Berlin. Studie: Zwei Drittel der Deutschen kennen die Vorsorge gegen Humane Papillomviren nicht. Experten empfehlen, auch Jungen zu impfen.

„HPV-Impfung? Was soll das sein?“ Zwei Drittel der Deutschen haben noch nie etwas von der Vorsorge gegen Humane Papillomviren gehört – dabei gehört die Impfung für Mädchen und junge Frauen seit Jahren zu den Standardempfehlungen der staatlichen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut (RKI). Jetzt raten die Experten dazu, auch Jungen gegen den krebserregenden Virus zu impfen. „Das wurde auch höchste Zeit“, sagt Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen.

Eine repräsentative Umfrage der Krankenkasse BKK VBU, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, zeigt: Nur jeder dritte Deutsche über 14 Jahren hat überhaupt schon von der HPV-Impfung gehört – und nur knapp jeder Sechste weiß auch, gegen welche Krankheitsbilder sie wirkt.

Humane Papillomviren (HPV) können beim Sex übertragen werden

Besonders verbreitet ist die Kenntnis der Impfung in der jetzigen Elterngeneration der 30- bis 49-Jährigen. Befragte, die diese Impfung kennen, verbinden mit der HPV-Infektion vor allem

die anderen Krankheitsbilder wie Analkrebs sowie Krebs im Mund- und Rachenraum sind weit weniger bekannt. Rund 60 Prozent der Deutschen würden alle Jugendlichen gegen HPV impfen lassen, weitere fünf Prozent würden nur Mädchen impfen lassen.

Humane Papillomviren (HPV) können vor allem beim Sex übertragen werden. Das empfohlene Impfalter liegt daher heute bei neun bis 14 Jahren für Mädchen und Jungen. Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich nachgeholt werden – dies kann bis zum Alter von 17 Jahren erfolgen. Die Kosten werden für Mädchen bereits jetzt von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen, für Jungen steht die Aufnahme in den Erstattungskatalog noch aus – einzelne Krankenkassen zahlen aber bereits freiwillig.

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    Forscher: Männer sind „wichtigste Verbreiter“ der Infektion

    Für Krebsforscher Harald zur Hausen ist seit Langem klar, dass auch Jungen geimpft werden sollten: „Das offensichtlichste Argument ist, dass in nahezu allen Kulturen die jungen Männer mehr Sexualpartner haben als Frauen der gleichen Altersgruppe. Damit sind Männer die wichtigsten Verbreiter der Infektion“, sagt der renommierte Mediziner. „Würden wir nur die Jungs impfen, würden wir wahrscheinlich mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhüten als mit der ausschließlichen Impfung der Mädchen.“ Zur Hausen hatte vor zehn Jahren den Medizin-Nobelpreis für die Entdeckung des HP-Virus als Auslöser für den Gebärmutterhalskrebs bekommen.

    Um die HPV-Impfung bekannter zu machen, schlägt Kassen-Chefin Andrea Galle vor, den Namen der Impfung in Krebs-Vorsorge-Impfung zu ändern. „Die Windpocken-Impfung ist ja auch nicht unter dem Begriff Varizellen-Impfung bekannt, sondern unter der Krankheit, die sie bekämpft.“