Berlin. Mit großem Pomp wurde die US-Botschaft am Montag in Jerusalem eingeweiht. Der Umzug von Tel Aviv heizt die Konfliktregion weiter auf.

Natürlich ist es das Recht einer jeden Regierung, den Ort ihrer Botschaft zu bestimmen – selbst wenn dies politisch heikel ist. Dies trifft auch auf die Verlegung der diplomatischen US-Vertretung von Tel Aviv nach Jerusalem zu,

Auch interessant

.

Aber ist es auch politisch klug? Diese Frage hat sich der amerikanische Präsident Donald Trump bei der

Auch interessant

sehr wahrscheinlich nicht gestellt. Ob dieser Akt in der aufgeheizten Konfliktregion Nahost strategisch durchdacht oder eben kontraproduktiv ist: Eine derartige Güterabwägung ist dem Chef des Weißen Hauses – nach allem, was wir wissen – völlig fremd.

Ihm ging es zuallererst darum, seine republikanische Parteibasis glücklich zu machen. Der Umzug der US-Botschaft nach

Auch interessant

war eines der zentralen Wahlversprechen Trumps. Vor allem bei evangelikalen Christen, die einen beträchtlichen Teil seiner Anhänger ausmachen, kommt dies gut an.

Trump blendet Konsequenzen aus

Es ist der gleiche unilaterale Durchmarsch wie beim

Auch interessant

mit dem Iran. Mögliche Kollateralschäden zieht Trump nicht in Betracht. So könnte der US-Rückzug dazu führen, dass die Hardliner in Iran gestärkt werden und am Ende die Urananreicherung wieder aufnehmen – mit der Gefahr eines gefährlichen nuklearen Rüstungswettlaufs im Nahen Osten.

Darum ist Jerusalem als Hauptstadt so umstritten

weitere Videos

    Trump verabschiedet sich mit lautem Knall vom jahrzehntelangen Konsens in der US-Außenpolitik, der vom Großteil der internationalen Gemeinschaft geteilt wurde: Der Status Jerusalems wird erst nach einer endgültigen Vereinbarung zwischen

    Auch interessant

    und den Palästinensern im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung geklärt.

    In Israel stößt Trump hingegen auf breite Zustimmung. Das Land ist in den vergangenen Jahren nach rechts gerückt, und damit auch Premierminister Benjamin Netanjahu. Dessen Koalitionspartner – Nationalkonservative, religiöse Zionisten und Ultraorthodoxe – trommeln für die Siedlerbewegung, die im Westjordanland immer mehr Posten errichtet. Sie haben die Schaffung eines Großisraels vor Augen, das die biblischen Regionen Judäa und Samaria mit umfasst.

    Palästinenser tragen Mitschuld an Zuspitzung des Konflikts

    Die regionalpolitische Konstellation spielt dem israelischen Regierungschef in die Karten. Die arabischen Nachbarstaaten haben die Palästinenser-Frage von der Tagesordnung genommen. Ägypten hat den Gazastreifen abgeriegelt – aus Furcht, dass die radikalislamische Hamas den Widerstand der verbotenen Muslimbruderschaft im eigenen Land befeuert. Das sunnitische Saudi-Arabien ist derzeit voll auf den großen schiitischen Gegenspieler Iran fixiert – wie Israel.

    Proteste in Gaza: Tote und Verletzte

    Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem führt zu heftiger Gewalt an der israelischen Grenze. Dutzende Palästinenser sterben im Gazastreifen. Es ist der Tag mit den meisten Toten seit dem Gaza-Krieg 2014, Tausende weitere Menschen wurden verletzt.
    Die Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem führt zu heftiger Gewalt an der israelischen Grenze. Dutzende Palästinenser sterben im Gazastreifen. Es ist der Tag mit den meisten Toten seit dem Gaza-Krieg 2014, Tausende weitere Menschen wurden verletzt. © REUTERS | IBRAHEEM ABU MUSTAFA
    Die palästinensischen Demonstranten wollen nicht hinnehmen, dass die USA ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem im Dezember im Alleingang als Hauptstadt Israels anerkannt.
    Die palästinensischen Demonstranten wollen nicht hinnehmen, dass die USA ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen. US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem im Dezember im Alleingang als Hauptstadt Israels anerkannt. © REUTERS | MOHAMMED SALEM
    Dichter Rauch steigt über den Demonstranten auf. Sie beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen eigenen – noch zu gründenden – Staat Palästina.
    Dichter Rauch steigt über den Demonstranten auf. Sie beanspruchen Ost-Jerusalem als Hauptstadt für einen eigenen – noch zu gründenden – Staat Palästina. © REUTERS | IBRAHEEM ABU MUSTAFA
    Kaum noch zu erkennen: Ein Demonstrant trägt einen Autoreifen, während andere vor dem Feuer israelischer Soldaten in Deckung gehen.
    Kaum noch zu erkennen: Ein Demonstrant trägt einen Autoreifen, während andere vor dem Feuer israelischer Soldaten in Deckung gehen. © REUTERS | IBRAHEEM ABU MUSTAFA
    Zehntausende Palästinenser beteiligen sich an den Protesten am Grenzzaun.
    Zehntausende Palästinenser beteiligen sich an den Protesten am Grenzzaun. © REUTERS | IBRAHEEM ABU MUSTAFA
    Auch auf den Straßen von Bethlehem verbrennen Jugendliche Reifen.
    Auch auf den Straßen von Bethlehem verbrennen Jugendliche Reifen. © dpa | Majdi Mohammed
    Eine Demonstrantin vor einer Rauchwand an der israelischen Grenze.
    Eine Demonstrantin vor einer Rauchwand an der israelischen Grenze. © REUTERS | MOHAMMED SALEM
    Palästinenser versuchen, ein Feuer zu löschen, das durch israelische Drohnen verursacht worden ist.
    Palästinenser versuchen, ein Feuer zu löschen, das durch israelische Drohnen verursacht worden ist. © dpa | -
    Ein verwundeter palästinensischer Junge wird fortgetragen.
    Ein verwundeter palästinensischer Junge wird fortgetragen. © REUTERS | IBRAHEEM ABU MUSTAFA
    Tränengas für die Demonstranten: Ein israelischer Polizist zielt auf Palästinenser.
    Tränengas für die Demonstranten: Ein israelischer Polizist zielt auf Palästinenser. © REUTERS | MUSSA ISSA QAWASMA
    Auf der anderen Seite nutzt ein Demonstrant eine Schleuder, um Steine auf die israelischen Truppen zu werfen.
    Auf der anderen Seite nutzt ein Demonstrant eine Schleuder, um Steine auf die israelischen Truppen zu werfen. © REUTERS | MOHAMMED SALEM
    Andere Welt in Jerusalem: Bei Trump Tochter Ivanka (Mitte) scheint die Stimmung gelöst zu sein.
    Andere Welt in Jerusalem: Bei Trump Tochter Ivanka (Mitte) scheint die Stimmung gelöst zu sein. © REUTERS | RONEN ZVULUN
    Sie applaudieren dem US-Botschafter in Israel, David Friedman, der bei der Eröffnungszeremonie der neuen Botschaft spricht.
    Sie applaudieren dem US-Botschafter in Israel, David Friedman, der bei der Eröffnungszeremonie der neuen Botschaft spricht. © REUTERS | RONEN ZVULUN
    1/13

    Die

    Auch interessant

    hat mehrere Ursachen. Die Palästinenser sind dabei nicht unschuldig. Die Autonomiebehörde in Ramallah und die Hamas in Gaza haben trotz anderslautender Ankündigungen ihren internen Zwist nie begraben.

    Bei der Anerkennung des Existenzrechts Israels hinken beide ihrer Zeit hinterher. Palästinenserchef Mahmud Abbas hat kürzlich mit seiner Bemerkung, die Juden trügen durch ihr „soziales Verhalten“ selbst Schuld am Holocaust, seine Glaubwürdigkeit stark beschädigt.

    Armut im Gazastreifen nimmt zu

    Wahr ist aber auch: Israel hat es versäumt, Versöhnungssignale an die Palästinenser auszusenden. Netanjahu genießt es, dass die Geopolitik seine Position begünstigt.

    Im

    Auch interessant

    nimmt derweil die Armut dramatisch zu. Die Hälfte der Jugendlichen hat keinen Job. Mit einer Generation ohne Perspektive, ohne Hoffnung auf eine Zukunft wird sich der Konflikt aber nicht befrieden lassen.