Warum das Treffen Trump/Kim zu einem Flop werden könnte
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Von Michael Backfisch
Berlin. Die Erwartungen an das Gipfeltreffen von Donald Trump und Kim Jong-un sind hoch. Doch entscheidende Fragen bleiben vorerst noch offen.
„There is no business like show business.“ Die alte Weisheit aus dem Unterhaltungsgeschäft gilt in diesen Tagen auch für die hohe Politik. Der angekündigte Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un klingt sensationell. Eine spektakuläre Annäherung angesichts des zurückliegenden Kriegs der Worte.
Trump hatte „Raketenmann“ Kim nach dessen Atomtests „Feuer und Wut“ angedroht. Der nordkoreanische Autokrat polterte daraufhin gegen den „geisteskranken, dementen US-Greis“. Rhetorische Torpedos testosterongesteuerter Staatenlenker.
Trump drohte Kim mit Militärschlag
Auf den ersten Blick ist der Gipfel eine Win-win-Situation. Trump kann die plötzliche Bereitschaft Kims zum Dialog als Ergebnis seiner unnachgiebigen Politik verkaufen. Die scharfen internationalen Sanktionen würden das steinzeitkommunistische Regime in die Enge treiben und zur Aufgabe seines Nuklearwaffenarsenals zwingen, so die Washingtoner Lesart.
Auch die Drohung, zur Not einen Militärschlag zu riskieren, verbuchen die Amerikaner als Erfolgsrezept. Trump, der „Dealmaker“, der erst eine monumentale Druckkulisse auffährt und dann den Triumph einfährt.
Welche Garantie verlangt Kim?
Kim wiederum kann sich als Chef des international geächteten Paria-Staats Nordkorea profilieren, der auf Augenhöhe mit der Supermacht USA verhandelt. Das ermöglicht ihm einen enormen Schub an Legitimität nach innen und außen. Und es öffnet die Tür für den Abbau der Sanktionen und möglicherweise Wirtschaftshilfe für das bettelarme Land. Die große Frage ist: Was verlangt Kim dafür als Sicherheitsgarantie?
Noch etwas anderes macht stutzig. Das Spitzentreffen basiert bislang auf Erwartungen. Washington und Pjöngjang spekulieren mit einer Wette auf die Zukunft – ohne zu wissen, welche Zugeständnisse die Gegenseite macht. Das Verfahren ist unüblich. Sowohl bei bilateralen als auch bei internationalen Gipfeln wird zunächst wochenlang sondiert, um auszuloten, wo Spielraum für Kompromisse ist. Erst in diesen Detailgesprächen erweist sich, ob das Tête-à-tête etwas bringt.
Kims Atomraketen als Knackpunkt
Das Risiko, dass sich die Zusammenkunft Trump/Kim als Flop erweist, ist hoch. Sollte es nicht zum Durchbruch kommen, droht eine Verhärtung der Standpunkte. Die Gefahr der Eskalation wäre danach höher als vorher.
Der Lackmustest, an dem sich alles entscheidet, ist das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm. Ist Kim wirklich zu einer Verschrottung seiner Kernwaffen bereit? Bis dato gibt es nur das Versprechen, das er angeblich gegenüber einer südkoreanischen Delegation gegeben hat.
Auch China mischt mit
In der Vergangenheit hatte der nordkoreanische Diktator sein Nuklearpotenzial als unverhandelbar bezeichnet und allenfalls ein Moratorium – also eine Festschreibung auf dem gegenwärtigen Niveau – angeboten. Langstreckenraketen und Atomsprengköpfe galten als seine Lebensversicherung. Kim wollte unter allen Umständen eine Militärintervention des Westens wie im Irak 2003 oder in Libyen 2011 vermeiden. Daher ist Skepsis angebracht.
Hinzu kommt: Was will China? Die Regierung in Peking hat immer wieder auf eine Regelung nach dem Motto „Freeze for freeze“ gedrungen. Das heißt: Nordkorea lässt von Nuklear- und Raketentests ab. Amerika und Südkorea verzichten im Gegenzug auf ihre gemeinsamen Manöver. Dahinter steckt das strategische Interesse Chinas, das US-Militär aus Südostasien herauszuhalten. Kaum vorstellbar, dass Pjöngjang die Wünsche des großen Nachbars nicht berücksichtigt.
Gleichwohl ist es richtig, dass Trump und Kim miteinander reden. Aber: Keine falschen Hoffnungen.