Washington. Trump verschärft den Handelsstreit mit China und verhängt Strafzölle im Volumen von 50 Milliarden Dollar. Peking reagierte prompt.

Zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Erde – Amerika und China – stehen die

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. US-Präsident Donald Trump hat gestern seine bereits im März angedeutete Ankündigung von Strafzöllen auf chinesische Produkte im Volumen von rund 50 Milliarden Dollar umgesetzt. Nur eine Stunde später kam der Konter aus Peking: Dort wurden ebenfalls Zölle auf US-Güter in gleicher Höhe festgesetzt.

Wie der US-Handelsbeauftragte der Regierung, Robert Lightizer, sagte, sollen ab 6. Juli rund 1000 Produkte aus China beim Import in die USA mit Zöllen von 25 Prozent belegt werden. Dabei handele es sich nicht, wie zunächst geplant, um populäre Konsumgüter wie Flachbildschirme oder Mobiltelefone, so Lightizer.

Sondern um Komponenten aus den Sparten Luftfahrt, Automobile, Industriefertigung, Informationstechnologie und Robotik, mit denen China bis zum Jahr 2025 weltweite Dominanz in der Hochtechnologie anstrebt und dabei nach Überzeugung Trumps regelmäßig geistige Eigentumsrechte verletzt; sprich: abkupfert.

IWF befürchtet Schaden für Weltwirtschaft

„Meine große Freundschaft mit dem chinesischen Präsidenten Xi und das Verhältnis unseres Landes zu China ist sehr wichtig für mich“, schrieb Trump in einer offiziellen Erklärung des Weißen Hauses. Aber der seit „langer Zeit unfaire Handel“ mit China sei nicht länger hinnehmbar.

Trumps Schritt, der unter den engsten Wirtschaftsberatern des Präsidenten umstritten ist und dem Vernehmen nach von Finanzminister Steve Mnuchin abgelehnt wird, könnte nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds große Kollateralschäden für die Weltwirtschaft bedeuten.

Denn Peking, das bereits von den von Trump verhängten Strafzöllen bei Stahl und Aluminium betroffen ist, hat bereits kurz nach Trumps Auftritt spiegelbildlich auf die protektionistischen Maßnahmen Washingtons reagiert. „Wir wollen keinen Handelskrieg, aber wir haben keine andere Wahl“, erklärte die Regierung und kritisierte Trumps Gebaren als „überholt und rückwärtsgewandt“.

Auf Pekings Strafzoll-Liste steht unter anderem ein Produkt, das Amerika und Trump richtig weh tun könnte: Sojabohnen. Ein Drittel der Sojabohnen-Produktion in den USA (Volumen: 14 Milliarden Dollar) geht nach China. US-Landwirtschaftsverbände erwarten „böse Konsequenzen“.

„Kaum aufzuhaltende Eskalationsspirale“

Weil Trump – ähnlich wie im Fall der Zölle auf EU-Stahl – bei Gegenwehr eine zusätzliche Welle von Vergeltungszöllen angedroht hat (die Rede ist von einem Paket im Volumen von 100 Milliarden Dollar), fürchten Experten im Sender MSNBC bereits den „Einstieg in eine kaum aufzuhaltende Eskalationsspirale“. Trumps freiwillig gegangener Ex-Wirtschaftsberater Gary Cohn warnt bereits davor, dass eine Fortsetzung der konfrontativen Handelspolitik die „Früchte“ der Steuer-Reform und die ausgesprochen gute Wirtschaftslage in den USA gefährden könnte.

Über die Zuspitzung der Handelsstreitigkeiten zeigten sich Experten in Peking wie Washington überrascht. Zum einen habe es zuletzt in den internen Verhandlungen, die zum Abbau des rund 375 Milliarden Dollar betragenden Handelsdefizits zwischen USA und China führen sollen, „durchaus Fortschritte gegeben“, hieß es aus Regierungskreisen in Washington.

Zum anderen benötige Trump dringend die Mithilfe Chinas bei dem in Singapur eingeleiteten Prozess einer vollständigen Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Peking ist die wichtigste Schutzmacht Nordkoreas, das durch Wirtschaftssanktionen gefügig gemacht werden soll.

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    US-Handelskammer wirbt für Denkpause

    In der zuletzt zunehmend vor Trump einknickenden republikanischen Partei wie in US-Wirtschaftskreisen gab es am Freitag scharfe Kritik an der Zoll-Politik gegen China. Chuck Grassley, Vorsitzender des Finanz-Ausschusses im Senat, sprach von einem undurchdachten Schnellschuss.

    Tom Donohue, Chef der US-Handelskammer, warb indirekt um eine Denkpause. Sein Tenor: Die Kosten für die Zoll-Aufschläge auf chinesische Waren und Güter „landen auf den Schultern von amerikanischen Konsumenten, Herstellern, Bauern und Viehzüchtern. Das ist nicht die richtige Strategie.“