Die „Lifeline“ ist jetzt im Hafen in Malta. Doch den deutschen Rettern drohen juristische Konsequenzen. Der Kapitän wurde vernommen.

Nach den jüngsten Dramen um tagelang im Mittelmeer dümpelnde

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haben die Vereinten Nationen die Europäische Union scharf kritisiert. Weil die EU politisch gelähmt sei, müssten Unschuldige leiden, monierten das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und die Internationale Organisation für Migration (IOM).

Sie verlangten vor dem kommenden EU-Gipfel in Brüssel, dass die

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für die ganze Region finden, um weiteres unnötiges Sterben auf See zu verhindern. Derweil wurde der deutsche Kapitän des Rettungsschiffs „Lifeline“ nach der Ankunft in Malta von der Polizei befragt.

Schiffe konnten wegen „politischer Lähmung in Europa“ nicht anlegen

Die „Lifeline“ mit 230 Flüchtlingen an Bord hatte nach tagelanger Blockade am Mittwoch einen Hafen auf Malta angelaufen. Zuvor hatte das Schiff „Aquarius“ mit mehr als 600 Flüchtlingen an Bord nach tagelanger Irrfahrt schließlich in Spanien angelegt.

„In den vergangenen zehn Tagen konnten Schiffe mit Flüchtlingen im Mittelmeer wegen der politischen Lähmung in Europa nicht anlegen“, kritisierte Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi am Mittwochabend. „Es ist unabdingbar, dass die EU-Mitgliedsländer das Recht auf Asyl aufrechterhalten. Rettung zu verweigern oder die Verantwortung für Asyl auf andere abzuwälzen ist völlig inakzeptabel.“

Die EU müsse dafür sorgen, dass auf See gerettete Menschen an Land gehen könnten, „in der EU oder möglicherweise anderswo“, hieß es in der Stellungnahme. Das könnte darauf hindeuten, dass die UN-Organisationen möglicherweise auch Auffangeinrichtungen außerhalb der EU mittragen würden.

Sechs Menschen von der „Lifeline“ in Klinik behandelt

Während die anderen Crewmitglieder die „Lifeline“ nach ihrer sechs Tage langen Odyssee verlassen durften, wurde Kapitän Claus-Peter Reisch nach Befragung durch die Polizei wieder an Bord gebracht, wie die maltesische Regierung mitteilte. 234 Migranten seien im Hafen in Senglea vor Valletta an Land gebracht worden. Sechs Menschen, darunter drei Babys, kamen in ein Krankenhaus auf der Mittelmeerinsel.

Dem Kapitän wird vorgeworfen, die Anweisungen der italienischen Behörden bei der Rettung der Migranten vor Libyen ignoriert zu haben. Die Regierung in Rom hatte nach eigenen Angaben die Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline angewiesen, der libyschen Küstenwache die Bergung zu überlassen. Nach Darstellung der Helfer kam die Küstenwache den Menschen in Seenot aber nicht schnell genug zu Hilfe.

Maltas Premierminister Joseph Muscat hatte angekündigt, dass die „Lifeline“ nach Ankunft an der Inselküste beschlagnahmt werde. Dabei geht es auch um die Beflaggung des Schiffes: Lifeline sagt, es fahre unter niederländischer Flagge, doch die dortigen Behörden verneinen das. Muscat nannte das Schiff mit 17 deutschen Besatzungsmitgliedern daher „staatenlos“.

Seehofer stellt Bedingungen

Acht EU-Länder haben sich bereit erklärt, Migranten von dem Schiff zu übernehmen. Die Bundesregierung sah sich bisher nicht in der Pflicht, obwohl mehrere Bundesländer Hilfe angeboten haben.

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(CSU) nannte Bedingungen für eine mögliche Aufnahme. Eine Voraussetzung sei, dass das Schiff festgesetzt werde.

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    Mission-Lifeline-Sprecher Axel Steier erzählte bei der Ankunft der Migranten in Valletta, viele seien in Libyen gefoltert worden. Ein zweijähriges Kind sei alleine auf dem Schiff gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

    „Es ist eine Schande, dass Deutschland nicht angeboten hat, eine paar Migranten zu übernehmen“, so Steier. „Deutschland ist immer noch eines der reichsten Länder. Schade, dass deutsche Politiker rechten Strömungen in die Hände spielen.“ Als das Schiff anlegte, entfalteten rechte Aktivisten ein Banner mit der Forderung, Menschenschmuggel zu stoppen.

    CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer äußerte sich ähnlich wie Seehofer. Sie sei froh, dass sich mehrere europäische Staaten bereiterklärt hätten, diese Menschen aufzunehmen, sagte die Politikerin dem Nachrichtensender „Welt“. „Ich glaube, dass Deutschland keinen Nachholbedarf an humanitärer Bereitschaft hat. Insofern sehe ich uns hier nicht an allererster Stelle gefordert.“ (dpa)