Berlin. Nach Gaulands Aussage über die NS-Zeit waren viele empört. Doch das ist nicht genug. Vor allem hilft praktische politische Arbeit.

Ein Vogelschiss ist etwas Ärgerliches, wenn er unvermittelt von oben kommend trifft. Klebt im Haar, verdreckt Sakko oder Bluse – lässt sich aber wegwischen, reinigen und vergessen.

Zwölf Jahre Diktatur mit Verfolgung und Ermordung politischer Gegner, der industriell betriebene Massenmord an Juden, ein vom Zaun gebrochener Weltkrieg mit 50 Millionen Toten lassen sich nicht wegwischen und vergessen. Historische Bedeutung bemisst sich auch nicht nach Jahren, sondern nach dem Geschehenen. Und da ist in jenen zwölf Jahren von 1933 bis 1945 viel mehr passiert, als es in „1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ hätte geschehen dürfen.

Das weiß auch ein

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Er weiß aber auch, wie sich heute noch erfolgreich am extremen rechten Rand fischen lässt. Ein paar flankierende Sätze von „historischer Verantwortung“ werden gestreut, um sich juristisch nicht angreifbar zu machen, und dann geht es direkt zum Kern seines Anliegens –

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der heute nicht mehr Klotz am Bein der Nation sein dürfe.

Drall nach ganz rechts außen ist unübersehbar

Der tosende Beifall der Seinen ist ihm an dieser Stelle gewiss. Und er war es schon bei vergleichbaren Ausfällen, wenn es um den

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in den Weltkriegen ging oder er die Integrationsbeauftragte

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wollte. Verräterisch sind nicht nur die Aussagen, sondern auch Sprache und Vokabular Gaulands und seiner Mitstreiter. 1000 Jahre, entsorgen, den Begriff „völkisch“ wieder salonfähig machen – der Drall nach ganz rechts außen ist unübersehbar.

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    Eine Partei, die einmal als Organisation von um ihr Erspartes besorgten Euro-Gegnern um den Hamburger Professor Bernd Lucke gestartet war, die nach internen Intrigen und dem Abflauen der Finanzkrise fast schon erledigt schien, hat mit der Flüchtlingskrise ein neues Thema gefunden.

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    präsentierte sich als einzige Kraft in der Bundesrepublik, die die Sorgen der Bürger ernst nimmt – konnte entsprechende Wahlergebnisse einfahren und auch durchaus respektables Personal an sich binden.

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    Gleichzeitig setzte sich immer mehr der rechtsnational-völkische Flügel in der Partei durch. Dabei rutscht dem altväterlich grummelnden Merkel-Kritiker Gauland immer mehr die Maske von seinem Gesicht. Und die Reden seiner Parteifreunde Höcke und Poggenburg sind nicht nur gezielte Provokationen und Ausfälle gegen den demokratischen Grundkonsens in diesem Land. Sie dürfen getrost als das eigentliche Programm der Partei gesehen werden.

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      Dem ist nicht allein mit rituell wiederholter Empörung oder gar der Gewalt selbst ernannter Antifaschisten beizukommen. Nicht nur mit Argumentation, vor allem mit erfolgreicher Politik lässt sich die AfD zum halbflüssigen Exkrement in der Geschichte des wiedervereinigten Deutschland machen.

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      Denn nicht jede Kritik über Zustände und Vorgänge im Land ist falsch, nur weil sie von der AfD kommt. Dass die Flüchtlingspolitik chaotische Züge trägt, das Bamf heillos überfordert ist und die Integration Hunderttausender Menschen nicht mit einem einfachen „Wir schaffen das“ erledigt ist, kann kaum jemand bestreiten.

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        Der Aufgaben sind genug, aber die Regierung erweckt momentan nicht den Eindruck, als packte sie sie mit Eifer und Energie entschlossen an. Es liegt an ihr, den anderen Parteien und den Demokraten im Land, durch praktisches Handeln die Errungenschaften des Grundgesetzes zu verteidigen. Die beruhen im Wesentlichen auf den Erfahrungen und Geschehnissen jener zwölf Jahre, die Gauland so gern marginalisieren würde.