Berlin. Die Erwartungen an das Gipfeltreffen von Donald Trump und Kim Jong-un sind hoch. Doch entscheidende Fragen bleiben vorerst noch offen.

„There is no business like show ­business.“ Die alte Weisheit aus dem Unterhaltungsgeschäft gilt in diesen Tagen auch für die hohe Politik. Der angekündigte Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un klingt sensationell. Eine spektakuläre Annäherung angesichts des zurückliegenden Kriegs der Worte.

Trump hatte „Raketenmann“ Kim nach dessen Atomtests „Feuer und Wut“ angedroht. Der nordkoreanische Autokrat polterte daraufhin gegen den „geisteskranken, dementen US-Greis“. Rhetorische Torpedos testosterongesteuerter Staatenlenker.

Trump drohte Kim mit Militärschlag

Auf den ersten Blick ist der Gipfel eine Win-win-Situation. Trump kann die plötzliche Bereitschaft Kims zum Dialog als Ergebnis seiner unnachgiebigen Politik verkaufen. Die scharfen internationalen Sanktionen würden das steinzeitkommunistische Regime in die Enge treiben und zur Aufgabe seines Nuklearwaffenarsenals zwingen, so die Washingtoner Lesart.

Merkel: Treffen von Trump und Kim wäre "Hoffnungsschimmer"

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    Auch die Drohung, zur Not einen Militärschlag zu riskieren, verbuchen die Amerikaner als Erfolgsrezept. Trump, der „Dealmaker“, der erst eine monumentale Druckkulisse auffährt und dann den Triumph einfährt.

    Welche Garantie verlangt Kim?

    Kim wiederum kann sich als Chef des international geächteten Paria-Staats Nordkorea profilieren, der auf Augenhöhe mit der Supermacht USA verhandelt. Das ermöglicht ihm einen enormen Schub an Legitimität nach ­innen und außen. Und es öffnet die Tür für den Abbau der Sanktionen und möglicherweise Wirtschaftshilfe für das bettelarme Land. Die große Frage ist: Was verlangt Kim dafür als Sicherheitsgarantie?

    Noch etwas anderes macht stutzig. Das Spitzentreffen basiert bislang auf Erwartungen. Washington und Pjöngjang spekulieren mit einer Wette auf die Zukunft – ohne zu wissen, welche Zugeständnisse die Gegenseite macht. Das Verfahren ist unüblich. Sowohl bei bilateralen als auch bei internationalen Gipfeln wird zunächst wochenlang sondiert, um auszuloten, wo Spielraum für Kompromisse ist. Erst in diesen Detailgesprächen erweist sich, ob das Tête-à-tête etwas bringt.

    Kims Atomraketen als Knackpunkt

    Das Risiko, dass sich die Zusammenkunft Trump/Kim als Flop erweist, ist hoch. Sollte es nicht zum Durchbruch kommen, droht eine Verhärtung der Standpunkte. Die Gefahr der Eskalation wäre danach höher als vorher.

    Der Lackmustest, an dem sich alles entscheidet, ist das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm. Ist Kim wirklich zu einer Verschrottung seiner Kernwaffen bereit? Bis dato gibt es nur das Versprechen, das er angeblich gegenüber einer südkoreanischen Delegation gegeben hat.

    Auch China mischt mit

    In der Vergangenheit hatte der nordkoreanische Diktator sein Nuklearpotenzial als unverhandelbar bezeichnet und allenfalls ein Moratorium – also eine Festschreibung auf dem gegenwärtigen Niveau – angeboten. Langstreckenraketen und Atomsprengköpfe galten als seine Lebensversicherung. Kim wollte unter allen Umständen eine Militärintervention des Westens wie im Irak 2003 oder in Libyen 2011 vermeiden. Daher ist Skepsis angebracht.

    Hinzu kommt: Was will China? Die Regierung in Peking hat immer wieder auf eine Regelung nach dem Motto „Freeze for freeze“ gedrungen. Das heißt: Nordkorea lässt von Nuklear- und Raketentests ab. Amerika und ­Südkorea verzichten im Gegenzug auf ihre gemeinsamen Manöver. Dahinter steckt das strategische Interesse ­Chinas, das US-Militär aus Südostasien ­herauszuhalten. Kaum vorstellbar, dass Pjöngjang die Wünsche des großen Nachbars nicht berücksichtigt.

    Gleichwohl ist es richtig, dass Trump und Kim miteinander reden. Aber: Keine falschen Hoffnungen.

    Donald Trump: Schräge Fotomomente

    In seinem ersten Jahr als US-Präsident hat Donald Trump mit vielen Konventionen gebrochen – und mit seinem Verhalten für viel Aufsehen gesorgt. Das ging gleich gut los am Tag seiner Vereidigung: Als die Trumps am 20. Januar 2017 am Weißen Haus ankommen, um mit den Obamas vor der Zeremonie Tee zu trinken, lässt der künftige Präsident seine Frau Melania einfach stehen und geht schon mal die Stufen hinauf.
    In seinem ersten Jahr als US-Präsident hat Donald Trump mit vielen Konventionen gebrochen – und mit seinem Verhalten für viel Aufsehen gesorgt. Das ging gleich gut los am Tag seiner Vereidigung: Als die Trumps am 20. Januar 2017 am Weißen Haus ankommen, um mit den Obamas vor der Zeremonie Tee zu trinken, lässt der künftige Präsident seine Frau Melania einfach stehen und geht schon mal die Stufen hinauf. © REUTERS | Jonathan Ernst
    Eine der letzten Amtshandlungen des noch amtierenden Präsidenten Barack Obama und der scheidenden First Lady Michelle: der nächsten First Lady Melania das Gefühl geben, willkommen zu sein. Das Bild, das dabei entstand, sprach für viele Betrachter Bände.
    Eine der letzten Amtshandlungen des noch amtierenden Präsidenten Barack Obama und der scheidenden First Lady Michelle: der nächsten First Lady Melania das Gefühl geben, willkommen zu sein. Das Bild, das dabei entstand, sprach für viele Betrachter Bände. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
    War da was? Beim ersten Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim neuen US-Präsidenten am 17. März 2017 ist auf Videos vom Fototermin im Oval Office deutlich zu hören, wie die deutsche Regierungschefin Trump fragt, ob er fürs Foto Hände schütteln wolle. Tump schien Merkel zu ignorieren, dieses Bild sorgte für viel Aufsehen, nicht nur in Deutschland. Trump erklärte später, er habe Merkels Frage nicht gehört. Dass er ihr nicht die Hand geben wollte, war tatsächlich eine Überinterpretation vieler Medien – die beiden hatten sich an dem Tag bereits mehrmals Hände geschüttelt.
    War da was? Beim ersten Staatsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim neuen US-Präsidenten am 17. März 2017 ist auf Videos vom Fototermin im Oval Office deutlich zu hören, wie die deutsche Regierungschefin Trump fragt, ob er fürs Foto Hände schütteln wolle. Tump schien Merkel zu ignorieren, dieses Bild sorgte für viel Aufsehen, nicht nur in Deutschland. Trump erklärte später, er habe Merkels Frage nicht gehört. Dass er ihr nicht die Hand geben wollte, war tatsächlich eine Überinterpretation vieler Medien – die beiden hatten sich an dem Tag bereits mehrmals Hände geschüttelt. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
    In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft machte Donald Trumps eigenwillige Art, Hände zu schütteln, viele Schlagzeilen. Dass es noch eigenwilliger geht, bewiesen die Teilnehmer des Asean-Gipfels im philippinischen Manila dem US-Präsidenten. Sie haben den ganz besonderen Asean-Handshake. Und der stellte Trump zunächst vor mittelgroße Probleme.
    In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft machte Donald Trumps eigenwillige Art, Hände zu schütteln, viele Schlagzeilen. Dass es noch eigenwilliger geht, bewiesen die Teilnehmer des Asean-Gipfels im philippinischen Manila dem US-Präsidenten. Sie haben den ganz besonderen Asean-Handshake. Und der stellte Trump zunächst vor mittelgroße Probleme. © REUTERS | Jonathan Ernst
    Schließlich hatte es aber auch Trump verstanden.
    Schließlich hatte es aber auch Trump verstanden. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
    Für viel Spott nicht nur in den sozialen Medien sorgte ein Bild, dass bei Donald Trumps erster Auslandsreise als US-Präsident im saudi-arabischen Riad entstand: Bei der Eröffnungszeremonie für das „Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologie“ legten Trump (in Begleitung von First Lady Melania), der saudische König Salman bin Abdulaziz al-Saud (2.v.l.) und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi (l.) ihre Hände auf eine leuchtende Kugel. Das Bild könne sehr gut als Beleg für Verschwörungstheorien herhalten, witzelten viele Twitterer.
    Für viel Spott nicht nur in den sozialen Medien sorgte ein Bild, dass bei Donald Trumps erster Auslandsreise als US-Präsident im saudi-arabischen Riad entstand: Bei der Eröffnungszeremonie für das „Globale Zentrum für den Kampf gegen extremistische Ideologie“ legten Trump (in Begleitung von First Lady Melania), der saudische König Salman bin Abdulaziz al-Saud (2.v.l.) und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi (l.) ihre Hände auf eine leuchtende Kugel. Das Bild könne sehr gut als Beleg für Verschwörungstheorien herhalten, witzelten viele Twitterer. © picture alliance / abaca | dpa Picture-Alliance / AA/ABACA
    Gar nicht lustig fanden viele das, was Trump am 23. Mai 2017 nach seinem Besuch in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem im Gästebuch hinterließ.
    Gar nicht lustig fanden viele das, was Trump am 23. Mai 2017 nach seinem Besuch in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem im Gästebuch hinterließ. © REUTERS | Jonathan Ernst
    „Es ist eine große Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein – so fantastisch + werde es nie vergessen“, schrieb Trump, nachdem er mit Gattin Melania einen Kranz niedergelegt hatte. Viele hielten die Wortwahl Trumps dieses Ortes und Anlasses für völlig unangemessen.
    „Es ist eine große Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein – so fantastisch + werde es nie vergessen“, schrieb Trump, nachdem er mit Gattin Melania einen Kranz niedergelegt hatte. Viele hielten die Wortwahl Trumps dieses Ortes und Anlasses für völlig unangemessen. © REUTERS | POOL New
    Unangemessen ist auch eine treffende Beschreibung für Donald Trumps Aussage im Angesicht der französischen Première Dame Brigitte Macron:„Sie sind wirklich gut in Form“, sagte der 71-Jährige, als er im Juli 2017 zum ersten Mal die 64-jährige Frau des damals 39 Jahre alten französischen Präsidenten Emmanuel Macron (r., mit Melania Trump, 47) traf. Weite Teile der politisch interessierten Menschheit erlebten ein schweren Fall von Fremdscham.
    Unangemessen ist auch eine treffende Beschreibung für Donald Trumps Aussage im Angesicht der französischen Première Dame Brigitte Macron:„Sie sind wirklich gut in Form“, sagte der 71-Jährige, als er im Juli 2017 zum ersten Mal die 64-jährige Frau des damals 39 Jahre alten französischen Präsidenten Emmanuel Macron (r., mit Melania Trump, 47) traf. Weite Teile der politisch interessierten Menschheit erlebten ein schweren Fall von Fremdscham. © REUTERS | POOL New
    Unglaube und Spott waren verbreitete Reaktionen, als Präsident Trump am 21. August 2017 ohne Schutzbrille in die Sonne blickte, um die Sonnenfinsternis über den USA zu beobachten. First Lady Melania hatte auf die unzähligen Warnungen gehört und sah sich das Himmelsphänomen mit Schutzbrille an.
    Unglaube und Spott waren verbreitete Reaktionen, als Präsident Trump am 21. August 2017 ohne Schutzbrille in die Sonne blickte, um die Sonnenfinsternis über den USA zu beobachten. First Lady Melania hatte auf die unzähligen Warnungen gehört und sah sich das Himmelsphänomen mit Schutzbrille an. © picture alliance / abaca | dpa Picture-Alliance / Sachs Ron/CNP/ABACA
    Er ist kein eleganter Mann, soviel ist klar. Schon mehrfach haben Bilder wie dieses das Netz erfreut: Twitterer machen sich mit großem Vergnügen über die ungeschickte Haltung des Präsidenten beim Trinken lustig.
    Er ist kein eleganter Mann, soviel ist klar. Schon mehrfach haben Bilder wie dieses das Netz erfreut: Twitterer machen sich mit großem Vergnügen über die ungeschickte Haltung des Präsidenten beim Trinken lustig. © REUTERS | REUTERS / KEVIN LAMARQUE
    Kein bisschen witzig fanden die meisten Trumps Auftritt in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan, nachdem Hurrikan Maria das Außengebiet der USA verwüstet hatte. Der US-Präsident traf auf Bewohner und warf Küchenrollen in die Menge, als wären es Basketbälle.
    Kein bisschen witzig fanden die meisten Trumps Auftritt in Puerto Ricos Hauptstadt San Juan, nachdem Hurrikan Maria das Außengebiet der USA verwüstet hatte. Der US-Präsident traf auf Bewohner und warf Küchenrollen in die Menge, als wären es Basketbälle. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
    Der US-Präsident verabschiedete sich von Menschen in dem in weiten Teilen zerstörten Gebiet mit „have a good time“ – „schöne Zeit euch noch“.
    Der US-Präsident verabschiedete sich von Menschen in dem in weiten Teilen zerstörten Gebiet mit „have a good time“ – „schöne Zeit euch noch“. © REUTERS | REUTERS / JONATHAN ERNST
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