Istanbul. Zum ersten Mal meldet sich die Familie eines 73-jährigen Deutschen zu Wort: Der Mann sitze seit August in Isolationshaft in der Türkei.

Nach der Freilassung des „Welt“-Korrespondenten Deniz Yücel aus türkischer Haft bitten die Angehörigen eines weiteren inhaftierten Deutschen die Bundesregierung um mehr Engagement in dessen Fall. Ihr 73-jähriger Vater Enver Altayli sitze seit mehr als einem halben Jahr wegen Terrorvorwürfen in Ankara in Isolationshaft, sagte Altaylis Tochter Zehra Der der Deutschen Presse-Agentur. Die Familie wende sich aus Verzweiflung über die andauernde Untersuchungshaft ohne Anklage erstmals an die Öffentlichkeit.

„Wir würden uns wünschen, dass die Bundesregierung stärker auf seine Entlassung aus der Untersuchungshaft hinwirkt und darauf, dass der Prozess beschleunigt wird“, sagte Zehra Der. Altayli wurde am 20. August in Antalya festgenommen, wo die Familie eine Ferienanlage betreibt. Sechs Tage später wurde U-Haft wegen Terrorvorwürfen gegen ihn verhängt. Er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Sincan in Ankara.

Einem Bericht der regierungsnahen türkischen Tageszeitung „Sabah“ zufolge war Enver Altayli zwischen 1968 und 1973 für den türkischen Geheimdienst „MIT“ tätig. Nach einigen Jahren im europäischen und sowjetischem Ausland, habe er 1986 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. In den 1980er und 1990er Jahren soll Altayli als Berater für die türkische Ministerpräsidenten Turgut Özal und später Süleyman Demirel gearbeitet haben. Die Sahab bezieht sich in ihrem Bericht auf das Verhörprotokoll, das der Zeitung offenbar zugespielt wurde.

Yücel: "Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack"

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