Berlin. Beim Bäcker in der Schlange – FDP-Chef Lindner hat eine Rassismus-Debatte ausgelöst. Nun gibt es Beistand – ausgerechnet von der AfD.

Die AfD hält

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für völlig überzogen – und unterstützt den Liberalen. Nicht ohne Süffisanz.

„Schön, wenn nun einer wie Lindner, der uns von der AfD permanent und komplett zu Unrecht einer Fremdenfeindlichkeit und eines Rassismus zeiht, die uns vollkommen fremd sind, einmal selbst mit diesem unberechtigten Vorwurf konfrontiert wird“, sagte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen der Deutschen Presse-Agentur. Vielleicht werde Lindner aus dieser Episode lernen, diesen Vorwurf „künftig nicht mehr so leichtfertig in den öffentlichen Raum zu stellen“.

Lindners Geschichte aus der Schlange beim Bäcker

AfD-Vize Georg Pazderski sagte: „Die Altparteien können gar nicht mehr anders, als die Positionen der AfD zu übernehmen, weil sie sonst den Anschluss an die Realpolitik und die Bürger endgültig verlieren.“ Die Liberalen unter Lindner liefen nur dem Trend hinterher, um sich wieder einmal politisch anzubiedern.

Lindner hatte

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eine Anekdote beschrieben, die ihm ein Bekannter mit Migrationshintergrund erzählt habe. Da bestellt jemand beim Bäcker „mit gebrochenem Deutsch ein Brötchen“ – und die Leute in der Schlange wüssten nicht, „ob das der hoch qualifizierte Entwickler Künstlicher Intelligenz aus Indien ist oder eigentlich ein sich bei uns illegal aufhaltender, höchstens geduldeter Ausländer“, sagte Lindner. Diese Unsicherheit könne Angst auslösen.

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Kritik an Lindner vom linken CDU-Flügel

Der Vize-Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, kritisierte Lindner scharf. „Mit seiner Stimmungsmache gegen Dunkelhäutige und Hartz-IV-Empfänger mit Flüchtlingsgeschichte betreibt Christian Lindner das Geschäft der AfD“, sagte Bäumler dem „Handelsblatt“ .

Die FDP spalte damit die Gesellschaft und entferne sich von ihren liberalen Wurzeln, so Bäumler weiter. Die Würde jedes Einzelnen habe Lindner auf den „liberalen Friedhof“ befördert.

Unterstützung erhielt Lindner von CDU-Vize Julia Klöckner. „Ich finde, wir sollten auch die Kirche im Dorf lassen und jetzt nicht Herrn Lindner die Rassismus-Keule überziehen“, sagte die stellvertretende Parteichefin am Rande einer Sitzung des Parteipräsidiums am Montag in Berlin.

In sozialen Netzwerken wurde diese Äußerung teils als rassistisch gewertet. Der SPD-Innenpolitiker Burkhard Lischka sprach gegenüber der dpa von einer „dümmlichen Anekdote“. Konstantin Kuhle, innenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, nahm Lindner in Schutz.

„Wenn wir unsere Regeln für Flucht und Einwanderung nicht klar durchsetzen, dann bringt dieses Zaudern alle Einwanderer in Misskredit“, schrieb er am Sonntagabend bei Twitter. Nichts anderes habe Lindner gesagt. „Wer darin Rassismus erkennen will, ist nicht mehr ganz bei Trost.“

Das ist FDP-Chef Christian Lindner

FDP-Chef Christian Lindner hat seine Partei mit 10,7 Prozent wieder in den Bundestag gebracht. Wir zeigen Stationen seiner politischen Karriere.
FDP-Chef Christian Lindner hat seine Partei mit 10,7 Prozent wieder in den Bundestag gebracht. Wir zeigen Stationen seiner politischen Karriere. © dpa | Kay Nietfeld
Das Gesicht der FDP am Abend der Bundestagswahl: Nur die AfD konnte den Liberalen den dritten Platz streitig machen. Lindner sagte, die FDP stehe für Weltoffenheit, Toleranz und europäisches Denken. Das sei das glatte Gegenteil von dem, was die AfD vertrete.
Das Gesicht der FDP am Abend der Bundestagswahl: Nur die AfD konnte den Liberalen den dritten Platz streitig machen. Lindner sagte, die FDP stehe für Weltoffenheit, Toleranz und europäisches Denken. Das sei das glatte Gegenteil von dem, was die AfD vertrete. © Getty Images | Jens Schlueter
Dieses Bild aus dem Jahr 2002 zeigt Lindner (Jahrgang 1979) vor dem Landtag in Düsseldorf. Mit 21 Jahren wurde er der jüngste FDP-Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen.
Dieses Bild aus dem Jahr 2002 zeigt Lindner (Jahrgang 1979) vor dem Landtag in Düsseldorf. Mit 21 Jahren wurde er der jüngste FDP-Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen. © imago/sepp spiegl | imago stock&people
Dieses Foto entstand noch zwei Jahre früher und zeigt Lindner unter anderem mit FDP-Mann Jürgen Möllemann (vorne), der im Jahr 2003 bei einem Fallschirmsprung ums Leben kam.
Dieses Foto entstand noch zwei Jahre früher und zeigt Lindner unter anderem mit FDP-Mann Jürgen Möllemann (vorne), der im Jahr 2003 bei einem Fallschirmsprung ums Leben kam. © imago stock&people | imago stock&people
Der damalige FDP-Nachwuchs-Politiker kommt aus dem Bergischen Land und wuchs in der Kleinstadt Wermelskirchen in der Nähe von Köln auf. Nachdem Lindner schon als Gymnasiast Inhaber einer Werbeagentur war, engagierte er sich immer mehr in der Politik.
Der damalige FDP-Nachwuchs-Politiker kommt aus dem Bergischen Land und wuchs in der Kleinstadt Wermelskirchen in der Nähe von Köln auf. Nachdem Lindner schon als Gymnasiast Inhaber einer Werbeagentur war, engagierte er sich immer mehr in der Politik. © imago | Rainer Unkel
Bei der Landtagswahl in NRW im Jahr 2000 steht er auf einem FDP-Listenplatz. Die Karriere verläuft steil nach oben. Schnell spielt er bei den Freien Demokraten eine wichtige Rolle. Mit Philipp Rösler (links) tritt Lindner nicht nur bei Partei-Events auf, er verlegt auch ein politisches Buch mit ihm: „Freiheit. gefühlt – gedacht – gelebt. Liberale Beiträge zu einer Wertediskussion“.
Bei der Landtagswahl in NRW im Jahr 2000 steht er auf einem FDP-Listenplatz. Die Karriere verläuft steil nach oben. Schnell spielt er bei den Freien Demokraten eine wichtige Rolle. Mit Philipp Rösler (links) tritt Lindner nicht nur bei Partei-Events auf, er verlegt auch ein politisches Buch mit ihm: „Freiheit. gefühlt – gedacht – gelebt. Liberale Beiträge zu einer Wertediskussion“. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Lindner 2014 bei einer Pressekonferenz in Berlin: Zehn Jahre zuvor, Ende 2004, stieg er in der Partei zum Generalsekretär in NRW auf. Doch es zog ihn in die Bundespolitik.
Lindner 2014 bei einer Pressekonferenz in Berlin: Zehn Jahre zuvor, Ende 2004, stieg er in der Partei zum Generalsekretär in NRW auf. Doch es zog ihn in die Bundespolitik. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Jörg Carstensen
Dieses Bild zeigt ihn mit Dagmar Rosenfeld im Jahr 2014.
Dieses Bild zeigt ihn mit Dagmar Rosenfeld im Jahr 2014. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Henning Kaiser
Im Jahr 2009 wurde er auch auf Bundesebene FDP-General.
Im Jahr 2009 wurde er auch auf Bundesebene FDP-General. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Rainer Jensen
Beim FDP-Bundesparteitag 2010 schien Lindner mit dem damaligen Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel noch zu scherzen.
Beim FDP-Bundesparteitag 2010 schien Lindner mit dem damaligen Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel noch zu scherzen. © imago | Sven Simon
Im August 2013 blickte Lindner gemeinsam mit den FDP-Größen Hans-Dietrich Genscher und dem damaligen Außenminister Guido Westerwelle vom Plakat. Zu lachen gab es für die FDP allerdings wenig: Nach der Wahl mussten die Liberalen den Bundestag verlassen.
Im August 2013 blickte Lindner gemeinsam mit den FDP-Größen Hans-Dietrich Genscher und dem damaligen Außenminister Guido Westerwelle vom Plakat. Zu lachen gab es für die FDP allerdings wenig: Nach der Wahl mussten die Liberalen den Bundestag verlassen. © REUTERS | REUTERS / INA FASSBENDER
Anders sah dies vier Jahre später nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen aus. Mit Christian Lindner an der Spitze holte die FDP bei der Wahl im Mai 2017 12,6 Prozent der Wählerstimmen und bildete mit der CDU daraufhin die Landesregierung.
Anders sah dies vier Jahre später nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen aus. Mit Christian Lindner an der Spitze holte die FDP bei der Wahl im Mai 2017 12,6 Prozent der Wählerstimmen und bildete mit der CDU daraufhin die Landesregierung. © dpa | Rolf Vennenbernd
Lindner übernahm jedoch keinen Ministerposten, sondern konzentrierte sich auf den Bundestagswahlkampf.
Lindner übernahm jedoch keinen Ministerposten, sondern konzentrierte sich auf den Bundestagswahlkampf. © picture alliance / Maurizio Gamb | dpa Picture-Alliance / Maurizio Gambarini
Im letzten Wahlkampf stand Lindner eindeutig als Spitzenkandidat im Mittelpunkt der FDP-Strategie.
Im letzten Wahlkampf stand Lindner eindeutig als Spitzenkandidat im Mittelpunkt der FDP-Strategie. © imago/Rene Traut | Rene Traut/Hotspot-Foto
Lindner selbst betonte stets, dass es im Wahlkampf nicht nur um ihn, sondern die Inhalte der Partei und andere Personen gehe – so auch um Wolfgang Kubicki, den Fraktionsvorsitzenden der FDP im Landtag von Schleswig-Holstein.
Lindner selbst betonte stets, dass es im Wahlkampf nicht nur um ihn, sondern die Inhalte der Partei und andere Personen gehe – so auch um Wolfgang Kubicki, den Fraktionsvorsitzenden der FDP im Landtag von Schleswig-Holstein. © picture alliance / Monika Skolim | dpa Picture-Alliance / Monika Skolimowska
So frisch Christian Lindners Wahlkampf 2017 auch wirkte: Einigen Gepflogenheiten kann auch er sich nicht widersetzen. Dazu gehören seit Jahren die Teilnahme am politischen Frühshoppen in Gillamoos und die Forderung der FDP nach Steuerentlastungen.
So frisch Christian Lindners Wahlkampf 2017 auch wirkte: Einigen Gepflogenheiten kann auch er sich nicht widersetzen. Dazu gehören seit Jahren die Teilnahme am politischen Frühshoppen in Gillamoos und die Forderung der FDP nach Steuerentlastungen. © dpa | Matthias Balk
Der FDP-Chef mit seiner neuen Freundin Franca Lehfeldt im Juli bei den Bayreuther Festspielen. Lindner und seine Frau Dagmar Rosenfeld – stellvertretende Chefredakteurin von „Welt“ – hatten sich getrennt.
Der FDP-Chef mit seiner neuen Freundin Franca Lehfeldt im Juli bei den Bayreuther Festspielen. Lindner und seine Frau Dagmar Rosenfeld – stellvertretende Chefredakteurin von „Welt“ – hatten sich getrennt. © REUTERS | STRINGER
Lindner und Lehfeldt kommen nach ihrer kirchlichen Trauung im Sommer 2022 aus der Kirche St. Severin auf Sylt. Die Hochzeit war ein großes Promi-Event, bei dem auch zahlreiche Politiker anwesend waren.
Lindner und Lehfeldt kommen nach ihrer kirchlichen Trauung im Sommer 2022 aus der Kirche St. Severin auf Sylt. Die Hochzeit war ein großes Promi-Event, bei dem auch zahlreiche Politiker anwesend waren. © dpa | Axel Heimken
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