Damaskus/New York. Neue Schreckensnachricht aus Syrien: Eine Militärbasis ist unter Raketenbeschuss geraten. Doch wer ist für den Angriff verantwortlich?

Eine Militärbasis in Homs im Westen Syriens ist von Raketen angegriffen worden. Das berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana in der Nacht zum Montag. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben, hieß es.

Die syrische Flugabwehr habe acht Raketen abgeschossen, sagte die Agentur unter Berufung auf Militärquellen. Zivilisten berichteten nach dem syrischen Fernsehen von lauten Explosionsgeräuschen in der Gegend. Unklar war zunächst, wer für den Beschuss verantwortlich war.

Russland wirft Israel Angriff auf syrische Militärbasis vor

Russland warf Israel vor, für den mutmaßlichen Angriff auf eine Militärbasis in Syrien verantwortlich zu sein. Zwei israelische Kampfflugzeuge vom Typ F-15 seien die Luftangriffe geflogen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das russische Vereidigungsministerium am Montag. Der Stützpunkt sei vom libanesischen Luftraum aus beschossen worden.

Auch das syrische Staatsfernsehen machte Israel für den Angriff verantwortlich, nachdem es zunächst berichtet hatte, der Angriff gehe sehr wahrscheinlich auf die USA zurück. Die Nachrichtenagentur Sana meldete unter Berufung auf Militärkreise der Angriff sei eine „israelische Aggression“ gewesen. Ein israelischer Militärsprecher sagte, er könne sich zu den Angaben nicht äußern.

Libanesischen Medien zufolge hatten Bewohner nahe der südöstlichen Grenze zu Syrien in den frühen Morgenstunden von Kampfjets im Luftraum berichtet, was möglicherweise auf einen Angriff aus Israel hindeuten könnte.

Rettungskräfte vermuten Giftgaseinsatz in syrischer Stadt Duma

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    USA weisen Verantwortung zurück

    Das Pentagon dementierte Gerüchte in den sozialen Medien, dass es sich bei dem Raketenbeschuss auf die Militärbasis in Homs um einen US-Angriff handeln könnte. „Derzeit führt das Verteidigungsministerium keine Luftschläge in Syrien aus“, sagte ein Pentagon-Sprecher. Nichtsdestotrotz werde die Situation genau beobachtet. Das Pentagon unterstütze die laufenden diplomatischen Anstrengungen, um die Verantwortlichen für den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien und anderswo zur Verantwortung zu ziehen.

    Auch Frankreich war nach eigenen Angaben nicht an der Bombardierung einer Militärbasis beteiligt. „Wir waren es nicht“, sagte ein Sprecher des französischen Generalstabs am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Der Generalstab war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

    Giftgasanschlag auf Ost-Ghuta

    Der Raketenangriff folgt auf Berichte über

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    , bei dem am Samstag mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden sein sollen.

    Mit dem mutmaßlichen Chemiewaffenangriff befasst sich der UN-Sicherheitsrat am Montag. Die USA beantragten eine Dringlichkeitssitzung mit acht weiteren Staaten, darunter auch die ständigen Ratsmitglieder Frankreich und Großbritannien. Auf Antrag Russlands soll es noch ein separates zweites Treffen geben.

    US-Präsident Donald Trump und sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron hatten am Sonntag zu den Ereignissen in Syrien telefoniert, wie das Weiße Haus und der Elyséepalast mitteilten. Die beiden Staatsmänner hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff scharf kritisiert und sich darauf verständigt, dass die syrische Führung um Präsident Baschar al-Assad zur Verantwortung gezogen werden müsse.

    Bundesregierung vermutet syrische Regierung hinter Chemiewaffeneinsatz

    Die Bundesregierung vermutet die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hinter dem mutmaßlichen Chemiewaffeneinsatz in der Stadt Duma. „Die Verantwortlichen für den Einsatz von Giftgas, für die gezielte Bombardierung ziviler medizinischer Infrastruktur, müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. „Und auch bei diesem Giftgaseinsatz deuten die Umstände auf die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes hin.“

    Seibert betonte, ein so schwerwiegender Verstoß gegen das Völkerrecht „darf nicht ungesühnt bleiben“. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes erklärte: „Bei solchen abscheulichen Taten, da darf es keine Straflosigkeit geben.“

    Ohne die Unterstützung Russlands und des Irans könne die syrische Regierung seinen Kurs einer rein militärischen Lösung des Konflikts nicht verfolgen, sagte Seibert. Beide Länder seien deshalb in der Verantwortung, dem Regime Einhalt zu gebieten. „Russland muss seine Blockadehaltung im UN-Sicherheitsrat mit Blick auf eine Untersuchung von Chemiewaffeneinsätzen in Syrien aufgeben.“

    Rebellen ziehen aus Duma ab

    Allerdings gab es zunächst keine stichhaltigen Beweise dafür, dass der mutmaßliche Giftgaseinsatz auf das Konto Assads geht. Russland und der Iran weisen die Vorwürfe etwa zurück.

    „Sie haben sich darauf verständigt, Informationen zur Art der Attacke auszutauschen und eine starke, gemeinsame Reaktion zu koordinieren“, hieß es vom Weißen Haus nach dem Telefonat. Man wolle gemeinsame Aktionen und Initiativen mit dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen koordinieren, hieß es aus dem Elyséepalast.

    Syrische Rebellen und Zivilisten begannen unterdessen ihren Abzug aus der Stadt Duma, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntagabend mitteilte. Die Evakuierung der Stadt, die von der islamistischen Rebellengruppe Dschaisch al-Islam („Armee des Islams“) kontrolliert wird, war mit russischer Hilfe ausgehandelt worden. Laut einem Bericht der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana sollten die Kämpfer und ihre Familien mit Bussen in die nordsyrische Stadt Dscharablus gebracht werden.

    Berlin in großer Sorge

    Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian verurteilte die Angriffe der syrischen Armee auf die Rebellen-Hochburg Ost-Ghuta scharf. Er sei in „extremer Sorge“ angesichts von Berichten über einen neuerlichen Einsatz chemischer Waffen, erklärte Le Drian am Sonntag in einer Mitteilung. Frankreich werde im Kampf gegen die Ausbreitung von Chemiewaffen „jede Verantwortung“ wahrnehmen, hieß es.

    Auch das Auswärtige Amt in Berlin äußerte sich in großer Sorge. „Sollte sich das bewahrheiten, worauf im Moment vieles hindeutet, dann hat das Regime – fast auf den Tag genau ein Jahr nach Khan Sheikhoun – erneut international geächtete Waffen eingesetzt und Unschuldige auf grausame Art und Weise getötet. Dies verurteilen wir auf das Schärfste“, teilte ein Sprecher am Sonntag mit. (dpa)