Berlin. 180-Grad-Kehrtwende in Sachen Asylpolitik: Heute fordert Gauland geschlossene Grenzen. Vor 25 Jahren hörte sich das noch anders an.

Alexander Gauland, heute nicht für seine offene Asylpolitik und Fremdenfreundlichkeit bekannt, tickte einst offenbar ganz anders. Vor 25 Jahren jedenfalls forderte der heutige AfD-Politiker eine „offene und tolerante Gesellschaft“ und eine „pragmatische und humane Einwanderungspolitik“.

So steht es in einem Aufruf, den die „Frankfurter Rundschau“ (FR) vor 25 Jahren druckte und den der Linken-Politiker Willi van Ooyen laut FR aus seinem Archiv hervorgekramt hat. Einer der Unterzeichner: Alexander Gauland.

Im Jahr 1993 forderte er demnach mit seiner Unterschrift eine Asylpolitik mit „Selbstverpflichtung zur Generosität“ und ein Staatsbürgergesetz, „das der Tatsache einer (…) multikulturellen Gesellschaft Rechnung trägt – in einer Republik, die als offene Gesellschaft das ,völkische’ Selbstverständnis hinter sich gelassen hat“.

Auch Marcel Reich-Ranicki und Joschka Fischer unterzeichneten

Besagte Anzeige erschien am 16. Februar 1993. Als Überschrift sind darauf folgende Sätze zu lesen. „Zu verteidigen ist die offene und tolerante Gesellschaft. Zu gewinnen ist ein modernes und europafähiges Deutschland. Nötig ist eine pragmatische und humane Einwanderungspolitik.“

Schaut man auf Gaulands heutige Politik und den Wunsch seiner Partei nach „umfassenden Grenzkontrollen“ und „einer grundsätzlichen Zurückweisung von unberechtigtem Grenzübertritt“, so muss man sagen: ein klarer Widerspruch.

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    Neben Gauland haben den Aufruf damals unter anderem auch der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit, der damalige hessische Umweltminister Joschka Fischer, Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki und Ignaz Bubis vom Zentralrat der Juden unterschrieben.

    Gauland – heute Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag – war 1993 übrigens Geschäftsführer der „Märkischen Allgemeine“. (sdo)