeigen Flagge dagegen.“

In Bremen beteiligten sich der Polizei zufolge 400 Demonstranten an einer Kundgebung, die sich auch gegen eine von Rechtsextremisten geplante Aktion richtete.

In Hannover protestierten nach Behördenangaben mehr als 500 Menschen auf dem Opernplatz gegen mögliche Sammellager in nordafrikanischen Staaten. Es dürfe nicht sein, dass hilfsbedürftige Flüchtlinge nah an Krisenherden interniert werden, erklärte der Flüchtlingsrat der Stadt. Weitere Aktionen fanden in Zwickau, Frankfurt am Main, Wetzlar, Brandenburg, Tübingen und Gießen statt.

Die Demonstranten forderten sichere Häfen für ankommende Flüchtlinge. epd Christian Ditsch Spendenaufruf von Heufer-Umlauf

Derweil rief der Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf vom Komiker-Duo Joko und Klaas im Internet zu Spenden auf, um den privaten Rettungsorganisationen das Chartern von Schiffen zu ermöglichen. Derzeit könne auf dem Mittelmeer nicht gerettet werden, obwohl es genug Leute gäbe, die das tun möchten, weil die Schiffe beschlagnahmt seien, sagte er in einer Videobotschaft.

Es brauche jetzt Schiffe, um ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass die Seenotrettung weitergehe, und um Hilfe leisten zu können. Er werde persönlich dafür sorgen, dass das Geld da ankomme, wo es hinmüsse.

Mehrere Tausend Menschen waren bundesweit unterwegs.
Mehrere Tausend Menschen waren bundesweit unterwegs. © dpa | Jörg Carstensen

Zuvor hatte bereits der Fernsehmoderator

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für den deutschen Kapitän des Rettungsschiffs „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, gestartet. Bis Samstagnachmittag kamen über 175.000 Euro zusammen.

Reisch steht derzeit auf Malta vor Gericht, das Schiff

wurde von den maltesischen Behörden beschlagnahmt. Zuvor hatte die „Lifeline“ mit 234 vor der libyschen Küste geretteten Flüchtlingen an Bord erst nach einer mehrtägigen Odyssee die Erlaubnis zum Einlaufen in den Hafen von Malta erhalten.

Italien und Malta hatten ihre Häfen im Juni für Rettungsschiffe geschlossen. Mehrere Schiffe und Aufklärungsflugzeuge werden von den Behörden zurückgehalten. (epd)