Berlin. Angehörige der Opfer des Breitscheidplatz-Anschlags sollen nun ihre Opferrenten erhalten. Doch die Enttäuschung ist bei einigen groß.

Gut eineinhalb Jahre nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz sind erste Bescheide über Opferrenten für Angehörige ausgestellt worden. Einige der Betroffenen reagierten einem Bericht des RBB zufolge bedrückt und verärgert.

So erhalte Astrid Passin, die ihren Vater bei Anis Amris Terroranschlag verlor, dem vorläufigen Entscheid zufolge lediglich 140 Euro im Monat. Bei der Inhaberin eines Modeladens, die Sprecherin der Hinterbliebenen ist, sei eine psychoreaktive Störung infolge des Verlusts ihres Vaters festgestellt worden.

Angehörige musste Therapiebedarf nachweisen

„Viele empfinden das, was die Bundesregierung uns anbietet, als lächerlich und peinlich“, zitiert der RBB Astrid Passin. „140 Euro im Monat reichen niemals aus, um die Ausfälle auszugleichen, die man durch das, was geschehen ist, hat.“

So habe Passin ihren Modeladen aufgrund ihrer Therapiebedürftigkeit in den vergangenen Monaten immer wieder schließen müssen. Auch den Bedarf an Therapie habe sie mühsam nachweisen müssen. Passin habe erst ein Jahr nach dem Anschlag einen Termin bei einem Psychiater bekommen.

Nicht jeder erhält Opferrente

Angehörige müssen für den Erhalt einer Opferrente eine psychische Schädigung nachweisen. Das zuständige LaGeSo lehne in einem Fall trotz diagnostizierter psychoreaktiver Störung eine Rente gänzlich ab. In diesem Fall sei die Voraussetzung nicht erfüllt, weil die anerkannten Schädigungsfolgen den „definierten Grad der Schädigung nicht erreichen“, wie der RBB aus einem Gutachten zitiert.

„Ich weiß nicht, wie man das katalogisieren kann“, so Passin in dem Bericht. „Wenn ich bei der Untersuchung zusammenklappe und einen psychisch angeschlagenen Eindruck hinterlasse, bekomme ich etwas. Wenn ich am Tag der Untersuchung aber gefestigt auftrete, gehe ich leer aus? Das kann doch nicht sein.“ (BM/seg)

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.