Kinshasa/Bonn. Unicef spricht von einer „Kinderkrise“ im Südwesten des Kongos: Rund 400.000 Kinder soll dort ein unmittelbarer Hungertod drohen.

Rund 400.000 Kindern im Südwesten des Kongos droht unmittelbar der Hungertod. Sie bräuchten dringend Nahrungsmittelhilfe, ebenso wie etwa noch einmal so viele akut mangelernährte Kinder in der Region, teilte eine Sprecherin des UN-Kinderhilfswerks Unicef am Freitag in Kinshasa mit.

Nach schweren Unruhen in der Krisenprovinz Kasaï habe sich die Lage zwar so weit beruhigt, dass Hilfe jetzt zu den Bedürftigen gebracht werden könne. Um die 3,8 Millionen Hilfsbedürftigen zu versorgen, würden aber dringend Spenden gebraucht.

„Gewalt und Vertreibung haben weiterhin gravierende Auswirkungen für die Kinder von Kasaï“, erklärte die stellvertretende Unicef-Chefin Fatoumata Ndiaye nach einem Besuch der Region. In einem aktuellen Bericht spricht Unicef von einer „Kinderkrise“.

Mehr als 400 Schulen für militärische Zwecke missbraucht

440.000 Schülerinnen und Schüler hätten ihre Ausbildung wegen des Konflikts unterbrechen müssen, mehr als 400 Schulen seien bisher für militärische Zwecke missbraucht oder angegriffen worden. Tausende Kinder seien zudem von bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert worden. Die Milizen in Kasaï bestünden zu 60 Prozent aus Kindersoldaten.

Eine Geberkonferenz, die die UN Mitte April in Genf zusammengerufen hatte, brachte deutlich weniger Zusagen als erhofft. Der Hilfsaufruf von UN und Hilfsorganisationen ist derzeit nur zu 14 Prozent finanziert. Helfer warnen, dass die Krise sich verstetigen könnte, wenn nicht schnell Hilfe fließt.

In der Kasaï-Region bekämpfen sich verschiedene Milizen und staatliche Sicherheitskräfte seit 2016. Hunderttausende Bewohner sind vor den Kämpfen auf der Flucht. Der Hunger ist auch deshalb so groß, weil die Vertriebenen ihre Felder nicht bestellen können. (dpa)