Berlin. Laut Amnesty sind im syrischen Afrin 93 Zivilisten durch türkische Artillerie umgekommen. Auch die kurdische YPG mache sich schuldig.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat dem türkischen Militär in Syrien und in geringerem Maß auch den kurdischen Volksschutzeinheiten YPG Angriffe auf Zivilisten vorgeworfen. Das türkische Militär beschieße den von den Kurdenmilizen gehaltenen Ort Afrin im Norden Syriens wahllos mit Artillerie, heißt es in einer Amnesty-Mitteilung.

Die kurdischen YPG-Einheiten würden ihrerseits den von türkischen Truppen besetzten syrischen Ort Azaz gut 20 Kilometer von Afrin entfernt mit Granaten und Raketen beschießen. In beiden Orten seien bereits Dutzende Zivilisten getötet worden, teilte Amnesty unter Berufung auf Augenzeugenberichte mit, die geprüft worden seien.

USA und Russland sollen Druck machen

Die türkische Armee hatte am 20. Januar eine Offensive im Norden Syriens begonnen. Das Gebiet wird von den YPG-Einheiten kontrolliert, die die Türkei für den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei hält und bekämpft. Die USA hingegen unterstützen die YPG im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“.

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    Amnesty rief die USA, Russland und andere Staaten auf, die Türkei und die YPG zu einem Ende der Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu drängen. „Berichte über den wahllosen Artilleriebeschuss von Dörfern und städtischen Wohngebieten sind äußerst beunruhigend. Der Einsatz von Artillerie und anderer nicht zielgenauer Waffen ist nach internationalem Recht verboten, und alle Seiten sollten solche Angriffe sofort einstellen“, forderte Amnesty.

    93 tote Zivilisten durch türkischen Beschuss

    In Afrin seien nach Angaben des kurdischen Roten Halbmonds bisher durch türkischen Beschuss 93 Zivilisten getötet und 313 verletzt worden. In Azaz hätten kurdische Angriffe nach diesen Angaben vier Zivilisten getötet und zahlreiche weitere verletzt. (dpa)