Berlin. Grünes Licht für den GroKo-Vertrag, Jubel für die neue „Generälin“. Der CDU-Parteitag hätte für Angela Merkel schlechter laufen können.

Es war keine leichte Parteitagsrede. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel musste ihrer Partei am Montag in Berlin Rechenschaft ablegen. Rechenschaft über das schlechteste Bundestagswahlergebnis seit 1949. Rechenschaft über eine so schleppende Regierungsbildung, wie es sie in Deutschland noch nie gegeben hat. Rechenschaft über den Verlust des Finanzministeriums an die SPD, sollte es denn überhaupt eine Neuauflage der großen Koalition geben.

Am Ende ging es gut aus für die Vorsitzende. Nur 27 Gegenstimmen gab es gegen den von ihr ausgehandelten Koalitionsvertrag. Ihr Vorschlag für den Posten der Generalsekretärin wurde mit Rekordergebnis gewählt. Ein großer Erfolg, doch der Weg dahin war lang.

Kramp-Karrenbauer war Merkels Coup

Angela Merkel ist seit 18 Jahren Vorsitzende der CDU. Sie weiß, dass es in der Partei in den vergangenen Monaten gärte. Und sie selbst mit ihrer Person und ihrem Kurs der Mitte im Zentrum der Kritik stand. So hatte sie vorgebaut: Mit dem Coup, die in der Partei beliebte saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer als neue Generalsekretärin vorzuschlagen.

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    Und vor dem Parteitag ein Personaltableau für eine CDU-Ministerriege zu präsentieren, das eine Erneuerung verspricht und den konservativen Flügel miteinbezieht. Es war eine der Hauptforderungen ihrer Kritiker. Beides hatte sie getan, erst am Sonntag präsentierte Merkel die überraschenden Auswahl ihrer CDU-Minister, trennte sich dabei von langjährigen Weggefährten und berief jüngere, teilweise auch unbekanntere Persönlichkeiten.

    Merkel erinnert ihre Partei an Verantwortung

    Dennoch, es waren keine einfachen Voraussetzungen für die Rede und die Zustimmung zu dem von ihr ausgehandelten Koalitionsvertrag. Die Parteichefin lieferte eine Stunde lang eine staatstragende Rede. Sie appellierte an das Selbstbewusstsein der Partei, vermied Angriffe auf den möglichen Koalitionspartner SPD, sagte lediglich, man habe in der Gesundheitspolitik einen „Irrweg“ verhindert.

    „Es liegt an uns“, gab sie den Delegierten mit. Die CDU trage „Verantwortung für das Land, Verantwortung für die Menschen, Verantwortung für die Zukunft“. Die vergangenen Wochen und Monate mit dem „Taktieren und selbstbezogene Herummosern“ seien „kein Ruhmesblatt für die Politik“ gewesen, stellte Merkel durchaus auch selbstkritisch fest. Politische Verantwortung gehe weit über Parteipolitik hinaus. „Es ist kein Spiel“, sagte sie mit Blick auf die Regierung, es gehe um mehr, als sich um Parteibefindlichkeiten zu kümmern. Es gehe „um das Schicksal unseres Vaterlandes“.

    „Wir haben auch viel durchgesetzt“

    Man darf annehmen, dass sie bei diesen Worten das Verhalten von FDP-Chef Christian Lindner vor Augen hatte, der sie bei den Jamaika-Verhandlungen im wahrsten Sinne des Wortes hat sitzen lassen.

    Doch Merkel blickte nach vorn: „Es liegt an uns, ob wir den Willen und die Bereitschaft ausstrahlen, dieses Land gestalten zu wollen. Es liegt an uns, dass unser Land in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs bleibt“. Bei den Koalitionsverhandlungen habe die CDU hart gerungen und habe Kompromisse eingehen müssen, sagte sie und fügte selbstbewusst hinzu: „Aber wir haben auch viel durchgesetzt.“

    Merkel hält in der Flüchtlingspolitik Kurs

    Sie verwies auf Einigungen etwa für Familien, bei der Bildung, Rente, Pflege und Gesundheit, bei der inneren Sicherheit wie auch der Digitalisierung. Merkel erwähnte auch die Migration, jenes Thema, das sie mit dem konservativen Flügel ihrer Partei entzweit hat. Eine Steuerung sei nötig, es müsse Konsequenzen für „Integrationsverweigerer“ geben. Eine grundsätzlich andere Politik in der Flüchtlingsfrage verkündete sie nicht.

    In der Partei hatte es nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen lautes Murren über die Abgabe des Finanzressorts an die SPD gegeben. „Auch ich empfinde den Verlust des Finanzressorts als schmerzhaft, wie sollte das anders ein“, erklärte die CDU-Chefin nun. Hätte man daran die Verhandlungen scheitern lassen sollen? „Meine Antwort ist ein klares Nein.“ Vielmehr müsse man nun das Wirtschaftsministerium zum „Kraftzentrum für soziale Marktwirtschaft“ machen. Der designierte Wirtschaftsminister Peter Altmaier sei der richtige Mann dafür.

    Kritik an Merkel hielt sich in Grenzen

    Es war keine flammende Rede der CDU-Chefin, der Beifall danach klang freundlich-versöhnlich. „Keine Parteitagsrede“, sagte ein NRW-Delegierter, ein anderer attestierte der Partei das Profil eines „abgefahrenen Reifens“. Reichlich Gesprächsbedarf gab es, über 50 Delegierte meldeten sich zu Wort. Doch die inhaltliche Kritik blieb stets moderat.

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      Gespannt wartete man auf die schärfsten Widersacher von Merkels Politik. Der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn argumentierte pragmatisch: „Man kann jetzt rumlamentieren oder etwas daraus machen“, sagte er und warb kämpferisch für den Koalitionsvertrag und somit für den Merkel-Kurs. „Eine gute Mischung auch aus erfahrenen und neuen Gesichter“, sagte der Vorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, auf die Frage, was er denn von der neuen Konstellation in Partei und Kabinett halte.

      Dank an die Minister-Verlierer

      Carsten Linnemann, Vertreter des liberalen Wirtschaftsflügels, erinnert daran, dass man konservative Positionen in einer möglichen Regierung nicht aufgeben dürfe. „Wir dürfen in zentralen Themen die Gestaltungshoheit nicht verlieren“, mahnte er.

      Doch zufrieden waren sie alle. Den Verlierern des Personalpuzzles, Thomas de Maizière und Hermann Gröhe, dankten die Delegierten mit Standing Ovations und rhythmischem Beifall. „Ich bleibe ein stolzer und fröhlicher Christdemokrat“, sagte de Maizière. Es hieß, es sei Merkel nicht leichtgefallen, die beiden nicht mehr einzubinden. Doch es seien jüngere Gesichter, mehr Frauen und nicht nur Unterstützer des Kurses der Kanzlerin nötig.

      Das ist Bundeskanzlerin Angela Merkel

      Seit November 2005 ist die gebürtige Hamburgerin Angela Merkel erste deutsche Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Wir zeigen Stationen im Leben von Angela Merkel.
      Seit November 2005 ist die gebürtige Hamburgerin Angela Merkel erste deutsche Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Wir zeigen Stationen im Leben von Angela Merkel. © imago/Xinhua | Luo Huanhuan
      Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg-Barmbek geboren. Noch im selben Jahr zog es die Familie allerdings in die DDR. Das Bild zeigt Angela Kasner im Alter von etwa zwei Jahren.
      Merkel wurde am 17. Juli 1954 in Hamburg-Barmbek geboren. Noch im selben Jahr zog es die Familie allerdings in die DDR. Das Bild zeigt Angela Kasner im Alter von etwa zwei Jahren. © imago stock&people | imago stock&people
      Der Heimatort von Angela Merkel: In Templin in Brandenburg wuchs die spätere Kanzlerin auf und beendete dort auch ihre Schullaufbahn.
      Der Heimatort von Angela Merkel: In Templin in Brandenburg wuchs die spätere Kanzlerin auf und beendete dort auch ihre Schullaufbahn. © imago stock&people | imago stock&people
      Angela Kasner (heute Angela Merkel) bereitet im Juli 1973 – nach ihrem Abitur – mit Freunden beim Camping im brandenburgischen Himmelpfort (damals DDR) auf der Feuerstelle ein Essen zu.
      Angela Kasner (heute Angela Merkel) bereitet im Juli 1973 – nach ihrem Abitur – mit Freunden beim Camping im brandenburgischen Himmelpfort (damals DDR) auf der Feuerstelle ein Essen zu. © dpa | Fotoreport
      Die Eltern von Angela Merkel im Oktober 2009: Horst Kasner (verstorben im Jahr 2011) war evangelischer Theologe, seine Frau Herlind Lehrerin für Latein und Englisch. Merkel hat zwei jüngere Geschwister: Bruder Marcus (geboren 1957) und Schwester Irene (geboren 1964).
      Die Eltern von Angela Merkel im Oktober 2009: Horst Kasner (verstorben im Jahr 2011) war evangelischer Theologe, seine Frau Herlind Lehrerin für Latein und Englisch. Merkel hat zwei jüngere Geschwister: Bruder Marcus (geboren 1957) und Schwester Irene (geboren 1964). © imago stock&people | imago stock&people
      Die Goethe-Schule in Templin, auf der Angela Merkel Schülerin war.
      Die Goethe-Schule in Templin, auf der Angela Merkel Schülerin war. © imago stock&people | imago stock&people
      Auch die Templiner Waldschule besuchte die spätere CDU-Politikerin. An der Erweiterten Oberschule in der 16.000-Einwohner-Stadt machte Merkel 1973 das Abitur – Notenschnitt: 1,0.
      Auch die Templiner Waldschule besuchte die spätere CDU-Politikerin. An der Erweiterten Oberschule in der 16.000-Einwohner-Stadt machte Merkel 1973 das Abitur – Notenschnitt: 1,0. © imago stock&people | imago stock&people
      1973 begann Merkel ihr Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1977 heiratete sie ihren Kommilitonen Ulrich Merkel, die Ehe hielt aber nur bis 1982. Merkel schloss ihr Studium 1978 mit ihrer Diplomarbeit ab. Thema: „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“, Note: sehr gut.
      1973 begann Merkel ihr Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. 1977 heiratete sie ihren Kommilitonen Ulrich Merkel, die Ehe hielt aber nur bis 1982. Merkel schloss ihr Studium 1978 mit ihrer Diplomarbeit ab. Thema: „Der Einfluß der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien“, Note: sehr gut. © imago | imago
      Angela Merkel im März 1990 mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Merkel war damals Mitglied des „DA“, des Demokratischen Aufbruchs, der mit der Ost-CDU koalierte.
      Angela Merkel im März 1990 mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Merkel war damals Mitglied des „DA“, des Demokratischen Aufbruchs, der mit der Ost-CDU koalierte. © imago/Frank Sorge | imago stock&people
      Angela Merkel im Mai 1990 als Stellvertretende Regierungssprecherin der Regierung Lothar de Maiziére. Im August trat der „DA“ gemeinsam mit der Ost-CDU der westdeutschen CDU bei.
      Angela Merkel im Mai 1990 als Stellvertretende Regierungssprecherin der Regierung Lothar de Maiziére. Im August trat der „DA“ gemeinsam mit der Ost-CDU der westdeutschen CDU bei. © imago stock&people | imago stock&people
      Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 holte Merkel in ihrem Wahlkreis einen klaren Sieg mit 48,5 Prozent der Erststimmen. Überraschend wurde die frisch gebackene Bundestagsabgeordnete wenig später von Bundeskanzler Helmut Kohl für einen Ministerposten nominiert.
      Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 holte Merkel in ihrem Wahlkreis einen klaren Sieg mit 48,5 Prozent der Erststimmen. Überraschend wurde die frisch gebackene Bundestagsabgeordnete wenig später von Bundeskanzler Helmut Kohl für einen Ministerposten nominiert. © imago stock&people | imago stock&people
      Am 18. Januar 1991 wurde Merkel als Ministerin für Frauen und Jugend vereidigt.
      Am 18. Januar 1991 wurde Merkel als Ministerin für Frauen und Jugend vereidigt. © imago stock&people | imago stock&people
      Im Dezember des Jahres wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt.
      Im Dezember des Jahres wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. © dpa | Klaus Franke
      Merkel und ihr Mentor Helmut Kohl beim CDU-Parteitag im November 1994.
      Merkel und ihr Mentor Helmut Kohl beim CDU-Parteitag im November 1994. © dpa | Tim Brakemeier
      Alte Bekannte: Angela Merkel und Horst Seehofer im März 1995. Merkel war von Helmut Kohl nach der Bundestagswahl 1994 zur Umweltministerin ernannt worden, Seehofer war zu dieser Zeit Bundesgesundheitsminister.
      Alte Bekannte: Angela Merkel und Horst Seehofer im März 1995. Merkel war von Helmut Kohl nach der Bundestagswahl 1994 zur Umweltministerin ernannt worden, Seehofer war zu dieser Zeit Bundesgesundheitsminister. © imago/Rainer Unkel | imago stock&people
      1998 heiratete Angela Merkel den Quantenmechaniker Joachim Sauer, den sie 1984 kennengelernt hatte. Sauer brachte zwei Söhne aus seiner ersten Ehe mit in die Partnerschaft. Die beiden sind bis heute verheiratet.
      1998 heiratete Angela Merkel den Quantenmechaniker Joachim Sauer, den sie 1984 kennengelernt hatte. Sauer brachte zwei Söhne aus seiner ersten Ehe mit in die Partnerschaft. Die beiden sind bis heute verheiratet. © REUTERS | REUTERS / MICHAELA REHLE
      Die Schlappe der CDU bei der Bundestagswahl 1998 bedeutete für Merkel indirekt einen Aufstieg. Wolfgang Schäuble beerbte Helmut Kohl als Parteivorsitzender – und ernannte Merkel zur Generalsekretärin.
      Die Schlappe der CDU bei der Bundestagswahl 1998 bedeutete für Merkel indirekt einen Aufstieg. Wolfgang Schäuble beerbte Helmut Kohl als Parteivorsitzender – und ernannte Merkel zur Generalsekretärin. © imago stock&people | imago stock&people
      1999 wurde die CDU-Spendenaffäre bekannt – und Merkel übte ohne Absprache mit Schäuble offen Kritik an Helmut Kohl. Sie erntete für diesen Schritt viel Kritik, wurde „Nestbeschmutzerin“ genannt, bekam aber auch viel Zuspruch. Als auch Schäuble durch die Affäre immer mehr belastet wurde und zurücktreten musste, war Merkel eine der wenigen unbelasteten Nachfolge-Optionen.
      1999 wurde die CDU-Spendenaffäre bekannt – und Merkel übte ohne Absprache mit Schäuble offen Kritik an Helmut Kohl. Sie erntete für diesen Schritt viel Kritik, wurde „Nestbeschmutzerin“ genannt, bekam aber auch viel Zuspruch. Als auch Schäuble durch die Affäre immer mehr belastet wurde und zurücktreten musste, war Merkel eine der wenigen unbelasteten Nachfolge-Optionen. © imago stock&people | imago stock&people
      Am 10. April 2000 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen zur Bundesvorsitzenden der Christdemokraten gewählt.
      Am 10. April 2000 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen zur Bundesvorsitzenden der Christdemokraten gewählt. © REUTERS | Michael Urban
      Edmund Stoiber und Angela Merkel im Januar 2002: Bei der Bundestagswahl im September des Jahres erhielten SPD und Grüne zusammen 306 von 603 Sitzen – Unions-Kanzlerkandidat Stoiber hatte keine Chance, SPD-Chef Gerhard Schröder blieb Kanzler. Merkel buhlte mit Friedrich Merz um den Fraktionsvorsitz der Union – schließlich soll Stoibers Unterstützung Merkel den Zuschlag gesichert haben.
      Edmund Stoiber und Angela Merkel im Januar 2002: Bei der Bundestagswahl im September des Jahres erhielten SPD und Grüne zusammen 306 von 603 Sitzen – Unions-Kanzlerkandidat Stoiber hatte keine Chance, SPD-Chef Gerhard Schröder blieb Kanzler. Merkel buhlte mit Friedrich Merz um den Fraktionsvorsitz der Union – schließlich soll Stoibers Unterstützung Merkel den Zuschlag gesichert haben. © imago stock&people | imago stock&people
      Christian Wulff (l.), damaliger niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat, Angela Merkel und Edmund Stoiber im Januar 2003: In diesem Jahr gab es CDU-Wahlerfolge bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Das stärkte die Position und den Einfluss der Oppositionsführerin Merkel im Bundestag.
      Christian Wulff (l.), damaliger niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat, Angela Merkel und Edmund Stoiber im Januar 2003: In diesem Jahr gab es CDU-Wahlerfolge bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Das stärkte die Position und den Einfluss der Oppositionsführerin Merkel im Bundestag. © imago stock&people | imago stock&people
      2004 endete unter anderem die Amtszeit von Johannes Rau als Bundespräsident. Wolfgang Schäuble brachte sich für die Nachfolge in Stellung, wurde unter anderem von Friedrich Merz unterstützt. Am Ende wurde Horst Köhler (Mitte) gewählt, der als Kandidat Merkels galt.
      2004 endete unter anderem die Amtszeit von Johannes Rau als Bundespräsident. Wolfgang Schäuble brachte sich für die Nachfolge in Stellung, wurde unter anderem von Friedrich Merz unterstützt. Am Ende wurde Horst Köhler (Mitte) gewählt, der als Kandidat Merkels galt. © imago stock&people | imago stock&people
      Die SPD-Wahlschlappe in NRW im Mai 2005 veranlasste die Sozialdemokraten, eine vorgezogene Neuwahl des Bundestages anzustreben. Am 30. Mai entschieden sich CDU und CSU für Angela Merkel als Kandidatin.
      Die SPD-Wahlschlappe in NRW im Mai 2005 veranlasste die Sozialdemokraten, eine vorgezogene Neuwahl des Bundestages anzustreben. Am 30. Mai entschieden sich CDU und CSU für Angela Merkel als Kandidatin. © imago/Hermann J. Knippertz | imago stock&people
      Die Kombo zeigt Fernsehbilder des TV-Duells am 4. September 2005 zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel in Berlin.
      Die Kombo zeigt Fernsehbilder des TV-Duells am 4. September 2005 zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel in Berlin. © dpa | Alexander Rüsche
      Die „Bild“-Zeitung vom 11. Oktober 2005: Die Wahl im September hatte kein allzu eindeutiges Resultat geliefert, schließlich einigten sich Union und SPD am 10. Oktober auf eine Große Koalition – mit Kanzlerin Merkel.
      Die „Bild“-Zeitung vom 11. Oktober 2005: Die Wahl im September hatte kein allzu eindeutiges Resultat geliefert, schließlich einigten sich Union und SPD am 10. Oktober auf eine Große Koalition – mit Kanzlerin Merkel. © imago stock&people | imago stock&people
      Angela Merkel gibt am 22. November 2005 gegenüber dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert den Amtseid im Bundestag ab.
      Angela Merkel gibt am 22. November 2005 gegenüber dem Bundestagspräsidenten Norbert Lammert den Amtseid im Bundestag ab. © dpa | Peer Grimm
      Auch Amtsvorgänger Gerhard Schröder gehörte zu den Gratulanten.
      Auch Amtsvorgänger Gerhard Schröder gehörte zu den Gratulanten. © dpa | Michael Hanschke
      Die Kanzlerin fiebert mit, als „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist: Angela Merkel beim Achtelfinale der Fußball-WM 2006 zwischen Gastgeber Deutschland und Schweden in München.
      Die Kanzlerin fiebert mit, als „die Welt zu Gast bei Freunden“ ist: Angela Merkel beim Achtelfinale der Fußball-WM 2006 zwischen Gastgeber Deutschland und Schweden in München. © imago stock&people | imago stock&people
      Angela Merkel bekommt in Juni 2007 Blumen von José Manuel Barroso, dem damaligen Präsidenten der Europäische Kommission. 2007 trat Merkel erstmals die EU-Ratspräsidentschaft an.
      Angela Merkel bekommt in Juni 2007 Blumen von José Manuel Barroso, dem damaligen Präsidenten der Europäische Kommission. 2007 trat Merkel erstmals die EU-Ratspräsidentschaft an. © imago stock&people | imago stock&people
      Die deutsch-französischen Beziehungen wurden unter Merkel, hier im Jahr 2007, wieder intensiver. Vor allem ihr Verhältnis zum damaligen Staatspräsident Nicolas Sarkozy war sehr eng. „Merkozy“ hielt als fester Begriff Einzug in die europäischen Medien.
      Die deutsch-französischen Beziehungen wurden unter Merkel, hier im Jahr 2007, wieder intensiver. Vor allem ihr Verhältnis zum damaligen Staatspräsident Nicolas Sarkozy war sehr eng. „Merkozy“ hielt als fester Begriff Einzug in die europäischen Medien. © imago stock&people | imago stock&people
      Und auch das Verhältnis zum aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron kann sich sehen lassen.
      Und auch das Verhältnis zum aktuellen französischen Präsidenten Emmanuel Macron kann sich sehen lassen. © dpa | Michael Kappeler
      2008 hielt Merkel dann auch Einzug ins Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in London. Später kamen noch weitere Figuren hinzu für Ausstellungen in Berlin und Amsterdam.
      2008 hielt Merkel dann auch Einzug ins Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds in London. Später kamen noch weitere Figuren hinzu für Ausstellungen in Berlin und Amsterdam. © imago/Paulo Amorim | imago stock&people
      Bei der Bundestagswahl im September 2009 erhielten Union und FDP die notwendige Mehrheit der Stimmen für eine schwarz-gelbe Koalition. Merkel trat ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin an – einer ihrer Stellvertreter in dieser Legislaturperiode war Guido Westerwelle.
      Bei der Bundestagswahl im September 2009 erhielten Union und FDP die notwendige Mehrheit der Stimmen für eine schwarz-gelbe Koalition. Merkel trat ihre zweite Amtszeit als Kanzlerin an – einer ihrer Stellvertreter in dieser Legislaturperiode war Guido Westerwelle. © imago stock&people | imago stock&people
      Im Juni 2011 erhielt Merkel aus den Händen von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung, die die USA zu vergeben haben – und nur eine von etlichen Ehrungen, die Merkel zuteil wurden.
      Im Juni 2011 erhielt Merkel aus den Händen von US-Präsident Barack Obama die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung, die die USA zu vergeben haben – und nur eine von etlichen Ehrungen, die Merkel zuteil wurden. © imago stock&people | imago stock&people
      Eine ihrer tiefgreifendsten Entscheidungen traf die Kanzlerin im Jahr 2011: Nach der Atomkatastrophe von Fukushima verkündete sie den schnellen Atomausstieg der Bundesregierung.
      Eine ihrer tiefgreifendsten Entscheidungen traf die Kanzlerin im Jahr 2011: Nach der Atomkatastrophe von Fukushima verkündete sie den schnellen Atomausstieg der Bundesregierung. © imago stock&people | imago stock&people
      Im Wahlkampf 2009 war sie noch dafür eingetreten, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Es gab viel Kritik, auch parteiintern, der Großteil der Bevölkerung trug die Entscheidung allerdings mit.
      Im Wahlkampf 2009 war sie noch dafür eingetreten, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern. Es gab viel Kritik, auch parteiintern, der Großteil der Bevölkerung trug die Entscheidung allerdings mit. © dpa | Michael Kappeler
      Der Start von Merkels dritter Amtszeit: Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 den Einzug in den Bundestag verpasst hatte, einigten sich die Parteispitzen Sigmar Gabriel (SPD), Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) auf eine Große Koalition.
      Der Start von Merkels dritter Amtszeit: Nachdem die FDP bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 den Einzug in den Bundestag verpasst hatte, einigten sich die Parteispitzen Sigmar Gabriel (SPD), Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) auf eine Große Koalition. © imago stock&people | imago stock&people
      Merkel lässt sich im September 2015 nach dem Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Berlin für ein Selfie zusammen mit dem Flüchtling Shaker Kedida aus Mossul (Irak) fotografieren.
      Merkel lässt sich im September 2015 nach dem Besuch einer Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Berlin für ein Selfie zusammen mit dem Flüchtling Shaker Kedida aus Mossul (Irak) fotografieren. © dpa | Bernd von Jutrczenka
      Für ihre Reaktionen auf die Griechenlandkrise, die Flüchtlingskrise und die Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ ehrte das Time Magazine Angela Merkel als „Person of the Year 2015“. Vor der so betitelten „Kanzlerin der freien Welt“ hatten nur drei Deutsche diese Auszeichnung erhalten.
      Für ihre Reaktionen auf die Griechenlandkrise, die Flüchtlingskrise und die Bedrohung durch den „Islamischen Staat“ ehrte das Time Magazine Angela Merkel als „Person of the Year 2015“. Vor der so betitelten „Kanzlerin der freien Welt“ hatten nur drei Deutsche diese Auszeichnung erhalten. © Time Magazine | Time Magazine
      Angela Merkel heute: In der Flüchtlingskrise blieb sie ihrem liberalen Kurs treu, trotz großer Kritik von Unionspolitikern und einigen EU-Ländern.
      Angela Merkel heute: In der Flüchtlingskrise blieb sie ihrem liberalen Kurs treu, trotz großer Kritik von Unionspolitikern und einigen EU-Ländern. © dpa | Ralf Hirschberger
      Das einzige TV-Duell zwischen Angela Merkel und ihrem Kontrahenten Martin Schulz (SPD) vor der Bundestagswahl 2017: Der Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenkandidaten wurde live im ZDF, in der ARD, bei RTL und Sat.1 am 3. September 2017 übertragen.
      Das einzige TV-Duell zwischen Angela Merkel und ihrem Kontrahenten Martin Schulz (SPD) vor der Bundestagswahl 2017: Der Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenkandidaten wurde live im ZDF, in der ARD, bei RTL und Sat.1 am 3. September 2017 übertragen. © REUTERS | HANDOUT
      Aber auch Schulz konnte Merkel nicht gefährlich werden. Auch wenn sie mit 33 Prozent ein schlechteres Ergebnis als bei der Wahl 2013 holte, konnte Merkels Union die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen.
      Aber auch Schulz konnte Merkel nicht gefährlich werden. Auch wenn sie mit 33 Prozent ein schlechteres Ergebnis als bei der Wahl 2013 holte, konnte Merkels Union die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen. © dpa | Wolfgang Kumm
      Sechs Monate nach der Bundestagswahl, am 14. März, haben die Abgeordneten Angela Merkel als Kanzlerin wiedergewählt. Für die CDU-Vorsitzende ist es die vierte Amtszeit.
      Sechs Monate nach der Bundestagswahl, am 14. März, haben die Abgeordneten Angela Merkel als Kanzlerin wiedergewählt. Für die CDU-Vorsitzende ist es die vierte Amtszeit. © dpa | Michael Kappeler
      Sie nahm die Wahl an.
      Sie nahm die Wahl an. © dpa | Kay Nietfeld
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      Kramp-Karrenbauer war der Star

      So kam das Aus. Es ist die unschöne Seite der Politik, die Menschliches hinter Machtfragen zurücktreten lässt. Hätte Merkel an ihren langjährigen Weggefährten festgehalten, wäre sie selbst ins Straucheln gekommen.

      Der eigentliche Star des Parteitags war die eher spröde Kramp-Karrenbauer, genannt AKK. Sie streichelte mit einer kämpferischen Rede die Seele der Partei. „Es steht mehr auf dem Spiel als nur die Frage, wie fühlen wir uns als Partei mit uns selbst.“ Die Parteien müssten Antworten auf die Frage liefern, wie man Menschen in unruhiger Zeit Stabilität biete. Die „stillen Helden“ seien im Übrigen die Aktivisten, die auch Flugblätter verteilten. „Deshalb ist es Zeit, etwas zurückzugeben.“

      „Ich kann, ich will und ich werde“

      Damit begründete die 55-Jährige ihren Schritt, aus einem Regierungsamt heraus einen Parteiposten zu übernehmen. Sie habe sich gefragt, wo ihre Verantwortung sei. „Ich kann, ich will und ich werde“, sei die Antwort gewesen. Für Sätze wie „Wenn ich in dem Moment, wo ich regieren kann, erkläre: lieber nicht regieren, als falsch regieren. Wenn das alle Handwerker in diesem Land machen würden – ganz Deutschland würde in Schutt und Asche liegen“ feierte sie der Parteitag.

      „Der Star ist die Mannschaft, der Star ist die CDU“, sagte sie unter dem Jubel der Delegierten. Es gehe nicht um Personen. Dass Politik entscheidend von Personen lebt, das weiß auch die Saarländerin. Doch alles zu seiner Zeit. Am Ende stimmten nur neun Delegierte gegen sie. Ein Rekordergebnis von 98,9 Prozent.

      Das beste Resultat, seitdem es bei der CDU den Posten eines Generalsekretärs gibt. Merkel strahlte. Die Partei hat ihren Befreiungsschlag mehr als gewürdigt. Es war auch der Anfang eines Lebewohls.