Tel Aviv. Israel feiert den 70. Jahrestag seiner Gründung. Das Land hat sich gut entwickelt. Doch die Bürger leben noch immer unter Bedrohung.

F15-Kampfjets im Dog Fight, Leuchtfackelabschuss und das Donnern des Düsenantriebs. Ausgerechnet in diesem Jahr war das für viele Menschen zu viel. Hunderte besorgte Bürger in Tel Aviv und Umgebung wählten den Notruf, andere fragten in den sozialen Medien, ob das nun schon der Krieg sei.

Dabei haben die Maschinen der israelischen Luftwaffe in der vergangenen Woche nur für die große Flugschau trainiert. Am heutigen Donnerstag werden sie, wie an jedem Unabhängigkeitstag, die Küste der israelischen Metropole entlang fliegen und der Bevölkerung damit die Stärke und Abwehrbereitschaft des Landes präsentieren. Es ist nur ein Teil der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des modernen jüdischen Staates.

Außerdem auf dem Programm: eine 70 Kilometer lange Beachparty, Lichtshows, Tänze, Konzerte und die Fackelzeremonie auf dem Herzlberg in Jerusalem, bei der Benjamin Netanjahu nun auch ein Licht anzünden soll. Der Premier lieferte sich zuvor einen Streit mit Knesset-Sprecher Juli Edelstein über das Rederecht.

Israel ist „im Krieg geboren“

„Am Tag vor der Feier gedenken wir traditionell der Gefallenen und der Opfer“, erklärt Uzi Dayan, „daran gibt es zwar immer wieder Kritik, aber gerade für mich ist das richtig.“ Uzi Dayan ist der Neffe des legendären Generalstabschefs, Außen- und Verteidigungsministers Mosche Dayan. Der Generalmajor der Reserve leitete zu Beginn des letzten Jahrzehnts den nationalen Sicherheitsrat. Als David Ben Gurion 1948 die Unabhängigkeitserklärung im damaligen Kunstmuseum von Tel Aviv verlas, war er gerade 130 Tage alt. Einen Monat zuvor war sein Vater im Kampf gegen die Araber gefallen.

Darum ist Jerusalem als Hauptstadt so umstritten

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    „Unser Staat ist im Krieg geboren. Am Unabhängigkeitstag fühle ich mich deshalb zugleich traurig, glücklich und privilegiert“, so Dayan. Die Entwicklung seines Landes ist für ihn, wie für viele andere Zeitzeugen, ein Wunder. „Es ist ein Wunder, dass das jüdische Volk zurückgekehrt ist in seine alte Heimat. Es ist ein Wunder, dass die hebräische Sprache wieder belebt wurde. Und es ist ein Wunder, dass wir heute wahrscheinlich das stabilste Land in der Region sind.“

    Bevölkerung ist auf 8,8 Millionen gewachsen

    Die Bevölkerung ist von 800.000 auf über 8,8 Millionen gewachsen. Das heutige Israel ist ein Staat mit moderner In­frastruktur, führend in Wissenschaft und vielen Bereichen der Wirtschaft. Außerdem ein Staat, in dem über allem die militärische Macht steht.

    In den Jahren 1948 und 1949 setzte sich die im Aufbau befindliche Armee erfolgreich gegen die vereinigten arabischen Heere zur Wehr. Später feierte das Land weitere Triumphe; den bedeutendsten im Sechs-Tage-Krieg von 1967, als die Verteidigungsstreitkräfte Ost-Jerusalem, das Westjordanland, die Golanhöhen und die Sinaihalbinsel eroberten.

    Was hat die vielen Wunder ermöglicht? „Es gab hier von Anfang an keine Alternative zum Überleben. Nicht erst seit dem Holocaust wussten die Menschen, dass der Weg zurück nach Europa versperrt ist. Aus der Not ist auch die Flexibilität der Menschen erwachsen“, sagt Richard Schneider, der über zehn Jahre Chefkorrespondent der ARD in Tel Aviv war und gerade sein Buch „Alltag im Ausnahmezustand“ über das Leben in Israel veröffentlicht hat.

    Israel feiert 70 Jahre Unabhängigkeit

    Feuerwerk auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Israelis feiern den 70. Unabhängigkeitstag des jüdischen Staates – mit einer riesigen Strandparty, Lichtshows und Konzerten.
    Feuerwerk auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv. Israelis feiern den 70. Unabhängigkeitstag des jüdischen Staates – mit einer riesigen Strandparty, Lichtshows und Konzerten. © dpa | Oded Balilty
    Feiernde in der südisraelischen Stadt Ashkelon.
    Feiernde in der südisraelischen Stadt Ashkelon. © REUTERS | AMIR COHEN
    In Jerusalem versammelten sich am Mittwoch Tausende Menschen zur Feier der Unabhängigkeit.
    In Jerusalem versammelten sich am Mittwoch Tausende Menschen zur Feier der Unabhängigkeit. © REUTERS | RONEN ZVULUN
    Neben Feuerwerken, Tänzen und Fackelzeremonien soll es auch eine Flugschau der israelischen Luftwaffe geben.
    Neben Feuerwerken, Tänzen und Fackelzeremonien soll es auch eine Flugschau der israelischen Luftwaffe geben. © REUTERS | AMIR COHEN
    Ein Ballonverkäufer in Ashkelon.
    Ein Ballonverkäufer in Ashkelon. © REUTERS | AMIR COHEN
    Israelische Kinder besprühen sich während der Feierlichkeiten in Ashkelon mit Schaumspray.
    Israelische Kinder besprühen sich während der Feierlichkeiten in Ashkelon mit Schaumspray. © REUTERS | AMIR COHEN
    Am Tag vor der Feier gedachte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu auf dem Militärfriedhof Herzlberg der Opfer des Unabhängigkeitskrieges.
    Am Tag vor der Feier gedachte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu auf dem Militärfriedhof Herzlberg der Opfer des Unabhängigkeitskrieges. © REUTERS | POOL
    Eine heilige jüdische Schriftrolle wird im Museum in Or Yehuda ausgestellt.
    Eine heilige jüdische Schriftrolle wird im Museum in Or Yehuda ausgestellt. © REUTERS | AMIR COHEN
    Die Feierlichkeiten, die am Mittwochabend begannen, sollen 70 Stunden dauern und bis Samstagabend gehen. Während des Sabbats von Freitagabend an gibt es eine Ruhepause.
    Die Feierlichkeiten, die am Mittwochabend begannen, sollen 70 Stunden dauern und bis Samstagabend gehen. Während des Sabbats von Freitagabend an gibt es eine Ruhepause. © REUTERS | AMMAR AWAD
    Gefeiert wird auf Partys am Strand und bei Straßenfesten wie in Tel Aviv, Jerusalem und Ashkelon.
    Gefeiert wird auf Partys am Strand und bei Straßenfesten wie in Tel Aviv, Jerusalem und Ashkelon. © REUTERS | AMIR COHEN
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    Demografische Lage Israels ist eine Herausforderung

    „Für uns war nach dem Krieg klar, dass wir nur hier leben wollen. Wir waren dem Land ja auch kulturell seit unserer Geburt verbunden“, sagt Regina Steinitz. Die heute 87-Jährige überlebte den Holocaust mit ihrer Zwillingsschwester im Berliner Versteck. Ihr Ehemann Zwi Steinitz überstand die Lager Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen und einen Todesmarsch, während seine ganze Familie ermordet wurde.

    Im Oktober 1948 trafen sich Regina und Zwi Steinitz im Kibbutz Netzer Sereni, heute leben sie im Norden von Tel Aviv. „Israel ist ja nun gar nicht mehr zu vergleichen mit dem Land, in dem wir damals angekommen sind“, sagt Regina Steinitz. Für die Entwicklung wären vor allem „Tatkraft und Opferbereitschaft“ verantwortlich gewesen, sagt sie. Und der Wille, fremde Menschen zu akzeptieren: „Wir waren ja alle total verschieden.“

    Viele Differenzen und Probleme wurden in 70 Jahren überwunden, andere sind zur existenziellen Bedrohung geworden. Darunter die demografische Lage. In Relation zahlen immer weniger säkulare Bürger den Unterhalt für immer mehr strengreligiöse. Auch der Anteil arabischer Bürger steigt.

    Porträts von Holocaust-Überlebenden

    „Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (<a href=www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. " title="„Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. " loading="lazy" />
    „Gegen das Vergessen“: Der Fotograf Luigi Toscano (www.luigi-toscano.de) hat Holocaust-Überlebende aus vielen Ländern fotografiert. Andrzej Korczak-Branecki gehört zu den Porträtierten. Er wurde 1930 in Warschau geboren, beim Warschauer Aufstand festgenommen und kam in verschiedene Konzentrationslager. Am 25. April 1945 wurde er aus dem KZ Dachau befreit. Er überlebte drei Todesmärsche. Er lebt heute in Mannheim. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
    Anastasia Tschernil wurde 1924 geboren. Weiter Angaben gibt es nicht. Sie möchte über ihr Erlebtes nicht sprechen.
    Anastasia Tschernil wurde 1924 geboren. Weiter Angaben gibt es nicht. Sie möchte über ihr Erlebtes nicht sprechen. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Lev Selezev wurde 1937 im russischen Sankt Petersburg (früher Leningrad) geboren. „Obwohl ich keine vier Jahre alt war, als der Krieg begann, kann ich mich an einiges erinnern. Ich ging mit meinem älteren Bruder zum Kindergarten. Im Sommer zog unser Kindergarten in die Vorstadt um. Wir spielten im Hof und plötzlich hörten wir die Schreie der Erzieherinnen „Krieg!“, „Krieg!“.“ „ Dann stiegen alle in einen Zug ein und wurden zurück nach Leningrad gebracht. Auf dem Weg nach Leningrad wurde unser Zug von Faschisten bombardiert. Die Gleise waren komplett zerstört, sodass wir nicht weiter fahren konnten. Die Erzieherinnen nahmen uns aus dem Zug und sagten „Kriecht in den Wald“, der 50 Meter entfernt war. Meine Erinnerung: Ich krieche in den Wald und plötzlich fliegt nicht weit von mir ein Flugzeug.“ „Nach dem Krieg erzählten mir meine Eltern, dass damals nach Leningrad zwei Waggons mit toten Kindern kamen. Im Februar 1942 wurden wir über den zugefrorenen Ladogasee, über die sogenannte Straße des Lebens, evakuiert. Den ersten Bus haben wir verpasst. Später hieß es, dass er mit allen Insassen unter das Eis ging. Wir fuhren in Güterwaggons nach Kurgan, wo die Eltern meiner Mutter wohnten. Auf dem Weg dahin starb mein jüngerer Bruder an Unterernährung. Den älteren Bruder haben die Ärzte in Kurgan gerettet.“
    Lev Selezev wurde 1937 im russischen Sankt Petersburg (früher Leningrad) geboren. „Obwohl ich keine vier Jahre alt war, als der Krieg begann, kann ich mich an einiges erinnern. Ich ging mit meinem älteren Bruder zum Kindergarten. Im Sommer zog unser Kindergarten in die Vorstadt um. Wir spielten im Hof und plötzlich hörten wir die Schreie der Erzieherinnen „Krieg!“, „Krieg!“.“ „ Dann stiegen alle in einen Zug ein und wurden zurück nach Leningrad gebracht. Auf dem Weg nach Leningrad wurde unser Zug von Faschisten bombardiert. Die Gleise waren komplett zerstört, sodass wir nicht weiter fahren konnten. Die Erzieherinnen nahmen uns aus dem Zug und sagten „Kriecht in den Wald“, der 50 Meter entfernt war. Meine Erinnerung: Ich krieche in den Wald und plötzlich fliegt nicht weit von mir ein Flugzeug.“ „Nach dem Krieg erzählten mir meine Eltern, dass damals nach Leningrad zwei Waggons mit toten Kindern kamen. Im Februar 1942 wurden wir über den zugefrorenen Ladogasee, über die sogenannte Straße des Lebens, evakuiert. Den ersten Bus haben wir verpasst. Später hieß es, dass er mit allen Insassen unter das Eis ging. Wir fuhren in Güterwaggons nach Kurgan, wo die Eltern meiner Mutter wohnten. Auf dem Weg dahin starb mein jüngerer Bruder an Unterernährung. Den älteren Bruder haben die Ärzte in Kurgan gerettet.“ © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Nina Lasenko wurde 1932 in der ukrainischen Stadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj geboren. Sie arbeitete von 1941 bis 1943 bei Karl Neumann in Warnau in Havelberg. „Als Kind passte ich auf das Vieh auf, brachte den Gefangenen zu essen. Man hörte die Schüsse. Durch einen Bombenangriff wurde unser Haus zerstört, meine Mutter musste vier Jahre lang mit drei Kindern in einer Erdhütte wohnen. Wir haben erfahren, was Angst und Kälte, Hunger und Zwangsarbeit sind.“
    Nina Lasenko wurde 1932 in der ukrainischen Stadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj geboren. Sie arbeitete von 1941 bis 1943 bei Karl Neumann in Warnau in Havelberg. „Als Kind passte ich auf das Vieh auf, brachte den Gefangenen zu essen. Man hörte die Schüsse. Durch einen Bombenangriff wurde unser Haus zerstört, meine Mutter musste vier Jahre lang mit drei Kindern in einer Erdhütte wohnen. Wir haben erfahren, was Angst und Kälte, Hunger und Zwangsarbeit sind.“ © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    „Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir verdammt, sie zu wiederholen.“ Dieses Zitat stammt von Susan Cernyak. Sie wurde 1922 in Wien geboren, im Mai 1942 mit ihrer Mutter ins Ghetto Theresienstadt gebracht und von dort im Januar 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Zuge der Evakuierung der Häftlinge im KZ Auschwitz kam sie auf einem Todesmarsch im Januar 1945 ins Konzentrationslager Ravensbrück. Dort erlebte sie im Frühjahr 1945 die Befreiung durch die Rote Armee. Heute lebt sie in Heidelberg.
    „Wenn wir die Vergangenheit vergessen, sind wir verdammt, sie zu wiederholen.“ Dieses Zitat stammt von Susan Cernyak. Sie wurde 1922 in Wien geboren, im Mai 1942 mit ihrer Mutter ins Ghetto Theresienstadt gebracht und von dort im Januar 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Zuge der Evakuierung der Häftlinge im KZ Auschwitz kam sie auf einem Todesmarsch im Januar 1945 ins Konzentrationslager Ravensbrück. Dort erlebte sie im Frühjahr 1945 die Befreiung durch die Rote Armee. Heute lebt sie in Heidelberg. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Karl Spiller wurde 1923 im polnischen Sosnowitz geboren. Er wurde im Rathaus gefangen genommen – drei Tage kniend ohne Essen. Er kam von Lager zu Lager: Auschwitz-Birkenau, Feldafing, Kaufbeuren, Landsberg am Lech und weitere. Er hat unter anderem Uniformen für die Deutsche Luftwaffe gefertigt. Im Zwangsarbeitslager Hirschberg hat er durch Zufall seine Schwester wiedergetroffen. 1945 ging er nach Regensburg, dann wanderte er 1952 in die USA aus. Er ist geschieden, hat zwei Kinder und fünf Enkelkinder.1962 kehrt er nach Regenburg zurück und machte sich mit einem Kleidergeschäft selbstständig. Heute lebt er in Köln.
    Karl Spiller wurde 1923 im polnischen Sosnowitz geboren. Er wurde im Rathaus gefangen genommen – drei Tage kniend ohne Essen. Er kam von Lager zu Lager: Auschwitz-Birkenau, Feldafing, Kaufbeuren, Landsberg am Lech und weitere. Er hat unter anderem Uniformen für die Deutsche Luftwaffe gefertigt. Im Zwangsarbeitslager Hirschberg hat er durch Zufall seine Schwester wiedergetroffen. 1945 ging er nach Regensburg, dann wanderte er 1952 in die USA aus. Er ist geschieden, hat zwei Kinder und fünf Enkelkinder.1962 kehrt er nach Regenburg zurück und machte sich mit einem Kleidergeschäft selbstständig. Heute lebt er in Köln. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Wladislaw Shdan, geboren 1923 in der russischen Region Altaj, wurde 1942 von der Polizei festgenommen und ins KZ Bialystock in Polen gebracht. Von dort ging es durch andere Durchgangslager, er wurde nach Bayreuth überführt und diente als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. 1945 wurde er durch die US-Armee befreit. Er lebt in Moskau.
    Wladislaw Shdan, geboren 1923 in der russischen Region Altaj, wurde 1942 von der Polizei festgenommen und ins KZ Bialystock in Polen gebracht. Von dort ging es durch andere Durchgangslager, er wurde nach Bayreuth überführt und diente als Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft. 1945 wurde er durch die US-Armee befreit. Er lebt in Moskau. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Horst Sommerfeld schrieb Fotograf Toscano folgende Worte: „Ich bin Dir so dankbar, dass du Dich dieser so wichtigen Sache verschrieben hast und mit Deinen Bildern gegen das Vergessen arbeitest. Von uns wird in nicht allzu langer Zeit keiner mehr davon sprechen können, was uns jeden Tag aufs Neue bewegt. Umso wichtiger ist es, eine junge Stimme für uns zu haben.“ Sommerfeld wurde 1922 im polnischen Zlotow (deutsch Flatow) geboren. Er wuchs in Berlin auf. Dort versteckte er sich zwei Jahre mit seiner Familie, anschließend wurden sie gefunden und nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern und Geschwister wurden dort getötet. Sommerfeld wurde später in die Lager Heidenheim/Schlossberg und Mühldorf-Ampfing gebracht und wurde durch die US-Armee befreit. Er lebt heute in Gelsenkirchen.
    Horst Sommerfeld schrieb Fotograf Toscano folgende Worte: „Ich bin Dir so dankbar, dass du Dich dieser so wichtigen Sache verschrieben hast und mit Deinen Bildern gegen das Vergessen arbeitest. Von uns wird in nicht allzu langer Zeit keiner mehr davon sprechen können, was uns jeden Tag aufs Neue bewegt. Umso wichtiger ist es, eine junge Stimme für uns zu haben.“ Sommerfeld wurde 1922 im polnischen Zlotow (deutsch Flatow) geboren. Er wuchs in Berlin auf. Dort versteckte er sich zwei Jahre mit seiner Familie, anschließend wurden sie gefunden und nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern und Geschwister wurden dort getötet. Sommerfeld wurde später in die Lager Heidenheim/Schlossberg und Mühldorf-Ampfing gebracht und wurde durch die US-Armee befreit. Er lebt heute in Gelsenkirchen. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Bar-Tor wurde 1922 im polnischen Tarnów geboren. Er wurde ins Ghetto Tarnów deportiert. 1946 fand er in Israel seine Heimat.
    Bar-Tor wurde 1922 im polnischen Tarnów geboren. Er wurde ins Ghetto Tarnów deportiert. 1946 fand er in Israel seine Heimat. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Gertrut Roche, geboren 1929 in Konstadt/Oberschlesien (heute Wolszyn in Polen) er- und überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück, Rechlin, Ochsenzollen und Hohensasel. Sie wurde von den Engländern befreit und fand ihre neue Heimat in Ingolstadt.
    Gertrut Roche, geboren 1929 in Konstadt/Oberschlesien (heute Wolszyn in Polen) er- und überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Ravensbrück, Rechlin, Ochsenzollen und Hohensasel. Sie wurde von den Engländern befreit und fand ihre neue Heimat in Ingolstadt. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Marcel D., geboren 1934 im polnischen Drohobycz, lebte ab 1942 mit seinen Eltern und Geschwistern im dortigen Ghetto. Sein Vater konnte einen Wärter bestechen – sie flohen in ein kleines Dorf in der Nähe ihres Heimatortes. Eine ukrainische Familie versteckte sie mit neun anderen Juden im August 1943. Im August 1944 wurden sie von der sowjetischen Armee befreit. Marcel D. musste nach dieser Zeit wieder das Laufen lernen und ging auf eine Ingenieurschule. 1961 ging er die Vereinigten Staaten; er arbeitet heute dort in einem Museum.
    Marcel D., geboren 1934 im polnischen Drohobycz, lebte ab 1942 mit seinen Eltern und Geschwistern im dortigen Ghetto. Sein Vater konnte einen Wärter bestechen – sie flohen in ein kleines Dorf in der Nähe ihres Heimatortes. Eine ukrainische Familie versteckte sie mit neun anderen Juden im August 1943. Im August 1944 wurden sie von der sowjetischen Armee befreit. Marcel D. musste nach dieser Zeit wieder das Laufen lernen und ging auf eine Ingenieurschule. 1961 ging er die Vereinigten Staaten; er arbeitet heute dort in einem Museum. © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Chana Borochowitz-Golany wurde 1930 im litauischen Tauroge geboren. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern wurde sie ins Ghetto Schaulay gebracht. Der Vater und eine der Schwestern wurden getötet. Sie wurde weiter ins KZ Stutthof deportiert. Hier wurden die Mutter und eine andre Schwester umgebracht. Heute lebt sie im israelischen Haifa
    Chana Borochowitz-Golany wurde 1930 im litauischen Tauroge geboren. Gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern wurde sie ins Ghetto Schaulay gebracht. Der Vater und eine der Schwestern wurden getötet. Sie wurde weiter ins KZ Stutthof deportiert. Hier wurden die Mutter und eine andre Schwester umgebracht. Heute lebt sie im israelischen Haifa © Luigi Toscano | www.luigi-toscano.de
    Anna Strishkowa wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren. Das Geburtsdatum ist unbekannt. Sie überlebte als Versuchskind von Dr. Mengele im KZ Auschwitz-Birkenau. Ihre Eltern wurden in dem Lager ermordet. Heute lebt sie in Kiew.
    Anna Strishkowa wurde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew geboren. Das Geburtsdatum ist unbekannt. Sie überlebte als Versuchskind von Dr. Mengele im KZ Auschwitz-Birkenau. Ihre Eltern wurden in dem Lager ermordet. Heute lebt sie in Kiew. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
    Walter Northmann wurde im polnischen Zabrze geboren. Wann, ist unbekannt. Er lebte in einem Schweizer Waisenhaus, Bruder und Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Der Vater überlebte das „Vorzeige“-KZ Theresienstadt und zog nach der Befreiung nach Berlin. Northmann lebt heute in der Stadt Haifa in Israel.
    Walter Northmann wurde im polnischen Zabrze geboren. Wann, ist unbekannt. Er lebte in einem Schweizer Waisenhaus, Bruder und Mutter wurden in Auschwitz ermordet. Der Vater überlebte das „Vorzeige“-KZ Theresienstadt und zog nach der Befreiung nach Berlin. Northmann lebt heute in der Stadt Haifa in Israel. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
    Daliah Miller wurde 1928 in Villingen geboren. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Auschwitz ermordet. Gemeinsam mit ihren Brüdern konnte sie sich durch einen Kindertransport in die Schweiz retten. Sie floh weiter nach Palästina. Sie lebt in Haifa.
    Daliah Miller wurde 1928 in Villingen geboren. Ihre Eltern und Großeltern wurden in Auschwitz ermordet. Gemeinsam mit ihren Brüdern konnte sie sich durch einen Kindertransport in die Schweiz retten. Sie floh weiter nach Palästina. Sie lebt in Haifa. © Luigi Toscano | Luigi Toscano
    Der Mannheimer Fotograf hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2017 an die UN appelliert, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und jegliche Form von Gewalt zu engagieren. „Gegen das Vergessen“ war vom 22. Januar bis zum 1. März im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York zu sehen.
    Der Mannheimer Fotograf hat anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar 2017 an die UN appelliert, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus und jegliche Form von Gewalt zu engagieren. „Gegen das Vergessen“ war vom 22. Januar bis zum 1. März im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York zu sehen. © dpa | William Volcov
    Seit mehrern Jahren fotografiert Toscano Holocaust-Überlebende und ist dafür in sechs Länder auf der ganzen Welt gereist. „Mir war es wichtig, nicht nur die jüdischen Opfer zu porträtieren, sondern alle, die vom Holocaust betroffen waren – sei es die Sinti und Roma, sei es die politisch Verfolgten, Homosexuellen, oder Zwangsarbeiter.“ Das Foto zeigt den Mannheimer mit Matthias Haß von der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, die die Ausstellung mit organisiert hat.
    Seit mehrern Jahren fotografiert Toscano Holocaust-Überlebende und ist dafür in sechs Länder auf der ganzen Welt gereist. „Mir war es wichtig, nicht nur die jüdischen Opfer zu porträtieren, sondern alle, die vom Holocaust betroffen waren – sei es die Sinti und Roma, sei es die politisch Verfolgten, Homosexuellen, oder Zwangsarbeiter.“ Das Foto zeigt den Mannheimer mit Matthias Haß von der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, die die Ausstellung mit organisiert hat. © dpa | Christina Horsten
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    Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass erstmals mehr Araber als Juden zwischen Mittelmeer und Jordan leben. Die entscheidende Frage ist also, ob eine Abgrenzung zwischen Israelis und Palästinensern, möglicherweise auch eine Zwei-Staaten-Lösung, ob also die Überwindung der Besatzung doch noch gelingt.

    Annäherung an bisher verfeindete arabische Golfstaaten

    Der Konflikt mit den Palästinensern beeinflusst schon jetzt das politische System, immer mehr anti-liberale Tendenzen werden sichtbar. Das wiederum bedroht die Einheit der Juden in aller Welt. „Um diese zu sichern, müssen wir zum Beispiel auch flexibler werden, wenn es darum geht, wer jüdisch ist“, spricht Uzi Dayan die strengen religiösen Regeln des Oberrabbinats an.

    Die Solidarität der Diaspora mit Israel wird umso wichtiger in Zeiten einer wachsenden Bedrohung durch den Iran. Experten gehen davon aus, dass ein offener Krieg gegen den Mullahstaat und seine verbündeten Milizen in Syrien und dem Libanon unausweichlich sein wird. Ein Krieg, in dem Tausende Raketen auf Israel fallen könnten, in dem die israelische Luftwaffe massiv zurückschlagen müsste.

    Die Machtausdehnung des Iran im Nahen Osten hat in den vergangenen Jahren immerhin dazu geführt, dass Israel inoffizielle Beziehungen zu den früher verfeindeten arabischen Golfstaaten geknüpft hat. „Die Welt hat begriffen, dass der Konflikt mit den Palästinensern nicht die wichtigste Auseinandersetzung in der Region ist“, sagt Dayan. Und er spielt damit auch auf die neue Linie der US-Regierung unter Donald Trump an.